Logbuch vom 09.03.2025

Wir befinden uns heute, am Sonntag, den 9. März 2025, um 21:00 Uhr BZ (23:00 Uhr UTC) auf der Position 38°18’N; 032°26’W. Bei Wind SW um 3-4 Bft laufen wir ca. 6 kn auf einem Kurs von 080° über Grund unter Segeln mit Maschinenunterstützung. Die See ist sehr ruhig, die Schiffsbewegungen mäßig. Im Warmsektor des heranziehenden Tiefs sind die Temperaturen angenehm, jedoch regnet es beständig.

Die letzten Tage waren geprägt von Hochdruckwetter. Während wir Freitag bei leichter Schichtbewölkung durch den Kern des Hochs motoren mussten, konnten wir ab Samstagnachmittag bis heute Abend unter Vollzeug ohne Maschine segeln. Dabei war die See schwach bis mäßig bewegt, die Sonne schien und es war mit etwa 17 °C Lufttemperatur angenehm warm. Alle an Bord genossen die schönen Segeltage.

Gestern, pünktlich zum traditionellen Besanschot-An, bekam die Thor Heyerdahl erneut Besuch von Neptun mit seiner Gattin Thetis und ihrem Gefolge. Sie hatten wohl den Verdacht gehegt, dass an Bord noch mehrere nicht getaufte staubgeborene Luftatmer den Atlantik überquerten. In der Tat wurden sie fündig und führten zur Freude der gesamten Bordbesatzung (inkl. der Täuflinge) die notwendigen Verrichtungen zur Aufnahme in den Club der Atlantik-Überquerer/-innen durch.

Diese Festivität mündeten in ein sehr stimmungsvolles Besanschot-An, bei dem zunächst bei der Versteigerung des Inhalts der Lost-and-Found Kiste auch mehrere künstlerische Darstellungen der Thor Heyerdahl von unserem Bordmaler Klaus unter den Hammer kamen. Danach wurden verschiedene Musikstücke aufgeführt und Texte dargeboten. Eine Schüler/-innenversammlung zum Thema Landaufenthalt Azoren rundete den Nachmittag ab. Am Abend war erneut das Bordkino der Thor geöffnet und sorgte für Spaß und Zerstreuung.

Der heutige Sonntag sah voll mit Schülerinnen und Schülern besetzte Seewachen, während gleichzeitig eine Brotbackschaft stattfand und von Jeanne ein Referat zum Thema „Wetterphänomene“ gehalten wurde. Leider schlief der Segelwind im Laufe des Nachmittags entgegen der Prognosen weitgehend ein, so dass wir momentan wieder die Hauptmaschine zur Unterstützung benötigen, um rechtzeitig vor dem herannahenden Schwerwetter unser Ziel Horta zu erreichen.

Auf den Azoren erwartet die Schüler/-innen mit dem letzten langen Landaufenthalt ein vielseitiges Programm. Auf diesem abgeschiedenen, mitten im Atlantik gelegenen Archipel ist unter anderem geplant, auf den Spuren der alten Walfangtradition vor Ort diese beeindruckenden Tiere zu beobachten und den höchsten Berg Portugals, den Pico, zu besteigen. In einer mehrtägigen Kleingruppenexpedition und einem 24 stündigen Solo, in dem die Jugendlichen (unter Betreuung) für sich alleine draußen unterwegs sind, stehen Erfahrungen in der Natur, in der Gruppe und mit sich selbst im Fokus. Natürlich wird an Arbeitstagen auch unser Schiff gemeinsam instandgehalten, um für den großen Schlag Richtung Heimathafen Kiel vorbereitet zu sein.

In der Schüler-/innenversammlung wurde beschlossen, die Handys am 12., 13. und 25.3. auszugeben.

Wir planen, am kommenden Dienstagmorgen Ortszeit nach Horta einzulaufen. Bis dahin sind es noch ca. 180 Seemeilen.

Johannes Schiller, Kapitän und Jakob Frühmann, Projektleiter an Bord