Bootsmannspraktikum

Auf der Thor haben wir jede Etappe die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen. Entweder bei unserem Maschinist Willhelm, bei unseren Proviantmeisterinnen Veronika und Celine, oder bei unserem Bootsmann Simon. Ich habe letzte Etappe (Kap Verden – Azoren) einen Praktikumsplatz mit Hanno beim Bootsmann bekommen. Simon ist für den Innenausbau der Thor, alles an der Takelage (alles an den Segeln) und an Deck zuständig. The Lord of the Rigg und der Last. Wenn zum Beispiel an irgendeinem Segel ein Schaden ist, kommt Simon sofort, um es zu reparieren. Genau das fasziniert mich am Job des Bootsmanns.

Das Praktikum ist dreitägig. Wir haben zwei verschiedene Tagesabläufe. Der eine ist der Unterrichtstag, an dem man den ganzen Tag bis 17.00 Uhr Unterricht hat. Der andere ist der Wachtag. Diese beiden Tagesabläufe wechseln sich für jeden immer ab. Hanno und ich hatten letzte Etappe dreimal statt einem Wachtag einen Tag Praktikum.

Tag 1

Um 07:30 Uhr werden wir geweckt und Hanno, Simon und ich treffen uns in der Messe zum Frühstück. Nach dem Frühstück geht es direkt los. Die Rah der Breitfock, unserem untersten Rahsegel, hatte sich leicht gelöst, also sind wir mit Hammer und Schraubenschlüssel in die Wanten (Stützseile der Masten) hochgeklettert und haben die Schrauben nachgezogen. Danach hat Simon uns beigebracht, wie man einen Tampen spleißt, das heißt, ihn zu einem Zeiser zu machen. Ein Zeiser ist ein Seil mit Auge und dient dazu, an Deck Dinge festzumachen oder Segel zu packen. Den Rest des Tages haben Hanno und ich mit Simons Knotenbuch Knoten, wie den Schauermannstek oder den Schmetterlingsknoten, gelernt.

Tag 2

Am Morgen ist uns bei unserer täglichen Runde über das Deck, um sicherzustellen, dass während der Nacht nichts kaputt gegangen ist, aufgefallen, dass zwei Luftkammern von unserem Dinghi sehr viel Luft verloren haben. Unser Dinghi war in der Bucht vor Fogo, als es außenbords wegen einer Welle gegen die Bordwand geschlagen war, kaputt gegangen. Es hatte ganz viele undichte Stellen und ein Blech hatte sich unter dem Gummi verbogen. Simon musste das Gummi aufschneiden, um es wieder richtig zu biegen. Seit diesem Vorfall ist das Dinghi eine Dauerbaustelle. Das Ding ist ein Schweizer Käse. Immer wieder finden wir kleine neue undichte Stellen, die geflickt werden müssen. So auch heute. Eine neue, und zwei Flicken, die nicht dicht waren. Während wir neue Flicken vorbereiteten, wurden wir ständig unterbrochen. Mittagessen, Kaffee und drei Goldmakrelen die wir mit unserer Angelschnur gefangen haben, die vom Achterdeck nach hinten während der Fahrt hinaushängt. Es waren zwei sehr kleine, die wir, weil sie nicht für alle zum Essen gereicht hätten, wieder lebendig ins Meer zurückgeworfen haben. Der dritte war gerade groß genug, dass sie für alle reicht. Auch für das Ausnehmen waren Simon und wir zuständig. Am nächsten Tag sollte es Fisch zum Abendessen geben.

Als wir dann nicht mehr unterbrochen wurden, haben wir den Klebstoff angerührt und die Flicken auf die undichten Stellen geklebt. Beim Warten hat uns Simon beigebracht, wie man Schäkel bemust (mit Draht festmacht). Schäkel sind eine Art Metallring, mit denen zum Beispiel die Ecken der Segel an den Masten fest gemacht sind. Danach haben wir die Sonne genossen und auf das flache, blaue Meer hinausgeschaut. Wir hatten einen sehr schönen warmen Tag.

Tag 3

Heute hatten wir nicht so viel zu tun. Wir haben am Spülkasten von einem unserer Toiletten einen Holzrahmen angebaut. Was wir heute sonst noch so gemacht haben?

„Samstag ist Kampftag!“ Simon hat uns eine halbe Stunde freigegeben, damit wir die Metallplatten in der Maschine schrubben konnten. Jonas und Leon haben bei ihrem Maschinenpraktikum mit unserem Maschinisten Willhelm eine Wette abgeschlossen. Es gibt die Aufgabe, dass jeder Jahrgang von KUS mindestens einmal während der Reise alle Bodenplatten in der Maschine ausbauen und sauber schrubben muss. Bis jetzt haben alle Jahrgänge immer mehrere Tage gebraucht. Leon und Jonas haben gewettet, dass wir zu viert, in Schichten, weniger als 6 Stunden brauchen. Willhelm behauptete, dass wir es nicht schaffen würden. Challenge accepted. Leon und Jonas haben Leute mit dem Satz: „Samstag ist Kampftag!“ angeworben. Auch wir Bootsmannspraktikanten waren natürlich dabei und gemeinsam haben wir die Wette natürlich gewonnen.

Während Simon bei der Stammversammlung war, haben wir weitere Knoten aus dem Knotenbuch gelernt. Danach war an Bord Großreinschiff angesagt, im Zuge dessen wir unser Schiff ganz besonders gründlich putzen. Und nun nach dem netten Nachmittag, den wir mit Putzen verbracht haben, gab es wie jeden Samstag auf See zum Wochenausklang die Tradition Besan-Schot-an und damit war auch unser Praktikum leider schon zu Ende. Wir haben einen guten Einblick in den Alltag eines Bootsmanns bekommen. Die drei Tage haben mir auf jeden Fall sehr Spaß gemacht. Und wer weiß, vielleicht bewerbe ich mich ja auch bei einer der bevorstehenden Schiffsübergabe als Bootsmann.

Kus Ticker

Mittwoch, 24.02

Mittagsposition: Horta, Azoren

  • 07:00: Run & Dip
  • 09:00 – 12:00: Unterricht Gruppe A (Chemie, Deutsch, Additum 2h)
  • 13:30 – 17:00: Unterricht Gruppe B (Chemie, Englisch, Mathe, Deutsch)
  • 18:30: Vortrag Unendlichkeit (Mika)

Donnerstag, 25.02

Mittagsposition: Horta, Azoren

  • 10:00: Physik Test Unterrichtsgruppe A
  • 11:00: Physik Test Unterrichtsgruppe B
  • 14:00-15:30: Workshops
  • 16:00-17:30: Workshops
  • 18:30: Vortrag Rost (Josh)