Willkommen auf Fogo
Schon bei der Anfahrt hat man von Weiten den berüchtigten Vulkan Pico do Fogo gesehen. Jetzt ging der 5-tägige Landaufenthalt los. Ein Besuch auf einer für uns unbekannten Insel. Neue Menschen, neue Sitten und mitten drin wir. Die offene Art und die Hilfsbereitschaft der Einwohner haben wir bereits bei der Ankunft gemerkt. An der Pier, wo wir mit den Dinghis und unserem Gepäck angelegt haben, kamen direkt Menschen und haben uns beim Ausladen geholfen.
Es war eine kleine Pier, jedoch mit großen Eindrücken. Eindrücke von der Insel und all ihren Facetten. Diese ganzen ersten Eindrücke konnten wir direkt unseren Familien und Freunden erzählen, denn bis der Bus an unserer Unterkunft ankam, hatten wir Handyzeit bekommen. Neben zwei Bussen kamen außerdem noch drei Pick-Ups um uns und unser ganzes Gepäck und unsere Spenden für die Grundschulen abzuholen.
Casa Marisa, so heißt unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Der Besitzer, ein Weltenbummler – fast wie wir. Musti, so sein Spitzname, war schon in über 130 Ländern, hat in Deutschland studiert und danach mit seiner Frau diese Unterkunft aufgebaut. Unsere Unterkunft war sehr bunt und künstlerisch. Jedes Gebäude, jedes Zimmer, ja fast sogar jede Wand war in einer anderen Farbe bemalt worden und überall fand man, wie man uns erzählt hat typische handwerkliche kleine Dekorationen. Am Abend gab es in dem zur Unterkunft dazugehörigen Restaurant ein sehr, leckeres Abendessen. Reis, Fleisch, Nudeln, Soße und gekochtes Gemüse, wie zum Beispiel Palmherz. Es war teils etwas ganz Neues und teils sehr bekannt. Auch hier waren die Bewohner und Mitarbeiter sehr freundlich und offen. Schon nach diesem Abendessen brach bei mir ein Gefühl von Zuhause und Familie aus. Der Grund dafür, die Menschen um mich herum. Egal, ob neue Gesichter oder schon länger vertraute. Dieses Gefühl brach aus und ich liebte es.
5:30 Uhr „aufstehen“. Nach dem Frühstück ging es schon direkt los. Ex- Kusis haben mir damals diese Wanderung als wunderschön und mit einem unvergesslichen Abstieg beschrieben. Drei Guides begleiteten uns. Es war noch dunkel und der Weg nur schwer erkennbar und vor uns der Vulkan, der gleichzeitig so nah, aber auch so fern schien. Die Guides führten uns durch ein kleines Dorf und über ein kleines Dorf und über einen Serpentinen-Weg zum Fuß des Vulkanes. Die Sonne fing an aufzugehen. Trotzdem ging der Weg weiter und er wurde nicht gerade einfacher. Wir mussten über immer größere Steine und steilere Wege gehen. Immer wieder wurde nachgefragt, ob es allen gut geht und ob das Tempo passt. Es herrschte trotz des recht schweren Wegs eine sehr angenehme Atmosphäre. Immer mehr und mehr Sonnenstrahlen bahnten sich hinter dem Vulkan an und strahlten auf den gegenüberliegenden Kraterrand.
Alles fing an sich mit Farben zu füllen und goldgelb zu leuchten. Die wenigen Sekunden, in denen ich mir den Sonnenaufgang in einer kurzen Pause angeschaut habe, haben auf jeden Fall nicht gereicht, um wirklich alle Einzelheiten festzuhalten. Neben dem alten Vulkankrater, den Dörfern und der Lavafelder hat man auch das glitzernde Meer gesehen. Jedoch war nicht Zeit für eine größere Pause, da alle nur noch ein Ziel hatten: Die Mittagspause oben auf dem Vulkan und der Abstieg.
Mit der restlichen Motivation ging es dann schnell nach oben. Trotz der Sonne blieb es recht frisch. Das lag wahrscheinlich daran, dass wir auf dem Weg zu 2829 Höhenmeter sind. Oben angekommen war die Erleichterung sehr groß. Das Mittagessen, bestehend aus Nudelsalat war bei Jedem herzlich willkommen. Trotz des stehenden Schwefelgeruchs war es dort sehr atemberaubend. Nach einer kleinen Erholungspause mit teilweise Fotoshootings oder Mittagsschläfchen haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht.
Das erste Stück war weiterhin sehr steinig. Dabei war ich sehr erleichtert, dass wir unsere Guides dabei hatten. Nachdem wir auch den kurzen Serpentinen Weg nach unten gemeinsam gemeistert haben, ging der wohl spaßigste Teil los. Fast 1000m Höhenmeter direkt nach unten. Keine Kurven und auch keine Gabelungen. Nur Asche. Und dann ging es los. Jeder fing an zu rennen. So schnell wir konnten, so schnell wir wollten. Leider hatten nicht alle verstanden, wie man (am besten) bremst. Trotzdem kam jeder, wenn auch nach ein paar Rollen und Überschlägen zum Stehen. Keine Sorge! Es gab keine Schwerverletzten. Jedoch blieb nicht alles ganz verschont. Neben Hosen und Jacken ging auch eine Brotdose ziemlich kaputt. Diese war hinterher fast nicht mehr als Brotdose zu erkennen.
In dem Moment, in dem ich den Vulkan heruntergerannt bin, habe ich an die Ex-Kusis gedacht, die mir diese Wanderung als wunderschön und den Abstieg als unvergesslich beschrieben hatten und ich weiß jetzt, dass sie absolut recht hatten. Ich werde nie vergessen, wie ich neben den Anderen schreiend in der Asche heruntergerannt bin. Dabei war es für die Meisten egal, ob sie jetzt kiloweise Steine in die Schuhe bekamen oder dreckig durch die Asche wurden. Es mussten erstmal Schuhe ausgelehrt werden. Ich bin mir sicher, dass wir mit der ganzen Asche aus den Schuhen eine neue Insel errichten hätten können.
Nachdem wir uns entsandet hatten, begann das letzte Stück zu unserer Unterkunft. Angekommen ging es für die Meisten erst mal unter die Dusche. Da es der 55. Geburtstag von Musti war, kam am Abend eine Band und hat für alle Gäste gespielt. Trotz der großen Anstrengung der Wanderung, hatte fast jeder noch Kraft zu tanzen. Es wurde getanzt zu wirklich jedem Lied. Zum Abschluss des Abends haben wir dann noch alle gemeinsam unseren Thor Heyerdahl Song gesungen. Mit einem großen Applaus ging der Abend für uns alle zu Ende. Über uns, gut erkennbar, der klare Sternenhimmel und immer sichtbar neben uns der Pico do Fogo.