Endlich segeln!

Heute muss der Tag sein. Der Tag, an dem ich endlich nicht mehr seekrank bin. Jedenfalls geht es mir bisher noch gut. Ich habe gut geschlafen und das Frühstuck schmeckt auch super. Die Wache verläuft normal und ich schaffe sogar eine Maschinenronde, ohne das mir schlecht wird. Wir sind jetzt genau einen Monat unterwegs und ausgerechnet heute wird das Besansegel gesetzt, was wir auch genau vor einem Monat beim Auslaufen in Kiel gesetzt hatten. Und der Besan ist immerhin eines der drei Segel, die unsere Wache zu bedienen hat.

Zum Mittagessen gibt es die Reste der letzten beiden Tage, aber das ist ok, denn die Sonne scheint endlich so richtig und man kann es auch auf dem Hauptdeck sehr gut aushalten. Am Nachmittag gibt es dann ein Referat von Toni zum Thema Biolumineszenz bzw. Meeresleuchten. Und so vergeht der Tag wie im Flug, jeder hat irgendwas zu tun, spielt etwas oder ist am Lesen. Man merkt langsam richtig, wie der Alltag auf dem Schiff einkehrt und jeder seine Freizeit genießt.

Die Nachtwache macht heute richtig Spaß, denn wir setzten das Großstengestagsegel und ich kann nach fast zwei Wochen Seekrankheit das erste Mal im Fahrbetrieb ins Rigg. Die Aussicht ist genial. Ich blicke von ungefähr 20 Metern Höhe nach unten aufs Achterdeck. Ausgenommen vom Deckslicht und meiner Stirnlampe ist alles schwarz um mich herum. Fast ein bisschen unheimlich, aber stattdessen fühle ich mich frei und kann nach getaner Arbeit mit einem guten Gefühl schlafen gehen.

Am nächsten Morgen werde ich um 07:00 Uhr geweckt. Also geh ich noch etwas verschlafen und müde zum Frühstück und genieße einen Obstsalat mit Joghurt. Die Backschaft hat sich heute richtig viel Mühe gegeben. Neben dem Frühstücksei, das man vom „Seemannssonntag“ kennt, gibt es heute noch Pancakes und sogar einen Hefezopf. Es schmeckt alles köstlich, aber um alles zu essen reicht die Zeit gar nicht, weshalb ich mir meinen Pancake mit aufs Achterdeck nehme, um ihn noch schnell dort zu essen.

Wache 3 ist, als ich nach achtern komme, noch damit beschäftigt den Schoner zu entreffen und wir dürfen in unserer Wache die drei Rahsegel setzen. Genau zu Beginn der Wache geht die Sonne am Horizont auf und die Aussicht im Rigg ist wunderschön. Wir sind die ganze Wachzeit beschäftigt und haben sehr viel Spaß. Um 11 Uhr übergeben wir die Wache an Wache 1. Um 12 Uhr soll der Motor ausgemacht werden, weswegen jetzt noch vor dem Mittagessen alle restlichen Segel gesetzt werden. Um Punkt 12 wird dann die Hauptmaschine gestoppt und zum ersten Mal ist es wirklich ruhig auf dem Schiff.

Das Mittagessen schmeckt wieder sehr gut. Es gibt Spaghetti Carbonara. Die Sonne scheint mittlerweile und alle genießen den Augenblick.

Der Tag kann eigentlich nicht mehr besser werden, als plötzlich der Ausguck meldet: „Delfine an Steuerbord!“. Spätestens jetzt gibt es kein Halten mehr und alle wollen so schnell es geht auf die Back, um die Delfine zu sehen und Fotos zu machen.

Der Tag ist wirklich perfekt und so sitze ich jetzt in meiner Hängematte, schreibe diese Zeilen und freue mich auf das, was noch kommt!

KUS-Ticker

Donnerstag, 09.11.2023

Mittagsposition: 35°07‘N; 011°14’W
Etmal: 150 sm
Wetter: Lufttemperatur: 21°C, Wassertemperatur: 21,5°C, Wind: NW2

  • 12:00 Uhr: Alle Segel gesetzt
  • 12:00 Uhr: Stopp der Hauptmaschine
  • 13:00 Uhr: Delfinsichtung
  • 20:00 Uhr: Start der Hauptmaschine