Sonntag auf dem Atlantik
Mein Start in den Tag erfolgt um 04:30 Uhr. Jemand steht über mir, schaut in meine Hängematte und versucht mir freundlich zu vermitteln, dass ich trotz meines selbstverschuldeten akuten Schlafmangels jetzt aufstehen und zur Wache kommen muss. Während der Wache finden wir zwei fliegende Fische, die über Nacht an Deck gekommen sind. Diese konservieren wir in einem Eimer voll Seewasser, um sie später als Köder verwenden zu können. Am Sonntag haben wir keine Freiarbeit, in der wir selbstständig lernen oder z.B. Blog schreiben können. Deshalb kann ich mich vormittags noch aufs Deckshaus setzen und dort lesen. Im Hintergrund hört man dabei das Wellenrauschen und auch die leise Musik aus der Kombüse, neuerdings jedoch auch das Musizieren verschiedener KUSis. Torge und Leslie beispielsweise spielen fast den ganzen Tag Mundharmonika.
Vor dem Mittagessen gehe ich nochmal in die Last. Dort trifft man mittlerweile viele Leute an, die an ihren Wichtelgeschenken arbeiten. Ich stelle mich auch kurz an die Werkbank, schaffe vor dem Essen aber nicht mehr wirklich was. Um 12 Uhr versammeln sich alle auf dem Hauptdeck zum Essen. Leider kann ich die Wraps, die Marlene (Stamm), Konrad, Moritz und Emilia gemacht haben, nicht vollends genießen, da ich um halb weg muss, um mein Referat vorzubereiten. Grundsätzlich habe ich in der Woche davor nicht so viel Zeit dafür gefunden, weshalb einige Vorbereitungen noch auf den letzten Drücker passieren. Bei meinem Thema – traditionelle Navigationsmethoden – gibt es zum Glück einige Materialien an Bord, die ich verwenden und zeigen kann. Eigentlich war ich vor meinem Referat nicht nervös, nur kurz davor kommt das allzu bekannte Gefühl kurz auf. Dieses Gefühl legt sich aber schon in der ersten Minute und den Rest der Zeit macht es einfach nur Spaß, den anderen mein Thema zu präsentieren. Am Ende bin ich auch sehr froh, es hinter mir zu haben und mich den Rest der Reise nicht mehr darum kümmern zu müssen.
Der restliche Tag besteht dann noch aus Kaffee und Kuchen, Reinschiff und Wache. Für die Wache wurde für uns Schüler eine Schiffsrally vorbereitet, die uns wie bei einer Schnitzeljagd mithilfe von Rätseln durch das ganze Schiff gelotst hat. Das hat besonders viel Spaß gemacht, weil wir im aktuellen Rhythmus nie alle gemeinsam Wache gehen – außer sonntags – und man so etwas mit der ganzen Wache gemeinsam gemacht hat. Abends gibt es dann noch einen sehr interessanten Vortrag von Jakob zum Thema Seenotrettung und der Arbeit von Sea-Watch im Mittelmeer. Obwohl der Sonntag eigentlich ein etwas ruhigerer und entspannterer Tag sein soll, ist heute wieder unglaublich viel passiert und es hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass ein Tag auf der Thor drei Tagen an Land entspricht.
KUS-Ticker
Sonntag, 26.11.2023
Mittagsposition: 17°30,3‘N; 028°39,8’W
Etmal: 122 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28°C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: NE 3
- 13:00 Uhr: Referat Traditionelle Navigationsmethoden von Anton
- 20:15 Uhr: Vortrag Jakob zum Thema zivile Seenotrettung