Von Bananen und Aquarellmalstunden

Heute war wieder ein schöner Tag auf See bei gutem Wetter, Unterricht oder Wache. Ich gehöre zu denen, die heute Unterricht hatten. Als erstes hatten wir eine Doppelstunde Bio; das heutige Thema: Seepocken. Diese kleinen blinden Passagiere begleiten uns seit Kiel und heute haben wir sie genauer unter die Lupe genommen. Vor kurzem beschäftigten wir uns im Unterricht mit Miesmuscheln, an denen wir die Seepocken ebenfalls gut erkennen konnten. Denn Seepocken sind kleine Krebse, so sieht man dann manchmal den kleinen Tentakel aus dem Häuschen schnellen, der nach Plankton angelt. Heute haben wir uns damit befasst, welchen Bedingungen die kleinen Tierchen standhalten können. Sie halten z.B. eine Wassertemperatur von 5-27 Grad aus! Für einen solchen Minikrebs ist das gar nicht mal so schlecht. Nach Bio ging es dann weiter mit Mathe. Mathe – ist eben Mathe – aber nicht nur der Mathelehrer Lukas, sondern auch die anderen Lehrkräfte sind hier sehr geduldig und der anschauliche Unterricht macht viel Spaß.

Anschließend gab es Mittagessen und direkt danach, das erste Mal auf dieser Reise, eine offizielle stille Mittagspause. Das ist eine halbe Stunde nach dem Essen, die jede*r für sich in Ruhe verbringen soll. In der Zeit kann man zum Beispiel Tagebuch schreiben, lesen oder sich einfach nur ausruhen. Der Schiffsbetrieb, also Fahrwache und Backschaft, läuft natürlich normal weiter, ansonsten soll man aber möglichst still sein. Das mag anfangs zwar komisch klingen, aber alle haben sich schnell daran gewöhnt und wissen mittlerweile die kleine Pause vom Bordtrubel zu schätzen. Danach ging es weiter mit einer Doppelstunde Geschichte, in der wir uns mit Kolumbus, seiner Ankunft in Amerika und dessen Folgen beschäftigt haben. Nach dieser Geschichtseinheit bin ich noch gespannter, wie die Situation heute ist und freue mich deshalb noch mehr auf die bevorstehenden Landaufenthalte.

Es gab eine kleine Kaffee- und Kuchenpause, obwohl diese Bezeichnung nicht wirklich zutrifft, denn Kaffee mögen einige hier gar nicht und für die anderen Heißgetränke ist es den meisten auch zu warm. Kuchen gibt es auch nur manchmal, öfter irgendwelche anderen Snacks oder Obst. Heute aber gab es etwas Besonderes, passend zur Doppelstunde Spanisch danach: Churros! Wir alle dachten, dass wir sie nach Spanien nicht wiedersehen würden. So ging es dann motiviert weiter in den Nachmittagsunterricht. Etwas später gab es auch schon Abendessen. Das Abendprogramm im Anschluss: Aquarellmalen mit Marlene! Alle, die wollten, durften vorbeischauen, egal ob mit Vorkenntnissen und Materialien oder ohne. Wir konnten natürlich malen, was wir wollten, und für Leute mit weniger Erfahrung gab es eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Wir sind nicht komplett fertig geworden, werden das aber garantiert bald fortsetzen!

Der Donnerstag startete mit einem leckeren Seemannssonntags-Frühstück. Ich weiß nicht, wie oft dieser Satz bereits in anderen Blogs geschrieben wurde, alle denken bestimmt, dass wir an nichts anderes als an Essen denken. Ein kleines bisschen stimmt das zwar auch, aber gerade, wenn das Essen rationiert ist, weil man nur begrenzte Mengen davon dabei hat, ist so ein Schokomüsli zum Frühstück schon etwas Besonderes. Heute gab es neben Schokobällchen (auch Schokomoons genannt) noch Rührei und sogar Aufbackbretzeln! Sonst verlief der Tag ohne weitere Vorfälle. Das nächste Highlight war Kaffee und Kuchen! Um zu verstehen, wie es zu der folgenden Situation kam, braucht man ein kleines Vorwissen. Es begann in Teneriffa, bei der Verproviantierung. Dort haben wir unter anderem drei große Bananenstauden mit an Bord genommen, die seither mit uns unterwegs sind. Die Bananen sind hier heilig – es wurde ein extra Sonnensegel angebracht und eine „Bananenronde“ eingeführt, bei der unter anderem die Anzahl und der Reifegrad dokumentiert werden (das ist natürlich nur als Spaß gemeint). Anfangs waren alle Bananen noch quietschgrün und wir mussten geduldig abwarten, ohne welche essen zu dürfen. Und dann werden sie natürlich alle gleichzeitig reif und man weiß nicht mehr wohin damit. Seit drei Tagen essen wir alle Bananen – langsam gehen uns die Bananenrezepte aus. Heute wurde die Backschaft kreativ und so gab es gebackene Bananen mit Honig und Nutella und wahlweise Bananenmilch. Es hat allen sehr gut geschmeckt, obwohl wir in letzter Zeit ziemlich viele Bananen gegessen haben. Vor dem Abendessen hat Konrad einen kurzen Vortrag über ein Thema gehalten, das uns als Segelschiff besonders betrifft – Böen. Diese Windstöße (für die genaue Definition bitte Konrad fragen) werden nämlich oft unterschätzt und können eine reale Gefahr darstellen. Bei Böeneinfall heißt es dann: alle Toppen bergen, um den Schwerpunkt des Schiffes möglichst schnell nach unten zu verlagern!

Abends kehrt dann wieder etwas Ruhe ein. Obwohl die Tage sich nun mehr ähneln als am Anfang der Reise, sind es immer wieder kleine Dinge, die den Tag besonders machen, und viel zu tun gibt es ja immer. So in letzter Zeit besonders für das Auftakelprojekt, das gerade in den letzten Vorbereitungen für die Adventszeit steckt, insbesondere für den gemeinsamen Adventskalender. Dazu aber bald mehr!

KUS-Ticker

Mittwoch, der 29.11.2023

Mittagsposition: 15°34,4‘N; 034°14,2’W
Etmal: 116 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27,5°C, Wassertemperatur: 28°C, Wind: ENE 3

  • 19:00 Uhr: Aquarellieren auf dem Hauptdeck

Donnerstag, der 30.11.2023

  • 17:45 Uhr: Vortrag Konrad zum Thema „Böen“