Alles steht Kopf

Datum: 07.11.2024
Mittagsposition: 28°27,8`N; 16°14,8`W
Lufttemperatur: 26,5° C, Wassertemperatur: 23° C, Windrichtung und Stärke: 0

Alles steht Kopf – das war unser Motto während der letzten beiden Tage, denn es hieß das komplette Schiff einmal umzukrempeln, um es bereit für die anstehende Hygieneabnahme zu machen. Aber fangen wir von vorne an.

Nach einer Woche auf See war Mittwoch wieder Land in Sicht und wir liefen auf Teneriffa in Santa Cruz ein, das heißt: Die erste Etappe neigt sich dem Ende zu. Wir sind alle überrascht, wie die Zeit verflog und wie schnell wir uns hier an Bord einlebten. So langsam entwickelten wir unsere Routinen und die Freundschaften mit den Mitmenschen wurden deutlich verstärkt. Jetzt verstehen wir, wie der ein oder andere tickt und können uns in die Personen besser hineinversetzen.

Für Mittwoch waren Hafenfeinpacken und dann Landgang angesagt, doch beim Mittagessen veränderte sich einiges: Unsere für Freitag geplante Hygieneabnahme wurde über einen Tag nach vorne verschoben, somit hatten wir weniger als 24 Stunden, bis die Behörde an Bord kommen und jede Stelle dieses Schiffes unter die Lupe nehmen sollte. Es war für alle klar: Unser Nachmittagslandgang wird gestrichen und es heißt putzen bis in die Puppen. Um das geordnete Chaos besser zu strukturieren und organisieren zu können, haben wir uns in Gruppen aufgeteilt, die sich auf spezielle Orte bzw. Aufgaben konzentrieren. Mitglieder des Teams „Tiefkühllast“ durften ihre Handschuhe und Mütze nach den letzten schön warmen Tagen wieder auspacken und den ganzen Tiefkühler wieder auf Hochglanz bringen, also ordentlich putzen, sortieren und schließlich alles wieder verstauen. Zudem hieß es noch festgefrorenes Eis von Decke und Wänden abzukratzen und wegzuwischen. So ähnlich sah es auch bei der „Kühllast“ aus: Kisten, Wände und Regale putzen und alles wieder verstauen. Natürlich musste auch der Bestand geprüft werden und das Essen für die nächste Etappe geplant und organisiert werden.

Die Gruppe „Deck“ durfte alles schrubben, Rost mit Aceton entfernen, einige Stellen entkalken und von Salz, das sich durch die Meeresluft an Bord ablagert, befreien, außerdem mussten die Schotts und Bulleyes gereinigt und gefettet werden. Unsere Sanitäranlagen standen natürlich auch auf dem Tagesplan. Es wurden alle Anschlüsse gereinigt und entkalkt, die Klos gründlich geputzt, Wände und Decken geschrubbt und die Wände so poliert, dass wir uns in ihnen spiegeln konnten. Team „Messe“ hatte die Ehre, die Gänge und Niedergänge zu putzen, die Sitzbänke in der Messe zu säubern und den Messekühlschrank auseinanderzubauen und zu säubern.

Die größten Baustellen waren jedoch die Trockenlast und unsere Kombüse, da dort die Hygienestandards am höchsten sein müssen. Ich war im Team „Kombüse“, weil ich an dem Tag Backschaft hatte. Es war eine große Herausforderung, alle Materialien auszuräumen, zur Spülstraße auf dem Hauptdeck zu bringen, ALLES zu spülen, und schließlich die ganzen Utensilien wieder sortiert einzuordnen. Während draußen Schaumparty beim Spülen war, mussten drinnen die ganzen Oberflächen auf Hochglanz gebracht werden. Angefangen beim Reinigen der Decken und Wände bis hin zum Putzen der Laufschienen der vielen Schubladen. Wir dachten, das „normale“ Putzen am Ende einer Backschaft sei schon anstrengend, aber wie viele Ecken, Spalten und Kanten in diesen kleinem Raum verborgen waren, war uns allen nicht bewusst. Nach einer Weile waren wir mit unseren Aufgaben vertraut, aber noch lange nicht fertig mit der Arbeit. Mit der passenden Musik hat das Putzen schon mehr Spaß gemacht, jedoch zog es auch die ein oder andere Konsequenz mit sich – unser Arbeitstempo ist drastisch gesunken und wir hatten alle aufgequollene Hände vom vielen Abwaschen. Nach dem Abendessen, das uns nochmal Kraft und gute Laune für die Abendschicht gab, ging‘s in den Endspurt des heutigen Tages.

Am nächsten Morgen ging‘s an die Kleinigkeiten, bevor die skeptische Behörde an Bord kam und alles ganz genau untersuchte. Während eines landeskundlichen Vortrags über die Kanaren hieß es Daumen drücken, denn der Moment der Wahrheit war da, sie waren eingetroffen. Wir hofften sehr, dass sich unsere harte Arbeit auszahlt und wir das Dokument für die bestandene Hygieneabnahme bekommen. Die Behörde ging eine halbe Stunde lang mit sehr kritischem Blick durchs Schiff, wobei sie jede erdenkliche Stelle genau betrachtete. Außerdem wurden einige Abstriche und Tests durchgeführt, um auch wirklich jede kleine Unreinheit zu finden. Umso glücklicher waren wir, als es hieß, dass wir bestanden haben und mit dem Zettel nun endlich Richtung neue Welt fahren können. Wir sind alle gespannt und aufgeregt, wie die Atlantiküberquerung für uns wird, aber wir sind motiviert und freuen uns auf die herausfordernde Zeit.

KUS-Ticker

Mittwoch, 06.11.2024

  • 8:00 Uhr: Einlaufen Santa Cruz
  • 10:00-13:00 Uhr: Segel hafenfein packen
  • 14:00-19:00 Uhr: Putzen für Hygieneabnahme
  • 20:00-21:30 Uhr: Putzen für Hygieneabnahme

Donnerstag, 07.11.2024

  • 8:00-11:00 Uhr: Putzen für Hygieneabnahme
  • 11:00 Uhr: Landeskundlicher Vortrag über die Kanaren von Julia
  • Ab 13:00 Uhr: Landgang