Reiseblog

Das schönste Klassenzimmer

von Caspar

Datum: 19.11.2024
Mittagsposition: 18°18,71´N; 022°23,55´W
Etmal: 107 sm
Lufttemperatur: 25,5° C Wassertemperatur: 26,5° C Windrichtung und Stärke: NNE4

Irgendwo auf dem Atlantik sitzen wissbegierige Schüler auf einer kleinen Perle, umgeben von Blau, unter großen Segeln. Dieses Klassenzimmer unter Segeln gleitet in Richtung der Neuen Welt, von der hier an Bord alle träumen. Doch bevor wir dort ankommen, wollen wir noch einiges darüber lernen! Deswegen hat seit dem Auslaufen aus Teneriffa bei uns an Bord die Schule begonnen. Viele von uns, unter anderem ich, haben sich sehr auf den Unterricht gefreut und die Erwartungen wurden bis jetzt nicht enttäuscht:

Während wir in dem wändelosen Zimmer sitzen, entsteht rechts und links von uns eine sagenhafte und sich ständig verändernde Landschaft aus den sich türmenden Wellen. In den Momenten, wenn solche Massen am Schanzkleid brechen, spüren wir das Salzwasser durch unsere Zehen gleiten. Die frische Luft durchströmt die Atemwege, die Sonne scheint und die Wolken ziehen vorüber. Die Schülerschaft ist nun in zwei Gruppen eingeteilt und während die einen vor der Tafel sitzen, führt der Rest den Bordalltag weiter. Bei den vielen Tieren im Wasser, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, war es sehr schwer, sich nicht regelmäßig ablenken zu lassen, ganz abgesehen von den restlichen Dingen, die um einen herum so geschehen. Es ist sehr viel los rund um dieses Klassenzimmer, das nur zu den Füßen hin geschlossen ist, doch alle hören fokussiert den Lehrenden zu.

Unterricht haben wir von 8.10 Uhr bis 17.40 Uhr, durchkreuzt von regelmäßigen Pausen, in denen man sich kurz sortieren kann. Von nun an gibt es jeden Tag aufs Neue zwei Unterrichtsbeauftragte, welche den Lehrer im Auf- und Abbauen, als auch in der Organisation des Unterrichts unterstützen. Schon jetzt war der Unterrichtsstoff sehr interessant zugeschnitten auf Situationen, die uns auf unserer Reise begegnen. In Englisch behandelten wir kulturelle Unterschiede, in Biologie lernten wir Zusammenhänge im Feld der Ökologie, spezifiziert auf das Meer, passend dazu werden wir in Chemie einen Fokus auf den Stoff Wasser legen und in Mathe rechneten wir verschiedene Segler-Sachaufgaben. Die Lehrer sehen sich jedoch vor eine Herausforderung gestellt, denn die Schüler sind mit dem Schulstoff alle unterschiedlich weit, da sie aus unterschiedlichen Jahrgängen, Bundesländern und Schulen kommen. Besonders in Chemie gibt es starke Niveau-Unterschiede. Dazu kommt, dass wir für sehr viel Unterrichtsstoff sehr wenig Zeit haben. Deswegen gibt es an den jeweiligen Wachtagen immer 1,5 Stunden „Freiarbeit“. In dieser Zeit bereitet man sich selbstständig auf den Unterricht an Bord oder zuhause vor. Es ist freigestellt, wie man sich organisiert. Ich persönlich finde dieses Prinzip sehr nützlich, denn man erlernt dabei wichtige Kompetenzen wie eigenständiges Lernen oder Zielsetzung.

Der neue Unterricht gibt uns eine ganz neue Tagesstruktur im Bordalltag. Das tut vielen von uns gut, da nun Abwechslung und Routine gegeben sind. Ich persönlich liebe es auch einfach, mir Wissen anzueignen, vor allem, wenn ich weiß, dass ich all das schon bald gebrauchen könnte. All der Unterrichtsstoff macht auf diese Weise so viel mehr Sinn, da man ihn sofort mit bereits gemachten Erfahrungen in Verbindungen setzt. In jedem Unterrichtsfach wird auf der Reise eine Prüfung geschrieben. Diese entscheidet neben der mündlichen Mitarbeit während des Unterrichtes, welche Note zum Schluss der Reise auf unserem KUS-Zeugnis stehen wird. Neben den normalen Fächern Deutsch, Englisch, Spanisch, Biologie, Chemie, Physik, Mathe, Geografie und Geschichte gibt es außerdem Wahlkurse. Obwohl es viele interessante Angebote gab, entschieden sich fast alle für Astronavigation. In „Astro“ lernen wir, unsere Position anhand der Sonne und der Sterne mit einem Sextanten zu bestimmen. Für die zweite Schiffsübergabe wird dieses Können fundamental sein, denn wir werden das Schiff eine Woche lang mithilfe der Astronavigation leiten. Das Ziel jener Woche werden die Bermudas sein. Mal schauen, ob wir sie wirklich erreichen werden…

Auch, wenn ich den Unterricht daheim sehr schätze, gibt es meiner Meinung nach kein schöneres Klassenzimmer als unseres. Ich bin so froh hier zu sein, wenn ich daran denke, dass es zuhause nach dem Verlassen der Schule bereits anfängt zu dunkeln, es fröstelt und die Bäume blätterlos sind. Bei uns wird es nun jeden Tag etwas wärmer. Während man in der Schule sitzt, genießt man den Tag in vollen Zügen und in der Neuen Welt erwarten uns saftige Palmen mit großen Kokosnüssen.

KUS-Ticker

Montag, 18.11.24

  • 08:10-17:40 Uhr: Unterricht für Gruppe B
  • 18:00 Uhr: Sichtung einer großen Anzahl an Delfinen

Dienstag, 19.11.24

  • 08:10-17:40 Uhr: Unterricht für Gruppe A
  • 17:00 Uhr: Sichtung einer großen Meeresschildkröte
  • 18:30 Uhr: Vortrag über Meeresschildkröten von Peter