Logbuch vom 19.12.2024

Wir liegen heute zu Anker vor Clifton Harbour / Union Island / St. Vincent and the Grenadines. An Bord sind alle wohlauf.

Am 9.12. sind wir nach 26 Seetagen in der Karibik angekommen. Vor Bequia gingen wir im Rahmen der Schiffsübergabe in der Admiralty Bay zu Anker. Die vier Tage auf Bequia verbrachten wir mit der Erkundung von Port Elizabeth, der Insel, mit Schiffsarbeiten und mit Baden vom Schiff und vom Strand aus, der direkt vor uns lag. Den Abschluss feierten wir mit einem Abend an Land im „Frangipane“ mit einem karibischen Buffet und einer Steelband. Am 13.12. sind wir nach Canouan in die luxuriöse Sandy Lane Marina eingelaufen, um dort unsere Dieselvorräte zu ergänzen. Die Zeit dort nutzen wir mit Unterricht und Schiffsarbeiten. Ein mehrstündiger sehr heftiger tropischer Schauer verzögerte unser Auslaufen um einige Stunden, so dass wir am 14.12. erst abends vor den Tobago Cays zu Anker gehen konnten. Dort genossen wir die Zeit mit „Schnobaso“ (Schnorcheln, Baden, Sonnen). Exkursionen wurden zum Riff, zu den Schildkröten und an den Strand organisiert. Hurrikan Beryl hinterließ in dem Marine Nationalpark seine Spuren über und unter Wasser: Viele Palmen als auch Korallen waren abgebrochen. Erfreulich war jedoch, dass das Riff voller Leben war und auf den Inseln vieles schon wieder nachwuchs. Zur Vorbereitung des Aufenthaltes am Riff informierte uns Justus in seinem Referat über das Korallenriff und Vroni über Coral bleaching.

Am 17.12. verholten wir nach Union Island, wo wir uns auch heute, am Donnerstag, den 19.12. befinden. Am 17.12. abends wurden wir an der Pier von unserer Kontaktperson Winifred, Mitglied im Recovery Council Union Island und Leiterin der örtlichen Apotheke, und der Imani Culture Group mit einem netten Welcome empfangen. Diese Atmosphäre mit den schönen Trachten und der karibischen Musik passte allerdings nicht zu der Gesamtatmosphäre auf der Insel und in dem Ort: Überall sahen wir durch den Hurrikan „Beryl“ zerstörte Häuser ohne Dach und Baustellen, wohin das Auge reicht. Den schönen kleinen karibischen Ort Clifton Harbor gibt es praktisch nicht mehr: kein Supermarkt, kein Obst- und Gemüsemarkt, keine Bar oder Restaurant…  Im Vorfeld der Reise war mit Winifred unser Kommen und unser Aufenthalt besprochen. Es war ihnen wichtig, dass wir nach Union Island kommen und nach ihrer Meinung ist dies ein kleiner Anfang und ein wenig Hilfe ist besser als nichts. Nach dem netten Empfang fuhren wir mit sehr gemischten Gedanken und Eindrücken zurück in unsere heile Welt an Bord.

Am Dienstag führte uns Roseman, dem leitenden „Parkranger der Insel“ mit einem 4-Wheel-Drive und zwei Minibussen um die Insel. Erst als wir von einer Bergstraße aus auf die Insel und den Ort hinunterblicken konnten, wurde uns das Ausmaß der Hurrikankatastrophe so richtig deutlich. Roseman schilderte den Ablauf des Ereignisses, das er in seinem Haus überlebt hat, sehr anschaulich: „Mehr als 3,5 Stunden dauerte der Horror. Erst als er das Boot seines Nachbarn durch die Luft fliegen sah, wurde ihm das Ausmaß der Katastrophe so richtig deutlich.“  Bei einem Zwischenstopp in der örtlichen Schule in Ashton übergaben wir an den Schulleiter Alex und einige Schüler/-innen unsere zahlreichen Spenden. Besonders die Legosteine und Bälle fanden umgehend Aufmerksamkeit. Spontan entwickelte sich ein Volleyballspiel unter den Jugendlichen. Abends luden wir Jugendliche und Erwachsene von Union Island zu einem „deutschen“ Abendessen an Bord der Thor Heyerdahl ein. Es wurde ein sehr schöner Abend mit intensivem Austausch.

Heute verloren wir leider das Fußball-Länderspiel Deutschland vs. St.Vincent and the Grenadines (oder KUS-Union Island) mit 6 zu 8. Abends folgte noch ein Konzert unserer Musikgruppe an Land, welches gemeinsam mit der örtlichen Imani Culture Group stattfand.

Morgen werden wir nach Panama auslaufen. Bis Portobelo sind es 1091 sm. Mit an Bord sind nun Uli (Steuermann), Clemens (Bordarzt), Ole (Bootsmann) und Corinna (stellvertretende pädagogische Leiterin).

Detlef Soitzek, Kapitän und Dr. Ruth Merk, pädagogische Leitung