Fidel und Che präsent wie eh und je

Datum: 04.02.2025

Fidel Castro, die Personifikation der kubanischen Revolution, wollte nie einen Personenkult um sich haben. Bei unserem Besuch in der Federico-Engels-Schule in Pinar del Río wurde uns jedoch ein Raum gezeigt, welcher allein ihm gewidmet war. Und das ist nicht der einzige Ort, an dem uns der Anführer der Kubanischen Revolution auf unserer Reise durch Kuba begegnete. Bei unserem Besuch in einer Tabakfabrik hingen überall Bilder von Fidel. Vereinzelt findet man sein Bild auch an Wänden von Schulen oder anderen staatlichen Institutionen. In der Federico-Engels-Schule hingen Fotos von ihm auch im Zimmer der Direktorin und in einer Veranstaltungshalle. In Kuba dürfen Straßen und Institutionen nicht nach Fidel Castro benannt werden – bis auf das Centro Fidel Castro in Havanna. In diesem Museum, welches die einzige Büste von ihm ausstellt, wird er auf erwartbar heroisierende Weise dargestellt.

Stellt man sich jedoch die Frage, welches Bild die Kubaner heute von ihm haben, bietet es sich an, zwischen den jüngeren und den älteren Generationen zu differenzieren. Unter jenen, welche die Revolution miterlebt haben oder kurz danach geboren sind, hält sich bei einigen das Bild von ihm aus dieser Zeit. Für einige gilt er als Vorbild, da viele ältere Menschen, welche die sozialistischen Reformen miterlebt haben, ihn für das gute Gesundheitssystem und die Förderung der Bildung, welche sie mit ihm assoziieren, schätzen. Für andere, welche sich weniger für die Revolution interessieren, ist es wohl nicht störend, dass seine Zitate oder Ausschnitte aus seinen Reden im Alltag zu finden sind – es interessiert sie einfach nicht. Die jüngeren Menschen, welche sich mit der Revolution nicht mehr so recht identifizieren können, sehnen sich oft nach einem besseren Leben im Ausland. In deren Leben spielt er entsprechend bei weitem nicht mehr die Rolle, die er noch zu Lebzeiten und vor allem während und kurz nach der Revolution innehatte.

Doch während Castro nicht nur mit der Zeit in Kuba, sondern auch weltweit immer mehr an Bedeutung verliert, hat sein Partner während der Revolution noch immer weltweit eine große Bekanntheit. Hier in Kuba zahlen die Touristen mehrere Dollar, nur um einen fast wertlosen Schein mit seinem Abbild zu erhalten. Er ist aber auch, deutlich häufiger als Fidel, auf Hauswänden, in Form von Statuen oder auf einigen Souvenirs zu finden. Auf unserem Weg auf dem Fahrrad durch das Land sind uns immer wieder Abbildungen von ihm an Häuserwänden begegnet, oft verziert mit seinen zahlreichen Zitaten. Viele davon kann man in den kleinen Bücherläden nachlesen, in welchen es wimmelt von sich kräuselnden Bärten auf den Titelbildern der Revolutionsbücher. Wenn du dich in solchen Geschäften umschaust, schreit es überall seinen Namen: „Che! Che! Che!“. Es gibt wahnsinnig viele Bücher über ihn und seinen Kumpanen Fidel. Mir ist unbegreiflich, wie so viel über ein- und dieselbe Person geschrieben werden kann. Für die Kubaner gilt der Revolutionär als ein Held. Unter anderem gab es in der Schule, die wir besucht haben, fast in jeder Klasse einen „Ernesto“ – Che Guevaras Vorname.

Nachdem wir uns hier in Kuba sehr intensiv mit dieser interessanten Person auseinandergesetzt haben, habe ich ein neues Bild von Guevara bekommen. Ich assoziiere ihn nun nicht mehr nur mit dem rebellischen Mann mit gekräuseltem Bart, sondern ich kenne jetzt auch die Geschichte hinter diesem Argentinier. Und sich mit dem Leben einer solch spannenden Person auseinandergesetzt zu haben, hat sich gelohnt! Am eindrucksvollsten fand ich die Plaza de la Revolution in Havanna, wo wir von unserem Experten in diesem Fachgebiet, Leon, Guevaras Lebensgeschichte geschildert bekamen, während wir den Blick auf ein gigantisches Abbild Ches genossen. Man sieht ihn nicht nur hier, wo er im alltäglichen Leben der Kubaner immer wieder in Erscheinung tritt, man findet den bereits vor 58 Jahren verstorbenen Che überall auf der Welt, sei es auf Kleidungsstücken, Kunstwerken oder als bloße Dekoration, womit er wohl immer noch eines der präsentesten Gesichter unserer Zeit darstellt.