Frederico-Engels-Schule und unsere Schulen in Deutschland – Ein Vergleich
Datum: 06.02.2025
Wenn wir an die Frederico-Engels-Schule und unsere jeweiligen Schulen zuhause denken, fallen uns viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede auf. Bei Jakob liegt eine der Gemeinsamkeiten schon im Namen, denn seine Schule zuhause hat auch „Engel“ im Namen – sie heißt Engelsburg. Gleichzeitig liegt hier einer der ersten großen Unterschiede, denn in Kuba sind alle Schulen nach Menschen benannt, die wichtig für die kubanische Geschichte waren. Oft sind dies kubanische Nationalheld/-innen, aber teils auch Menschen, die nie in Kuba waren. Auch oft findet man die Namensgeber/-innen als Statuen in Parks oder als Straßennamen. Friedrich Engels hat zum Beispiel viele Bücher verfasst, unter anderem zusammen mit Karl Marx das Manifest der kommunistischen Partei (auch bekannt als „Das kommunistische Manifest“). In Deutschland sind auch viele Schulen nach berühmten Persönlichkeiten benannt, allerdings eher nach Personen, die z.B. nicht für Deutschland gekämpft haben. Dafür ist Julias Schule ein gutes Beispiel, denn sie ist nach Max Planck, einem deutschen Physiker benannt. Allgemein sind die Namensgeber/-innen in Deutschland im Vergleich nicht so bekannt und verehrt – In Kuba kennt sie jede/-r.
Als wir am ersten Tag mit den Fahrrädern ankamen, war die große Büste von Friedrich Engels sehr präsent. Gleich am Morgen haben wir auch ein Gruppenbild gemacht. Auch gab es nicht nur es nicht nur diese eine Büste, es gab auch noch andere, z.B. von Jose Martí.
Uns alle hat es außerdem sehr beeindruckt, wie viel die kubanischen Jugendlichen uns über die Personen erzählen konnten. Ein Jugendlicher hat uns im Schnelldurchlauf mit Daten die komplette Biographie Jose Martís wiedergeben können. Auch hat er erzählt, dass seit der ersten Klasse kubanische Geschichte Thema im Unterricht war und mittlerweile alles mehrfach wiederholt wurde. Wir persönlich finden, dass das einer der größten Unterschiede zu Deutschland ist. Während hier nur kubanische Geschichte unterrichtet wird, haben wir in Deutschland im Unterricht noch nichts von dieser gehört. Für uns wäre es auch kaum vorstellbar, dass wir in Geschichte nur etwas über die Geschichte Deutschlands lernen.
Neben den Büsten gab es auf dem Schulgelände noch mehr zu entdecken: Unsere Favoriten sind die vielen Palmen, die wir auch echt gerne in Deutschland auf dem Schulhof hätten. Auch gibt es eine große Freiluftbühne – auf dieser hat sogar schon Fidel Castro gesprochen. Da in Kuba Sport überwiegend in der Schule gemacht wird, gibt es auf dem Schulgelände auch viele Sportplätze. Was wir in unseren Schulen zuhause auch einmal cool fänden, wären Schach, Dame oder Domino. Hier zählt das nämlich zum Sportunterricht dazu. Im Unterricht hat man auch noch andere Unterschiede bemerkt. Zum Beispiel war es für die Schüler/-innen ganz normal, einfach reinzurufen, anstatt sich zu melden, wie es bei uns üblich wäre. Im Biologieunterricht gab es außerdem zusätzlich zu dem Lehrer zwei weitere Lehrerinnen, die uns mit den Mikroskopen geholfen haben. Am Ende der Stunde haben wir vor allem viel aufgeschrieben und uns gar nicht so sehr mit den Mikroskopen beschäftigt. Uns ist aufgefallen, dass durch die Vorbereitung der Mikroskope durch die zwei zusätzlichen Lehrkräfte viel mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht war. In unseren Schulen zuhause sitzen wir in einer Stunde, in der wir mikroskopieren, oft nur 15 Minuten vor den Mikroskopen – und meistens schreibe ich auch kaum etwas auf. Der Unterricht hier war viel effizienter.
Andere Gruppen saßen auch zum Beispiel mit im Matheunterricht. Viel verstanden haben wir nicht, aber dass für die Pyramidenberechnung kein Satz des Pythagoras verwendet wurde, hat uns sehr irritiert. Nach dem Unterricht gab es Mittagessen. In Kuba ist das vom Staat subventioniert, das heißt für die Schüler/-innen kostenlos. Es gibt auch jeden Tag einen kostenlosen Snack. Wir konnten einen davon auch probieren, denn die Schüler teilten ihn mit uns. Es war Maní, eine kubanische Süßigkeit aus Erdnüssen und Zucker (sehr empfehlenswert, falls ihr das irgendwo findet). Einen Snack von unseren Schulen zu Hause geschenkt zu bekommen, würde uns schon sehr freuen.
Ein Abenteuer war es auch, wenn man auf die Toilette musste. Stell dir vor, es gibt nur zwei Stunden am Tag fließendes Wasser, kein Toilettenpapier und keine Seife – wobei die Seifen einem ohnehin nichts bringt, wenn es kein Wasser gibt. Auf die Toilette gegangen wird aber trotzdem, Spülen wird dann einfach überbewertet… Wenn man von der Toilette zurückkommt, fällt einem vielleicht auf, dass die Gänge (und eigentlich das ganze Schulgebäude) sehr offen gestaltet sind. Es sind eher lange Balkone, die in einem freundlichem Blau gestrichen sind. Wind sorgt in den Treppenhäusern für frische Luft, da keine Wände, sondern nur Geländer die Treppen begrenzen.
Anders als in Deutschland wohnen auch viele der Schüler/-innen in der Schule. Das liegt daran, dass ihr Zuhause so weit weg liegt, dass es zu viel Zeit kosten würde, jeden Tag zu pendeln. Für diese Schüler/-innen gibt es auch ein Wohngebäude mit nach Geschlechtern getrennten Schlafsälen. In einem Schlafsaal wohnen alle Mädchen oder Jungen einer Jahrgangsstufe zusammen. Dadurch teilt man sich dann „sein Zimmer“ mit bis zu 60 anderen Personen. Für die eigenen Besitztümer hat man einen halben Spint. Wir durften die Schlafsäle auch besuchen und wurden sehr freundlich empfangen. Generell sind die kubanischen Schüler/-innen sehr zuvorkommend. Sie haben uns z. B. nicht unseren eigenen Stuhl von einem in das andere Klassenzimmer tragen lassen.
Nach unserem Besuch finden wir, dass in den deutschen Schulen auf hohem Niveau gejammert wird. Es gibt so viel, wofür man dankbar sein könnte: fließendes Wasser, Toilettenpapier, ständige Stromversorgung, Internet. Hier habe ich Dankbarkeit der Schüler/-innen gespürt. Sie sind dankbar, dass sie diese Schule besuchen dürfen – die übrigens zu einer der besten Kubas gehört.
PS: Wenn man die Lehrkräfte und Schüler/-innen fragt, ist es nicht eine der besten, sondern die mit Abstand beste.