Wetterumschwung

Datum: 15.02.2025
Mittagsposition: 30°05,9´N; 079°29,8´W
Etmal: 149 sm
Lufttemperatur: 23,5 °C Wassertemperatur: 23,8 °C, Windrichtung und Stärke: ESE 5-6

Vor ein paar Tagen hat Johannes, unser neuer Kapitän, angekündigt, dass es zwei Möglichkeiten gibt, wie wir Bermuda erreichen können. Die erste Route würde weiter südlich verlaufen, wo wir aufgrund von Gegenwind den Großteil der Strecke vermutlich unter Maschine fahren müssten. Die zweite Strecke verläuft an der Westküste der USA vorbei und dann schließlich nach Osten. Nutzen wir diese Route, haben wir die Möglichkeit zu segeln, allerdings mit einem Haken: Die von Johannes vorgestellten Wetterkarten zeigten, wie sich eine Sturmfront auf unserem Fahrtgebiet bewegt.
Nach einer Stammversammlung hat die Schiffsleitung schließlich entschieden: Wir segeln. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil von dem Sturm keine große Gefahr ausgeht.

Nun segeln wir Richtung Bermuda mit anspruchsvolleren Wind- und Segelverhältnissen als üblich. Dafür müssen verschiedene Vorkehrungen getroffen werden, um die Thor von einem Dreimast-Toppsegelschoner in ein Dreimast-Toppsegel-U-Boot zu verwandeln.

Segelreffen
Das Reffen eines Segels ist ein anstrengendes Manöver, bei dem mithilfe von Reffbändseln Teile des Segels an den Baum gebunden werden. Diese Reffbändsel sind kurze Tampen, die in zwei verschiedenen Höhen von einem Gaffel- oder Rahsegel herunterhängen. Diese Tampen werden dann bei einem halb-gesetzten Segel um den Baum herum geknotet, sodass jener Teil des Segels, der sich unter den Tampen befindet, am Baum befestigt ist und keine Segelfläche mehr bietet. Das haben wir innerhalb von drei Tagen bei vier verschiedenen Segeln gemacht, wobei jedes Reffen teilweise mehrere Stunden dauert.

Schlagklappen schließen
Schlagklappen sind Metallklappen, die entweder an Oberlichtern oder Bullaugen angebracht sind. Diese werden bei Sturm, Regen oder viel Wasser an Deck geschlossen, um zu verhindern, dass Wasser ins Schiff gelangt. Bullaugen sind zwar sehr stabile und sichere „Fenster“, trotzdem können sie, wenn ein Brecher dagegen schlägt, brechen. Eine Schlagklappe, die nicht von Wellen zerstört werden kann, bedeutet eine zusätzliche Absicherung.

Kammern seefest machen
Bei viel Seegang haben Gegenstände, die nicht befestigt sind, die lästige Angewohnheit, das Schiff selbstständig erkunden zu gehen. Um dies zu verhindern, muss man alles, was zuhause einfach irgendwo rumstehen darf, verkeilen, befestigen oder den Untergrund rutschfest machen, so dass Gegenstände wie Flaschen, Federmäppchen oder deine Tasse auf dem Messetisch sich nicht verselbstständigen.

Wohnraum verschieben
Auf der Atlantiküberquerung hat sich der Großteil des Lebens an Bord draußen abgespielt, da es unter Deck viel zu heiß und zu stickig für so etwas wie Unterricht war. Jetzt, wo es sehr viel welliger und kälter wird, ist es selbstverständlich, dass man sich eher drinnen als draußen aufhalten möchte. Auch die Draußenschläfer, die vor Kuba noch zahlreich an Deck vertreten waren, findet man jetzt eher seltener, da mit Sicherheit niemand gerne von einem Brecher, der über das Schanzkleid geht, aufgeweckt werden möchte.

Heute, am 16.02., haben wir einen Vorgeschmack auf das bekommen, was uns während der nächsten Tage erwarten wird: Der Seegang hat stark zugenommen, es kommen vereinzelt Wellen über das Schanzkleid und teilweise sogar übers Achterschiff, wo die Gischt bis zum Besan-Baum hochspritzt, das ist das untere Holzstück des hintersten Segels, an dem das Gaffelsegel befestigt ist.

Wie ist es, im Sturm unter Deck zu leben? Es ist anders: Auch, wenn bei Mahlzeiten die Tische mit Anti-Rutschmatten ausgestattet sind, muss man immer aufpassen, dass der Becher, Brotmesser oder das Brot nicht abhaut, um die große weite Welt des Unterdecks zu erkunden.
Seegang ist großartig, da wortwörtlich Bewegung in den Alltag kommt. Auf Dauer kann es anstrengend sein, vor allem, wenn man seekrank ist; es ist trotzdem eine schöne Erfahrung.

KUS-Ticker

Samstag, 15.02.2025

  • 08:15-17:00 Uhr: Unterricht von Unterrichtsgruppe A, erste Englischstunde mit Tessa
  • 08:21 Uhr: Bergen des Besans
  • 15:43 Uhr: Reffen des Großsegels
  • 15:30 Uhr: Allgemeine Schiffsarbeiten zum Seefestmachen
  • 18:13 Uhr: Abendessen

Sonntag, 16.02.2025

  • 04:25 Uhr: Ausbaumen des Großsegels
  • 05:10 Uhr: Bergen des Marssegels
  • 12:00 Uhr: Gurtpflicht an Deck aufgrund des Seegangs
  • 18:00 Uhr: Abendessen