Mal wieder eine ganz andere Welt – Praktika

Datum: Donnerstag, 27.02.2025
Mittagsposition: 33°28,1‘N; 060°31,5‘W
Etmal: 117 sm
Lufttemperatur: 17,5 °C, Wassertemperatur: 18 °C, Windrichtung und Stärke: NW4

Die freie Zeit, die man auf der Thor pro Tag hat, ist normalerweise auf maximal eine Stunde begrenzt. Es ist daher fast nicht möglich, seine außerschulischen Interessen zu verfolgen und zum Beispiel in Aufgabenbereiche reinzuschnuppern, die man noch nicht so gut kennt. Um dies aber trotzdem tun zu können, gibt es an Bord Praktika. Wir haben drei Praktikumsmöglichkeiten an Bord: bei der/dem Maschinist/-in, im Proviant oder beim Bootsmenschen. Ein Praktikum umfasst drei Tage, an denen man von der Wache freigestellt ist. Da man aber am Unterricht trotzdem teilnehmen muss, hat man Praktikum also zum Beispiel am Montag, Mittwoch und Freitag.

Ein Praktikumstag startet normalerweise damit, dass man zur Wache geweckt wird und erklären muss, dass man tatsächlich keine Wache, sondern Praktikum hat (glücklicherweise schläft man sehr schnell wieder ein, deswegen ist das kein Drama). Ein paar Stunden später wird man dann normalerweise um sieben Uhr geweckt. Von da an hilft man bei den Aufgaben der jeweiligen „Chef/-innen“, was genau gemacht wird, ist aber sehr unterschiedlich.

Im Proviant sind die Aufgaben sehr an die vergangene Verproviantierung gebunden: Wenn diese erst vor kurzem erfolgt ist, stehen Dinge an wie Schimmel entfernen, rote Kisten putzen oder Obst und Gemüse nach dem Grad der Frische sortieren. Ist die letzte Verproviantierung lange her, gilt es die Kühllast zu putzen und auf eine weitere Neuverproviantierung vorzubereiten. Zu diesen Aufgaben kommen noch das Betreuen und die Versorgung der Backschaft und manchmal das Auffüllen der Trockenlast aus den Unterkojen (beides Orte für Lebensmittel, die nicht gekühlt werden müssen). Wenn man gerade nichts zu tun hat, kann man aber natürlich auch die Backschaft entlasten und aufwändige Gerichte ermöglichen, zum Beispiel werden manchmal die Kuchen übernommen oder Brötchen gebacken. Einzig und allein die Backschafts-Besprechung macht man als Praktikant/-in nicht, denn dafür braucht man einen ziemlich guten Überblick darüber, was gerade an Essen vorhanden ist, damit wir auch am Ende einer Etappe noch genügend von allem haben.

In der Maschine sieht es ganz anders aus. Hier gibt es vor allem Pflege-, Wartungs- und Reparaturarbeiten zu erledigen. In meinem Praktikum zum Beispiel haben Robin und ich das gesamte Lenz- und Lüftungssystem gefettet, damit diese im Notfall (? Feuer oder Wassereinbruch) sofort betätigt werden können. Es müssen immer wieder Maschinen (z. B. Pumpen) überprüft und gesäubert werden. Ein weiteres Beispiel ist das Säubern der Stopfbuchse. Die Stopfbuchse ist eine Dichtung, die verhindert, dass Wasser an der Stelle ins Schiff eindringt, wo die Welle den Rumpf verlässt. Da diese Dichtung aber nicht zu 100% dichthält, wird jede Stunde, in der die Maschine läuft, Fett zwischen Dichtung und Welle gepresst. Dieses Fett muss irgendwann wieder entfernt werden, was immer eine sehr stinkige, aber auch lustige Aufgabe ist. Die Praktika sind allerdings auch dazu da, neue Dinge zu lernen, weswegen man im Maschinenpraktikum zum Beispiel auch lernt, wie man den Generator bedient oder die Hauptmaschine startet. Leider gehen allerdings auch immer wieder Dinge kaputt, die dann möglichst schnell wieder repariert werden müssen. Ein beliebter Unruheherd ist da der Generator HD 1. Bei mir im Praktikum ist Öl ausgelaufen und wir mussten fünf Stunden lang den Generator von Öl befreien. Zwei Woche später sind dann die Katalysatoren kaputtgegangen und der Generator war für zwei Monate außer Betrieb (in dieser Zeit konnten wir aber auf den HD 2 zurückgreifen).

Beim Bootsmenschen stehen ähnliche Aufgaben an. Es gibt die vier Bereiche Sicherheit, Pflege, Überholung und spontane Aufgaben wie Reparaturen. Sicherheit bedeutet z.B., dass alle Dichtungen in den Schlagklappen regelmäßig gefettet werden, damit sie nicht brüchig werden. Die Pflege beinhaltet auch sehr viel fetten, zum Beispiel das Leder der Klauen (diese sind an den Gaffelsegeln). Es kommen auch noch Holzarbeiten an sämtlichen Oberlichtern oder anderen Objekten, die lackiert sind, dazu. Es ist unglaublich viel Arbeit, sämtlichen Lack abzuschmirgeln und dann bis zu zehn Schichten neuen Lack wieder aufzutragen, wobei auf keinen Fall der Lack berührt werden darf, wenn er noch nicht ausgehärtet ist. Es müssen aber auch z.B. Tampen überholt werden, was heißt, dass ein neuer Tampen gespleißt, eingefädelt und mit einem Takling versehen werden muss.

Abschließend kann man sagen, dass Praktika eine ideale Möglichkeit bieten, neue Sachen zu lernen und einen neuen Aufgabenbereich kennenzulernen. Auch wenn es manchmal anstrengend sein kann, sind die Praktika immer ein Highlight der Etappe.

KUS-Ticker

Mittwoch, 26.02.2025

  • 09:00 Uhr: Setzen des Großsegels
  • 13:00 Uhr: Fahren einer Halse
  • 18:00-19:00 Uhr: Segel werden gesetzt: Großstengestagsegel, Großtopsegel

Donnerstag, 27.02.2025

  • 13:00 Uhr: Fahren einer Wende