Grüne Gummistiefel und Konfetti im Typhon

Datum: 01.04.2025
Mittagsposition: 48°28,7 N; 012°28,6‘W
Etmal: 77 sm
Lufttemperatur: 12 °C, Wassertemperatur: 13 °C, Windrichtung und Stärke (NEzE 6)

Hast du deinen Geburtstag schon mal mitten auf dem Nordatlantik bei 12 Grad und 6 Windstärken gefeiert? Also ich jetzt schon. Man könnte meinen, mit 16 möchte man eine Party schmeißen, ausgehen und nicht gerade abgeschottet auf einem 50 Meter langem Schiff sein. Heute möchte ich euch allerdings erklären, weshalb es der allerbeste Ort war, um 16 zu werden.

Eigentlich mag ich den Frühling nicht wirklich. In meiner Vorstellung ist es immer grau, diesig, matschig und der Schnee taut weg. Dass dem nicht so ist, weiß ich, allerdings gebe ich das nicht zu. Diese Vorstellung hält an, bis zum 1. April (der zufällig auch mein Geburtstag ist. Ach ja, und ganz allein bin ich damit nicht: Happy Birthday Opa!) Und hier auf der Thor hat auch noch der liebe Josh Geburtstag, mit dem ich mich um den Frosch streiten durfte.

Ich fahre in der Wache 3 und wurde heute Morgen um 0430 zu meiner Wache geweckt. Wenn Verschlusszustand ist, empfehlen sich Gummistiefel und Ölzeug. Problematisch ist es dann nur, wenn nur mein rechter Gummistiefel vor meinem Bett zu finden ist und mein Ölzeug mit rotem Faden an allen anderen Ölzeugen festgeknotet ist. Völlig verzweifelt auf der Suche nach meinem Gummistiefel, begegnete ich den anderen aus meiner Wache mit dem gleichen Problem. Wache bin ich dann mit meinem und einem halbwegs passenden, grünen Gummistiefel, den ich nicht zuordnen konnte, gegangen. Andere lösten das Problem einfach mit der Taktik, einen Gummistiefel und einen Turnschuh zu tragen.

Als Geburtstagskind war ich Wachprinzessin und habe eine der spannendsten Wachen erlebt, die ich auf der Thor je hatte. Da die Ruderlagenanzeige falsch eingestellt war und genaues Rudergehen sehr wichtig ist, musste eine Person im Eintauchanzug außenbords gehen, um das Ruder richtig einzustellen. Angegurtet, gesichert und in einem neongelben Anzug mit Schwimmweste wurde Ruth dann im Kanu ausgesetzt. Eine Dreiviertelstunde später war alles wieder richtig eingestellt.

Wache 4, beziehungsweise die Backschaft, zu wecken war dann die nächste Herausforderung, da der Wach-/Backschafts-Plan auf die Pro-Version geupdatet wurde und für die Backschaft die gesamte Besatzung eingetragen war, allen voran Detlef in Wache 5. Ansonsten sind einige Menschen über Nacht umgezogen, denn laut Kojen-Plan wohnt Rahel (Proviantmeisterin) jetzt in der Tiefkühllast.

Trotz pünktlichen Weckens kam Wache 4 gesammelt 10 Minuten zu spät, da alle noch Gummistiefel suchen mussten, zum Frühstück Salzwasser serviert und alle Uhren um 10 Minuten zurückgestellt wurden.

Nach dem Frühstück ging es dann so richtig los: Kammer 1 (Jungs-Sechserkammer) verwandelte sich in ein pinkes Spinnennetz (pinkes Garn war quer durch die Kammer gespannt), die Betten einzelner Personen waren abgezogen, die Bettwäsche versteckt und Rosas Ölzeug-Hose fand sich im Rigg wieder. Hinter jeder Ecke stand jemand, der sich kringelte vor Lachen. Wache 4 war dann besonders kreativ und hat das Ruder eingeschmiert mit Vaseline an Wache 1 übergeben.

Sehr lachen musste ich, als manche Leute sich über die offensichtlichen Streiche freuten, um dann später doch hineinzutappen. Wie beispielsweise der liebe Jakob R. der unter der Frischhaltefolie an der Tür durchgetaucht ist, beim Rausgehen allerdings direkt reinlief. Oder Cosi, die sich über die Frischhaltefolie auf der Kloschüssel freute, beim Händewaschen aber vom Waschbecken angespuckt wurde.

So richtig witzig wird es aber erst, wenn ein paar Scherzkekse sich gegenseitig austricksen. Das passiert schnell, wenn Wache 1 erst glasen, typhonieren und dann klingeln möchte (Normal: umgekehrte Reihenfolge), also schon um 11.57 Uhr die Druckluft für das Typhon aufmachte. Daraus folgte dann eine Kettenreaktion: Ein paar Scherzkekse hatten das Typhon arretiert, also ging es sofort los und gleichzeitig kam auch noch eine riesige Wolke Konfetti aus dem Horn geschossen – selbst Detlef konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Auch ein kleiner Spatz wollte der Kombüse einen Streich spielen und ist durch das Bulleye in die Kombüse geflattert. Das hat die Backschaft nicht bemerkt und als ich vor dem Bulleye stand, um den Vogel zu evakuieren, lachte mich die Backschaft aus – zumindest, bis es über ihnen flatterte.

Die Stimmung hier an Bord war unglaublich schön und ich genieße es unglaublich, wenn alle gute Laune haben und viel gelacht wird – besonders, wenn Casper vor mir steht und tatsächlich geglaubt hat, dass Ruth außenbords war. Ich hätte mir keinen schöneren Ort vorstellen können, um 16 zu werden und ich glaube, nun könnt ihr euch ein wenig vorstellen, warum.

KUS-Ticker

Dienstag, 01.04.2025

  • 07:15 Uhr: Geburtstagsdelfine (bis jetzt haben wir an fast jedem Geburtstag Delfine gesehen)
  • 16:45 Uhr: Geburtstagskaffee für Josh und Lia
  • 17:30 Uhr: Geburtstagsdelfine 2.0