„Thor Heyerdahl, this is Irish Coastguard”

Datum: Samstag, 05.04.2025
Mittagsposition: 54°24,3’N; 009°47,3‘W   
Etmal: 42 sm
Lufttemperatur: 11 °C, Wassertemperatur: 10 °C, Windrichtung und Stärke: EzN, 5

Es ist ein schöner Samstagabend und ich sitze mit selbstgebackenem Weißbrot und Nudelsalat vor mir auf meinem Teller beim Abendessen. Gerade haben wir abgestimmt, welchen Film wir heute schauen werden. Es ist Harry Potter geworden, was einige Leute sehr freut, denn der Film wurde schon häufig vorgeschlagen und dann doch nicht genommen. Welchen der acht Teile wir schauen werden, entscheiden wir spontan, denn das Abendessen neigt sich schon dem Ende zu und es sind nicht mehr alle Leute zum Abstimmen anwesend.

Plötzlich poltert es über uns und jemand kommt den Niedergang runtergestürmt. Es ist Luca, und er ruft: „In zehn Minuten kommt ein Hubschrauber und macht eine Übung.“ Sofort machen sich einige Leute, die schon aufgegessen haben auf, um auf dem Hauptdeck Ausschau nach dem Hubschrauber zu halten. Auf das Achterdeck dürfen nur die Fahrwache und der Stamm und so sammeln sich mit der Zeit auf dem Hauptdeck viele Leute, die versuchen, den Hubschrauber zuerst zu sehen. Sie stehen dicht gedrängt auf dem Niedergangshäuschen, den Niedergängen zum Achterdeck und auf dem Hauptdeck. Dann ruft jemand: „Da, er kommt!“ und alle stürmen zur Seite, wo man den Hubschrauber als kleinen schwarzen Punkt am Himmel erkennen kann. Langsam kommt er näher und das Surren wird immer lauter, bis es zu einem Knattern angewachsen ist, welches so laut ist, dass man sich nicht versteht, selbst wenn man sich anschreit. Inzwischen ist er so nah gekommen, dass man den Schriftzug „Rescue“ erkennen kann. Es ist die irische Küstenwache, die an uns das Bergen einer Person üben möchte, denn die Gelegenheit, so eine Übung mit einem Segelschiff durchzuführen, hat man nicht alle Tage. Jetzt öffnet sich die Tür an der Seite des Helikopters und man kann zwei Menschen in orangefarbenen Anzügen erkennen, die rausschauen. Der Hubschrauber schwebt einige Zeit lang auf der Stelle und nur, wenn man ihn die ganze Zeit über beobachtet, merkt man, dass er immer näherkommt. Bisher ist noch nichts passiert, und den ersten wird beim Warten kalt, denn in den letzten Tagen wurde es immer kälter, bis zu 4°C.

Jetzt scheint die Hubschrauberbesatzung sich dazu entschlossen zu haben, die Übung durchzuführen, denn eine der Personen zieht ein Kabel aus einer Halterung an der Seite des Helikopters und sichert sich daran. Bei uns löst das eine Welle der Euphorie aus, da wir jetzt alle damit rechnen, dass er sich gleich zu uns abseilen wird. Überall sieht man Kameras, die versuchen, ihn aus einem guten Winkel zu fotografieren. Jetzt geht es los! Er setzt sich in den Gurt und schwebt neben dem Helikopter in der Luft. Erstaunlich schnell wird er jetzt abgelassen und er kommt uns immer näher. Manchmal pausiert er und man erkennt, dass er ziemlich hin und her schaukelt. Inzwischen ist er fast am Achterdeck angekommen und nicht nur er ist uns ziemlich nahe, denn unsere Bootsfrau Sunny beobachtet den Helikopter, der gefährlich nahe an unserem Mast schwebt, ganz genau. Auf dem Achterdeck steht Luki bereit, der Person beim Landen zu helfen. Endlich schafft sie es, das Geländer zu fassen, zieht sich rüber aufs Deck und macht das Kabel von sich los. Der Hubschrauber entfernt sich nach dem geglückten Manöver ein kleines Stück, was die Stimmung an Deck auch sichtlich entspannt. Jetzt dürfen alle aufs Achterdeck, wenn auch nicht nach ganz achtern zu der abgesetzten Person. Aber es reicht, dass sich alle nach oben drängeln, um eine möglichst gute Sicht zu haben. Schon bald nähert sich der Hubschrauber mit heruntergelassenem Kabel wieder, um die Person hochzuziehen. Der Hubschrauberpilot muss jetzt ganz genau steuern, denn das Kabel, das herunterhängt, schwenkt ziemlich heftig hin und her. Die abgeseilte Person steht am Geländer und versucht das Kabel zu fassen. Endlich hat sie es gefangen und sichert sich wieder. Dann steigt sie über das Geländer und lässt sich in den Gurt fallen. Sie justiert den Gurt, in dem sie sitzt, ein wenig, winkt uns und gibt dann das Zeichen, sie hochzuziehen. Wir winken alle begeistert zurück und beobachten, wie die Person ziemlich schnell nach oben gezogen wird und im Inneren des Hubschraubers verschwindet.

Während der Übung ging die Sonne unter und fabrizierte einen wunderschönen Sonnenuntergang, sodass der Hubschrauber vor einem orange Leuchtendem Hintergrund schwebt. Der Hubschrauber fliegt noch kurz über uns und die Besatzung winkt noch, bis sie schließlich die Seitentür schließt und sich langsam von uns entfernen. Sie umkreisen uns ein zweites Mal, um dann schneller in Richtung Irland immer kleiner zu werden und schließlich zu verschwinden. Auf dem Hauptdeck löst sich die Versammlung langsam auf, manche schwärmen noch von dem Erlebnis und andere sind schon längst unter Deck verschwunden. Auch ich bin sehr glücklich, dass wir so etwas Spannendes erleben durften und mache mich langsam auf den Weg, um es mir in der Messe gemütlich zu machen und Harry Potter anzuschauen.

KUS-Ticker

Freitag, 04.04.2025

  • 15:15 Uhr: Projektetreffen

Sonntag, 05.04.2025

  • 19:00 Uhr: Hubschrauberübung