Probetörn 2024 – Die Expedition
von Luca
Der Probetörn war eine sehr ereignisreiche Woche, in der wir viel erleben durften und vor allem als Gemeinschaft stärker zusammengewachsen sind, als ich es in dieser kurzen Zeit für möglich gehalten hätte. Im Prinzip war jeder Moment ein Highlight, von der Kennenlernrunde bis zum Bunten Abend, aber die Expedition war meiner Meinung nach mit Abstand das Schönste an dieser Woche.
Alles begann damit, dass wir alle gespannt auf unsere Gruppeneinteilungen warteten. Als diese dann vorgelesen wurden, teilten wir uns auch gleich auf, um unsere Ausrüstung vorzubereiten. Wir lernten, wie man Zelte aufbaut, auf Trangias kocht und Seekarten liest. Als das erledigt war, standen wir auch schon vor unserer ersten Herausforderung: Da sich jede Gruppe über die Dauer der Expedition komplett selbst versorgen musste, haben wir eine Einkaufsliste für alles geschrieben, was wir essen wollten. Ob unsere Planung gut war, würde sich aber erst nach unserer Rückkehr zeigen. Danach durften wir zum ersten Mal auf die Kutter und beim Rudern fanden wir schnell einen guten Rhythmus. Nach einem etwas chaotischen Anlegemanöver machten wir unsere erste gemeinsame Mahlzeit. Da der örtliche Supermarkt jedoch fast leergekauft war, mussten wir uns mit Nudeln anstatt unseres geplanten Chilis zufriedengeben.
Am nächsten Morgen machten wir alles bereit und verluden unsere Ausrüstung in die Kutter. Nachdem wir dann unsere restlichen Lebensmittel erhielten, konnten wir kurz nach Mittag ablegen. Für viele war es das erste Mal auf einem Segelboot, doch im Teamgeist lag unsere Stärke und bald konnten wir schon gute Wenden und Halsen fahren. Schließlich konnten wir richtig navigieren und erreichten gegen Abend unseren Zeltplatz. Nachdem das Boot entladen und das Zelt aufgebaut war, konnten wir endlich unser leckeres Chili con bzw. sin Carne genießen. Um uns für den Schiffsbetrieb auf der Thor vorzubereiten, mussten wir uns für Nachtwachen einteilen und es war ganz ungewohnt, mitten in der Nacht geweckt zu werden, jedoch verging die Zeit im Gespräch mit anderen relativ schnell. Als wir am nächsten Tag gefrühstückt und alles wieder im Kutter verstaut hatten, konnten wir nach einem etwas langwierigen Ablegemanöver erneut die Segel setzen. Diese Etappe gestaltete sich etwas schwieriger als die Erste, da wir gegen den Wind kreuzen mussten, was insbesondere bei vielen Engstellen nicht leicht war. Allerdings waren wir mittlerweile ein eingespieltes Team und konnten die Situation gut meistern. Wir erreichten unser Ziel früher als geplant und übten daher noch Mann-über-Bord Manöver mit einem Fender. Als wir diesen über Bord warfen, ergriff ein anderer Kutter die Chance und nahm ihn als Geisel. Sofort entbrannte eine echte Seeschlacht und wir versuchten, uns gegenseitig mit Wasser zu bespritzen. Wir fühlten uns alle wie in einem Piratenfilm, als wir Kommandos brüllten, um das „feindliche“ Boot auszumanövrieren. Nach einer Weile wurde uns der Fender zurückgegeben und wir (Gruppe 5 und 2) konnten die Schlacht klar überlegen gewinnen, auch wenn Gruppe 3 das völlig anders sah. Noch immer voller Adrenalin erreichten wir schließlich unseren zweiten Zeltplatz. Bei diesem gab es jedoch keinen Steg und so mussten wir ankern und mit der ganzen Ausrüstung durchs hüfthohe Wasser der kalten Schlei waten. Allerdings wurden wir nicht nur von unten nass, da es bald darauf anfing zu regnen. Nach unserem Abendessen legten wir uns ins durchnässte Zelt und hofften nur, dass der Regen bald aufhören würde. Aus dieser Hoffnung wurde leider nichts, da es sowohl bei der Nachtwache als auch am nächsten Morgen unaufhörlich weiterregnete. Unserer Stimmung schadete das aber nicht und wir sangen auf der nächsten Etappe fast durchgehend, sodass ich selbst zwei Wochen nach dem Probetörn immer noch einen Ohrwurm von „Country Roads“ hatte. Das Wetter gab wirklich sein Bestes, um uns den Tag zu vermiesen, da zusätzlich zum Regen auch noch der Wind aussetzte und wir somit unter Segeln kaum noch vorankamen. Wir ließen uns davon aber nicht beeindrucken und beschlossen kurzerhand, die restliche Strecke zu rudern. Der Gedanke an eine warme Dusche und ein trockenes Bett motivierte uns und so erreichten wir schneller als gedacht das ersehnte Camp. Dort angekommen mussten wir aber noch die Ausrüstung aufräumen und die Kutter sauber machen. Währenddessen wurde auch das Wetter immer besser und wir konnten unser letztes Abendessen in den Kuttergruppen sogar bei Sonnenschein genießen. Erschöpft, aber glücklich fielen wir dann schließlich in unsere trockenen Betten.
Insgesamt war der Probetörn und insbesondere die Expedition eine der schönsten Wochen, die ich mit Gleichaltrigen erleben durfte und ich bin allen, die diese wunderbare Zeit ermöglicht haben, sehr dankbar. Und vielleicht, wenn alles gut läuft, war das erst ein Vorgeschmack auf etwas weitaus Größeres.