„Und zack! Das muss jetzt einfach klappen!“ – Hat es auch!
Datum: 18.02.2025
Mittagsposition: 30°45,2’N; 073°11,2‘W
Etmal: 104 sm
Lufttemperatur: 17,3 °C, Wassertemperatur: 19,7 °C, Windrichtung und Stärke: ENE2
„Wann war nochmal der Sturm auf die Moncada-Kaserne?“, „Leon!? Wie war das nochmal mit dem Kommunismus?“, „KARO?! Müssen wir die Jahreszahlen auch kennen???“
Antwort: Nein, mussten wir nicht. Kleines Geheimnis: Karo kann die Jahreszahlen auch nicht alle auswendig. Das liegt daran, dass Zusammenhänge und Strukturen, die richtig verstanden wurden, ihr wichtiger sind als eine Reihe an stur auswendig gelernten Jahreszahlen.
So ungefähr sind die meisten Gespräche an diesem Montagmorgen verlaufen, der den Geschichtstest mit sich gebracht hat. Thema war „Thema 3“, wie Karo es nennt. Als Geschichtslehrerin und begeisterte Reisende wäre sie dann am liebsten auch noch dageblieben. Falls ihr immer noch nicht wisst, worüber ich spreche: Ich rede von Kuba, dem Land, in dem wir unseren letzten langen Landaufenthalt hatten. Gelebter Sozialismus im Vergleich zur Vorstellung, offene Menschen und sehr viel Geschichte haben uns schon dort begleitet und uns auch bis zu diesem Test verfolgt. Durch Seekrankheit, Sturm und den Bordalltag sind wir ehrlicherweise nicht so richtig zu einer ähnlich intensiven Vorbereitung wie zuhause gekommen. Nichtsdestotrotz ist die große Mehrheit mit einem nicht allzu schlechten Gefühl aus dieser Arbeit herausgegangen. „A win is a win“ würde ich behaupten.
Und dazu kam noch, dass ganz andere Sachen einen höheren Stellenwert hatten.
Nachdem die Schiffsübergabe wegen verschiedener Stürme verschoben wurde, wurde auch das Abgabedatum der Bewerbungen vorgezogen. So kam es, dass man plötzlich nicht mehr drei Tage, sondern nur noch einen Abend Zeit hatte, um an der Bewerbung zu feilen. Doch das war irgendwann auch geschafft und dann war der erste Stress der Schiffsübergabe auch schon vorbei. Das große Warten war angesagt: Hat es geklappt? Darf ich als Wachführer / Steuermensch / Proviantmeister/-in oder Kapitän/-in fahren? Wer wird es wohl?
Etwas im Verzug – wir haben dem Stamm die Entscheidung der Stellenvergabe wahrscheinlich nicht so leichtgemacht – haben wir uns alle in der Messe versammelt, dicht gedrängt auf unseren Bänken und haben gewartet. Zugehört, welche Aufgaben in den nächsten Tagen zu erledigen sind, uns für die anderen gefreut, wenn jemand seine gewünschte Position bekommen hat, und uns wahnsinnig gefreut, wenn wir selbst es auch geschafft hatten und für uns geklatscht wurde. Ich möchte euch kurz vorstellen, wer die Positionen des Stamms übernommen hat: Wir fuhren das Schiff unter Kapitänin Cosima, mit den Steuermännern Luca, Ollie, Johannes M. und Julian. Wachführer/-innen waren Lotta, Johanna, Jakob R. und ich, mit unseren Wachführerassistent/-innen Jeanne, Johannes O., Justus und Finn. Die Projektleitung stellen Jannika und Flora, die Proviantmeisterinnen Nora und Vroni, die Maschinistin Rosa, unsere Bootsfrau Lene und zum Schluss: die rasenden Reporter Johannes L. und Jakob F. Auf meine Frage, ob Jakob jetzt das ganze Schiff verwanzen will, um alle unsere Gespräche mitzuhören, hat er ganz lässig geantwortet, dass das schon längst geschehen sei… Noch beunruhigender war sein Grinsen dabei!
Naja, jedenfalls war die Freude groß, als wir unsere Positionen erfahren hatten und das Schiff auch offiziell von Kapitän an Kapitänin übergeben wurde. Darauf folgten erste Besprechungen in den „Arbeitsgruppen“, um zum Beispiel den neuen Wachplan auszuarbeiten, die Wachzeiten unter den Wachführer/-innen aufzuteilen, den Backschaftsplan zu erstellen und so weiter und so fort. Ich persönlich habe mich sehr auf meine Wache um elf Uhr gefreut, die ich dann natürlich auch geleitet und koordiniert habe. Sehr zufrieden bin ich dann nach meiner Wache, um zwei Uhr, ins Bett gefallen. Der nächste Morgen startete ganz regulär für uns alle, und damit auch zu verschiedenen Uhrzeiten, und begann mit Frühstück. Meine Wache und ich starteten unsere Zeit auf dem Achterdeck wie gewohnt mit einer Übergabe von Wache 4. Es war sonnig, aber nicht zu warm, sondern etwas kühl: Genau das richtige Wetter meiner Meinung nach. Wir haben Reinschiff in der Wache erledigt: Poliert, mit blauen Lappen das Maschinenhaus gewischt und den Boden geschrubbt. Schließlich sollte ja alles für das anstehende Besanschot-An glänzen und blitzen. Während unserer Wache hat Pius auch seinen Vortrag über Generatoren auf dem Achterdeck gehalten, bevor wir um 14 Uhr ein Projektetreffen hatten. Das Fotoprojekt hatte relativ wenig zu tun, das Musikprojekt hatte eine Choreographie für den Nachmittag einstudiert, Auftakeln arbeitete an einer geheimen Überraschungs-Mission und wir, die Minions unserer Chefin Karo, haben als Öffentlichkeitsarbeits-Team unsere Erlebnisse aus Kuba zusammengetragen, um sie auch ganz bald mit euch teilen zu können!
Nach den Projekten haben wir uns nach Kaffee und Kuchen, heute Avocado-Schoko-Mousse und Kakao/Espresso, alle auf dem Achterdeck versammelt, um erst eine „Lost and Found“-Versteigerung (Es waren zwei VOLLE rote Kisten!) abzuhalten und dann verschiedene Musikstücke zu hören. Etwas abrupt wurde unsere Versammlung dann unterbrochen, als die Schiffsführung die ersten Sterne entdeckt hatte und es ans Sterneschießen ging, um unsere Position zu bestimmen, da während dieser Schiffsübergabe alle GPS-Geräte „ausgefallen“ waren und nur noch astronomisch navigiert werden konnte.
Wir, der Rest der Besatzung, haben so lange den wunderschönen Sonnenuntergang angeschaut – und plötzlich: aufgeregtes Rufen nach Luca. Falls ihr euch fragt, warum: Wir haben, nicht weit von der Ostküste der USA entfernt, tatsächlich einen Raketenstart bewundern können, der eine feuerrote Bahn in den Himmel malte, die sich durch austretende Gase dann in einen weißen Schweif verwandelte.
Manch einer munkelt, dass Personen, die sich in zu diesem Zeitpunkt in meiner Nähe befanden, einen Geburtstagsgruß nach Hause vernommen haben… Aber wer weiß, vielleicht war es ja doch nur der Wind.
PS: Alles Gute zum Geburtstag, Mama! Ich hab dich ganz doll lieb!
KUS-Ticker
Montag, 17.02.2025
- 11:00 Uhr: Geschichtstest
- 14:00 Uhr: Schülerversammlung
- 16:00 Uhr Beginn Schiffsübergabe
Dienstag, 18.02.2025
- 13:00-13:45 Uhr: Vortrag über Generatoren von Pius
- 14:00-16.00 Uhr: Projektetreffen
- 16:30 Uhr: Besanschot-An