Aller guten Dinge sind drei

Datum: 08.04.2025
Mittagsposition: 56˚35,3’N; 007˚29,7‘W
Etmal: 141 sm
Lufttemperatur: 11,8 ˚C, Wassertemperatur: 10,5 ˚C, Windrichtung und Stärke: ENE 1

Unser Kapitän Detlef reicht Anton die Hand und damit liegt die Verantwortung über die Thor Heyerdahl bei dem neuen Kapitän der dritten Schiffsübergabe. Zuvor wurde uns allen von Schülerkapitän Anton und den beiden Steuermenschen Hannah und Johannes L. der geplante Kurs vorgestellt: immer weiter Richtung Norden, dann um Großbritannien herum und schließlich durch den Skagerrak zurück nach Kiel. Da wir der erste KUS-Jahrgang sind, der diese Route wählt, sind alle sehr gespannt auf die kommenden Tage. Abgesehen von dem alltäglichen Bordbetrieb mit Wache, Segelmanöver und dergleichen erwarten uns während der dritten Schiffsübergabe Gezeiten, Fischerboote und noch einiges mehr.

Zum Zeitpunkt der Übergabe lagen wir allerdings noch im Hafen des kleinen Fischerdorfes Killybegs, wo wir einen Zwischenstopp zum Bunkern eingelegt haben. Somit sollte das Ablegemanöver nun von der neunen Schüler-Schiffsführung gefahren werden, allerdings mithilfe des Lotsen Detlef. Nach einem Signal K um 11:00 Uhr erscholl das Kommando von Anton: „Alle Leinen los!“ Langsam, aber stetig wurde der Spalt zwischen Thor und Kaimauer immer größer. An Land winkten uns noch die Leinenmenschen des Hafens hinterher und mithilfe unserer Hauptmaschine Olga ging es aus der Bucht von Killybegs wieder zurück auf den Atlantik. Wir hatten kaum Wind, dafür schien allerdings mal wieder die Sonne und es war überraschend warm. Alle freuten sich darüber und die Stimmung war trotz der Schiffsübergabe bei den meisten entspannt. Fast alle waren irgendwo an Deck und genossen die seltene Wärme. Ein paar entspannten sich auf dem Deckshaus und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen, manche schliefen in kurzer Hose und T-Shirt auf der Backskiste auf dem Hauptdeck und von der Back (vorderer Teil des Schiffes) erklang das Trompetenspiel von Johannes M. Ich hatte das Gefühl, wieder in unserer ganz eigenen Welt zu sein: auf 50 Metern Schiff, zusammen mit den anderen 49 Menschen, mit denen ich über das letzte halbe Jahr die Reise meines Lebens gemacht habe/mache – ein einzigartiges und nahezu unbeschreibliches Gefühl.

Um 14:00 Uhr hatte ich dann das erste Mal während der Schiffsübergabe Wache. Bisher waren noch keine Segel gesetzt worden auf Grund des mangelnden Windes. Doch sobald wir aus der Landabdeckung hinaus waren, strich eine sanfte Brise durch das Rigg der Thor, allerdings mal wieder von Gegen an. Es wurden somit die ersten Segel gesetzt unter Anleitung des neuen Wachführers der Wache 2 – Pius. Auf das Schonersegel folgte das Großsegel und am Ende der Wache noch das Besansegel. Alles lief unter der Anleitung des Schülerwachführers und unter Auftrag der neuen Schüler-Schiffsleitung. Bei Ausrichten der Segel gab es noch ein paar Missverständnisse, nach kurzer Zeit hatten sich diese allerdings auch geklärt. Damit wir die Maschine abstellen konnten, reichte der Wind allerdings nicht aus und kam noch dazu aus der falschen Richtung. Also ging es mithilfe unserer Olga, die nun in der Verantwortung des Schülermaschinisten Laurenz lag, weiter in Richtung Norden und dann bald um Großbritannien herum.

Am nächsten Tag regte sich kein Lüftchen und der gesamte Atlantik lag komplett still, wie wir es während unserer ersten Atlantiküberquerung schon einmal hatten. Gegen Mittag rief dann plötzlich der Ausguck: „Wale direkt voraus!“ Die letzte Walsichtung lag schon einige Zeit zurück, weswegen alle in Richtung Back zur Reling stürmten. Immer wieder konnte man die dunkelgrauen Finnen die spiegelglatte Wasseroberfläche durchbrechen sehen. Erst eine, dann tauchte eine zweite auf und schließlich sogar noch eine dritte. Ganz gemächlich und ohne Hast zogen sie im Wasser ihre Bahnen. Sie waren nur für einen kurzen Augenblick zu sehen und tauchten dann schon wieder ab. Alle blickten starr auf die komplett ebene Wasseroberfläche und versuchten irgendwelche Konturen im Wasser zu erkennen. Das Bugspriet und die beiden Anker spiegelten sich deutlich im glatten Meereswasser. Vereinzelte Wellen spülten ganz sanft ohne Gischt um diese herum, doch die Wale waren vorerst nicht mehr zu erkennen. Dann, auf einmal, tauchten sie ein weiteres Mal auf der anderen Seite auf. Wieder waren nur ihre fast schwarzen Finnen und ein Teil des Rückens zu erkennen. Der Rest blieb leider unter der Wasseroberfläche verdeckt. Es ist immer wieder einzigartig, diese beeindruckenden Tiere zu beobachten.

Einzigartig, unvergesslich, einfach besonders so wie die Schiffsübergabe, die Reise, das Abenteuer meines Lebens.

KUS-Ticker

Montag, 07.04.2025

  • 09:00 Uhr: Bunkern
  • 09:15-09:45 Uhr: Vorbesprechung Schiffsübergabe
  • 11:00 Uhr: Auslaufen Killybegs

 Dienstag, 08.04.2025

  • 13:30 Uhr: Vortrag Gezeiten von Jeanne
  • 14:00 Uhr: Schülerversammlung
  • Walsichtung
  • Geburtstag von Luki & Corinna