Land in Sicht!
Datum: 04.11.2025
Mittagsposition: 28°27,9‘N; 016°14,7’W
Etmal: 90 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25,5 °C, Wassertemperatur: 25 °C, Windrichtung und Stärke: SSW 3
„Aufstehen! Das Wetter ist schön – aber das siehst du ja selbst.“ Noch etwas verschlafen blinzele ich in die Strahlen der gerade aufgehenden Sonne und weiß einen Moment lang nicht, wo ich mich befinde. Mein Blick wandert weiter zu den aufgebauschten Segeln über mir und ich bemerke das sanfte Schaukeln meiner Hängematte. So kurz vor Teneriffa ist es endlich warm genug, unsere Kojen gegen die langersehnte Hängematte einzutauschen.
Eine Fahrwache und ein Mittagessen später sitze ich mit der gesamten Crew auf dem Achterdeck; die Luft ist erfüllt von Stimmen und Gelächter. Als unser Kapitän Detlef vor uns tritt, verklingen die Geräusche und er eröffnet uns, dass wir an diesem Nachmittag zwei Wenden fahren wollen. Während er uns die Segelstellungen für das Manöver aufzeichnet, versuchen wir uns all die Dinge zu merken, damit nichts schiefgeht. Wo müssen die Tampen belegt werden? Wer muss holen, wer muss fieren? Und was sind die Kommandos?
„Klar zur Wende!“, schallt es kurz darauf über‘s Deck. Auf diese drei Worte folgt eine Flut an Kommandos. Jeder hat in diesem Moment seine Aufgabe: So schnell wie möglich am eigenen Tampen ziehen, ihn umtragen, das Manöver dokumentieren oder am Ruder stehen. Nach nur drei Wochen auf See sind wir ein eingespieltes Team und besonders in Manövern wie diesem, in dem die gesamte Crew mitarbeitet, zeigt sich unser gegenseitiges Vertrauen. Die Thor dreht sich langsam in den Wind und alle scheinen den Atem anzuhalten, da nicht klar ist, ob wir genug Schwung geholt haben. Sekunden später haben wir es geschafft: Die Segel schlagen um und der Wind strömt von der anderen Seite hinein. Grinsend geben wir uns ein High-Five und machen uns klar für die nächste Wende, damit wir wieder auf unseren richtigen Kurs kommen und nicht am Ende in Afrika anstatt in Teneriffa landen.
Passend zu den vielen Delphin-Sichtungen der letzten Tage hält Elias an diesem Nachmittag einen Vortrag zur Bestimmung von Walen und Delphinen und steckt uns alle mit seiner eigenen Begeisterung an: Anschließend hofft wohl jeder darauf, selbst auch einen Pottwal oder einen Buckelwal zu Gesicht zu bekommen.
Da sich unsere erste Etappe bereits dem Ende neigt, denn Teneriffa sollen wir voraussichtlich am nächsten Morgen erreichen, endet dieser eindrucksvolle Tag mit einem Abschlusstreffen meiner Wache (4) und der letzten gemeinsamen Fahrwache, in der man bereits die Lichter von Gran Canaria in der Ferne aufblitzen sieht. Bis Teneriffa dauert es nicht mehr lange!
Und so stehen wir um sieben Uhr am nächsten Morgen einsatzbereit an Deck und können während der Vorbesprechung unseres Einlaufens in Santa Cruz kaum den Blick von den felsigen Bergen und unzähligen blinkenden Lichtern der langsam erwachenden Stadt lösen. Immer näher kommen wir der Uferpromenade und erkennen bald schon die ersten Palmen. Dieser Anblick weckt die unterschiedlichsten Gefühle: Einige sind traurig darüber, dass die erste Etappe so schnell vorbeigegegangen ist, bei anderen überwiegt die Vorfreude und wieder andere können es noch gar nicht glauben. Bevor wir aber einen Fuß an Land setzen können, bringen wir die Thor auf Vordermann und besprechen in einer Schülerversammlung die vor uns liegenden Aufgaben. Dann aber heißt es endlich: Landgang! In kleinen Gruppen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Im ersten Moment sind wir ganz überwältigt von den neuen Eindrücken und den vielen fremden Menschen, doch wir gewöhnen uns schnell daran, uns nicht mehr auf nur fünfzig Metern zu bewegen, sondern stattdessen durch bunte Häuserreihen, auf weihnachtlich dekorierten Straßen und durch von Palmen gesäumte Gassen zu gehen.
KUS-Ticker
Montag, 03.11.2025
- 13:30-15:00 Uhr: Wendemanöver
- 17:30 Uhr: Vortrag „Wale und Delphine“
Dienstag, 04.11.2025
- 07:45 Uhr: Einlaufen Teneriffa
- 14:00-16:00 Uhr: Schülerversammlung
- 16:00-22:00 Uhr: Landgang “Santa Cruz de Tenerife”
