Die neue Seeetappe – Eine Komplettänderung

Datum: Mittwoch, 04.11.2020
Mittagsposition: 53°59,1‘N, 007°22,8’E
Etmal: 25,1 sm
Wetter: Lufttemperatur: 11° C, Wassertemperatur: 12°C, Wind: W 4-5

Endlich war es so weit, die Winde hatten sich im Vergleich zu der vorherigen Woche gedreht, sodass wir nun endlich von Helgoland Richtung Süden, zu unserem nächsten Ziel, Teneriffa losfahren konnten. Auch wenn dies am Anfang erstmal nur mit Maschinenunterstützung funktioniert.

Es war ein Tag, an dem sich für unsere Schiffsgemeinschaft alles ändern würde, denn ein Leben auf See ist doch etwas komplett anderes als das Leben an Land, beziehungsweise wenn man in einem sicheren und ruhigen Hafen liegt. Zwei Mal am Tag haben wir Fahrwache. Das heißt, dass wir das Schiff steuern und seeklar halten müssen. Dies hinterlässt schon nach einem Tag bei manchen Mitgliedern der Besatzung leichte Spuren von Müdigkeit.

Als wir noch nicht einmal zwei Stunden den Hafen von Helgoland verlassen hatten, erlebten manche schon das, was sie auf der Überfahrt von Brunsbüttel auf Deutschlands einzige Hochseeinsel erfahren hatten, die Seekrankheit. Doch diese fühlte sich anders an als beim ersten Mal, denn wir steuerten nun nicht direkt den nächsten Hafen an, den wir in fünf Stunden erreichen würden, sondern fuhren auf die offene Nordsee hinaus. Dabei hielten wir unser Ziel Teneriffa immer vor Augen, doch der Weg dorthin ist noch sehr weit. Wenn man nun durch das Schiff lief, war dies ganz anders als im Hafen, denn der Großteil der Besatzung lag in seiner Koje und schlief oder entspannte. Ruhen ist dabei das beste Mittel, wenn man gegen die Seekrankheit gewappnet sein möchte. Nur ein Bruchteil der Schülerinnen und Schüler und der Stammcrew saß in der Messe, steuerte das Schiff in seiner Wache oder trug seinen Beitrag in der Backschaft bei. Man hörte, wenn man in seiner Koje lag nur die Wellen, die gegen das Schanzkleid – also die „Außenwand des Schiffes“ – schlugen, die Teller, die in der Messe oder der Kombüse klirrten, die Musik der Backschaft aus der Kombüse schallen und die Fahrwache, die sich unterhielt oder Kommandos gab oder ausführte.

Was ich für Seekranke aus eigener Erfahrung empfehlen kann, ist, dass man die Maschinenronde möglichst nicht anfängt und an jemanden übergibt, der im Moment nicht seekrank ist. Maschinenronde heißt dabei, dass man durch den Maschinenraum geht und Ölstände und Temperaturen kontrolliert und bei Bedarf die Maschine ölt oder unseren Maschinisten Willi informiert. Außerdem ist es nicht sehr schlau, sich im Heck oder im Bug des Schiffes aufzuhalten, denn bei Wellengang schaukelt es dort am meisten und es ist nicht sehr gemütlich, wenn das Schiff auf und ab wippt.

Am Ende lässt sich sagen, dass man einfach abwarten und sich der Seekrankheit stellen muss, denn diese trifft die meisten an Bord und geht irgendwann von selbst wieder. Bei dem einen geht dies schneller vorbei, bei dem anderen eben nicht so schnell. Doch dies ist gar nicht so schlimm, denn jeder an Bord weiß, wie sich der andere fühlt und es wird sich um jeden herzlichst gekümmert und auf jeden aufgepasst, sodass man sich geborgen fühlen kann. Und es lohnt sich. Schon am zweiten Abend auf der Nordsee waren fast alle wieder auf den Beinen und konnten die Seeluft genießen. Zudem durften wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang am rot-orangenen Horizont bewundern, den wir alle sicherlich nicht so schnell vergessen werden.

KUS-Ticker

04.11.2020

  • Allgemeines Wecken um 5:30 Uhr
  • All hands on deck und klar machen zum Auslaufen um 6 Uhr
  • Seeklar machen und anschließendes Auslaufen aus Helgoland
  • Fahrt durch die Nordsee mit Maschine und Beginn der Fahrwachen
  • Setzen und Bergen einzelner Segel (Baumfock, Schonersegel, Großsegel)
  • Bergen des Großsegels wegen Riss

05.11.2020

  • Fahrt mit Maschinenunterstützung
  • Reparatur des Großsegels
  • Mittagsposition: 52°57,2’N, 003°59,9’E
  • Setzen des Großsegels um 15.30 Uhr
  • Weniger Seekranke