Sonnige Aussichten

Es ist unfassbar. Du stehst morgens auf. Es ist 7:15 Uhr. GÄÄÄÄÄÄHN! Na komm, fünf Minuten gehen noch. 5 vor halb. Jetzt aber flott. Aufstehen, umziehen und runter zum Frühstück. Es ist jedes Mal Urlaub pur, das freiliegende Treppenhaus zu benutzen. Dann erst mal Essen. Schokoflakes, ein Brötchen mit Marmelade und eine Orange. Es ist 7:55 Uhr. Die Schule startet erst um 8:30 Uhr. Du gehst raus auf die Terrasse und wirst – ZACK – erstmal von der Aussicht erschlagen. Es ist wirklich der Wahnsinn! Die Stadt, das Wasser, die Berge, alles strömt gleichzeitig auf dich ein.

Aber lasst mich das genauer beschreiben, noch ist ein bisschen Zeit bis zum Unterricht. Ich stehe genau an der Brüstung. Wenn ich 90° nach rechts schaue, ist da tatsächlich nicht so viel los. Wenn ich aus meinem Fenster in Deutschland blicke, ist da mehr Action im rechten Flügel. Hier in Mindelo steigt der Hügel ein wenig an, weshalb man auf dieser Seite keinen so bombastischen Ausblick hat. Ich sehe eine Kopfsteinpflasterstraße und ein paar der typischen pastellfarbenen Häusern. Alles sieht ein bisschen heruntergekommen aus. Die Wäsche hängt an langen Leinen auf den Dachterrassen und die letzte Weihnachtsbeleuchtung kämpft ums Überleben. Bei genauerem Hinsehen fallen einem die für südliche Länder typischen Wassertanks mit dazugehörigen Solaranlagen auf den Dächern auf.

Lässt man den Blick ein wenig weiter schweifen, dorthin, wo die Landschaft sich zum Wasser hin senkt, so sieht man eine Hafenstadt, wie sie im Bilderbuch steht. Die bunten Häuser pressen sich eng an die nur zum Teil asphaltierten Straßen und Gässchen. Die in Europa oft ungenutzte Fläche der Dächer wird hier voll ausgenutzt.

Mindelo krümmt sich um eine bildhübsche Bucht mit Hafen. Nicht so groß, aber dafür umso schöner. Die Farben des Wassers reichen von helltürkis über grün bis hin zu einem dunklen, satten Blau. An zwei kleinen Kais drängen sich ein paar Frachtschiffe. Früher wurde in Mindelo viel Kohle für die Südatlantik Überquerung gebunkert. Da die allermeisten Schiffe heute mit Diesel fahren, ist von der großen Masse an Schiffen, die hier früher regelmäßig einliefen, nicht mehr viel übriggeblieben. Die am meisten vertretene Gattung stellen die Segelschiffe dar. Dicht an dicht stehen sie an den Stegen und wer da keinen Platz kriegt ankert einfach. Und da steht sie auch, unsere THOR. Wie eine Königin, umgeben von lauter PVC-Jachten liegt sie vor Anker. Perfekt in Szene gesetzt, vor dem Mount-Washington-Face, einem Berg, der tatsächlich wie ein liegendes Gesicht aussieht. Obwohl wir jetzt schon ziemlich lange auf der THOR leben, ist es immer noch ein Gänsehautmoment, dieses Schiff zu sehen. Wie zur Erinnerung an die großen Zeiten des Hafens liegen zwei Wracks etwa 50 Meter entfernt von der THOR in der Bucht. Laut Schiffscomputer nicht die einzigen, aber die einzigen, die durch die Wasseroberfläche stoßen. Wären die Häuser nicht im Weg, könnte man etwas weiter landeinwärts den Marktplatz von Mindelo sehen. Dort findet man einen Fischmarkt und einen Kunstmarktplatz, Obst und Gemüse wird feilgeboten und natürlich eine Menge Touristenramsch. Zu (wie zu erwarten) komplett übertriebenen Preisen. Nur wer gut verhandeln kann, wird hier glücklich. Manch einer von uns lässt hier 7000 Escudos an einem Tag, also umgerechnet etwa 70 Euro. Wenn man es richtig anstellt, schafft man es allerdings manchmal, die Preise bis zur Hälfte zu drücken. Unabhängig davon, was man bezahlt, macht das Verhandeln einen Mordsspaß.

Wenn man sich auf unserer Terrasse um 180 ° dreht, dann fällt der Blick auf die bergige Landschaft von Sao Vicente. Es reihen sich mit Häusern gesprenkelte Hügelkuppen aneinander, die jedoch bald von richtigen Bergen abgelöst werden. Ein wirklich fesselnder Anblick. Dunkelbraun und schroff strecken sich die Gipfel in den Himmel, bis sie die Wolken kitzeln. Bei so einem Ausblick kriegt man gleich noch mehr Lust auf die anstehenden Mehrtageswanderungen auf Sao Antao. Es ist wirklich herrlich, einfach frei von Stress („no stress“ wie die Einwohner Cabo Verde sagen würden) den Blick über die Stadt wandern zu lassen, den Menschen bei ihrem Tageswerk zuzusehen, die Sonne auf der Haut zu spüren und die Schiffe beim sanften Schaukeln zu beobachten. Oh, von wegen ohne Stress, es ist schon 8:20 Uhr. Ab zur Sprachenschule, damit sich mein „Eu falo um pouco de portugûes“ vielleicht bald in ein „Eu falo portugûes muito bem“ verwandelt.

Adeos e até amánha!

KUS-Ticker

03.01.2021

Mittagsposition: Hafen von Mindelo

  • 07:00: Allgemeines Wecken
  • 08:30: Dinghi-Transfer mit Gepäck an die Pier
  • 10:30: Einzug ins Hotel Sodade
  • 14:00: Freizeit in Mindelo-City

04.01.2021

Mittagsposition: Hotel Sodade, Mindelo

  • 08:30: Freizeit Gruppen 4 und 3
    • Stadtführung von Ansgar, anschließend Strand!!!
    • Unterricht Portugiesisch Gruppen 1 und 2
  • 12:30: Schulschluss
  • 14:30: Freizeit Gruppen 1 und 2
    • Stadtführung von Mats
    • Unterricht Portugiesisch Gruppen 4 und 3
  • 18:30  Schulschluss
  • 19:45: Schülerversammlung

05.01.2021

Mittagsposition: Hotel Sodade, Mindelo

  • 08:30: Freizeit Gruppen 4 und 1
    • Shoppen auf dem Markt
    • Strand
    • Unterricht Portugiesisch Gruppen 3 und 2
  • 14:30: Freizeit Gruppen 3 und 2
    • Radausflug Unterrichtsgruppe 3
    • Unterricht Portugiesisch Gruppen 4 und 1