Falas Portuges?…

… „Falas Portuges?“, lautete die Antwort mancher Einheimischer auf Santo Antao, als wir sie im natürlich besten Portugiesisch fragten, ob sie Portugiesisch sprechen. Sehr interessant, welche Erfahrungen man allein dadurch sammeln kann, dass man sich im Vorhinein ein paar Fragen überlegt, die man den Einheimischen stellen möchte, und anschließend versucht, mit dem in der Sprachschule gelernten Portugiesisch möglichst viel über Land und Leute herauszufinden. In unserem Fall waren es eher die Leute, denn im Rahmen des Forschertages war es unsere Aufgabe (andere Kleingruppen hatten zum Beispiel das Thema Wirtschaft oder Natur auf Santo Antao), mehr über die Bevölkerung zu lernen und es anschließend den anderen Gruppen kurz zu präsentieren. Unsere Leitfrage war hierbei, welche Werte und Ziele die Menschen hier haben. Es ist ziemlich aufregend, was man hier allein durch beobachten herausfinden kann, wobei es aber auch sehr spannend, fast noch spannender ist, mit den Leuten hier Vorort ins Gespräch zu kommen.

Neben vielen Anekdötchen, die wir den Anderen erzählen konnten, konnten wir aber auch viele interessante Infos herausrücken. Beispielsweise haben wir herausgefunden, dass hier die meisten Leute Kreol sprechen. Außerdem haben wir ziemlich viel darüber gelernt, wie das hier mit Reisen oder Auslandsbesuchen allgemein ist. Viele waren zum Beispiel noch nicht im Ausland, aber ziemlich alle Schüler, die wir gefragt haben, wollten hundertprozentig wegziehen, wenn sie groß sind, vor allem nach Holland, Frankreich und in die USA. Aber auch schon jetzt arbeiten und studieren nicht wenige erwachsene kapverdische Bürgerinnen und Bürger auch im Ausland (vor allem Europa) und schicken das Geld von dort dann an ihre Familien hier. Visa für einen Aufenthalt im Ausland zu bekommen ist wohl auch insgesamt ziemlich schwierig, es sei denn, man braucht es für die Schule.

Zu den Werten und Einstellungen der Menschen auf Santo Antao hätten wir auch zum einen ziemlich gerne gewusst, was die Menschen von uns Touristinnen und Touristen halten, aber wir haben von keinem eine richtige Antwort bekommen. Das könnte vielleicht daran liegen, dass sie uns entweder nicht verstanden haben oder uns nicht antworten wollten. Zum anderen haben wir noch herausgefunden, dass den Menschen hauptsächlich nicht nur Familie, Freunde, das Land bzw. die Natur, sondern auch Gastfreundschaft sehr wichtig ist.

Es war auch sehr lustig, als wir ziemlich lange nach einer Person gefragt hatten, die Französisch kann, damit wir auch auf schwierigere Fragen Antworten bekommen können und wir von einer Person zur nächsten Person verwiesen wurden. Irgendwann kam dann eine Person und sprach uns auf Französisch an, aber wir mussten anschließend leider feststellen, dass wir mit unserem Französisch nicht besonders weit kamen. Wieder eine andere Person fragten wir nach Festen und Feiertagen hier auf den Kap Verden. Bei der ersten Person, die wir fragten, hatten wir zwar eher das Gefühl, dass sie uns ihre Familienfeiern herunterbetete, aber bei der zweiten Person, einem kleinen Jungen, den wir vor der Schule trafen, bekamen wir heraus, dass sie Karneval, Weihnachten und Ostern feiern. Dieser Junge konnte aber sehr gut Französisch und fragte uns, ob er uns zu seinem Lehrer führen soll, da dieser wohl gut Englisch sprechen kann. Wir dachten uns: “ Ja, warum nicht?“, und er führte uns durch die Schule, in der es vermutlich nur 5. und 6. Klassen gab. Als wir vor dem besagten Lehrer standen, mussten wir feststellen, dass dieser doch kein Englisch konnte. Es war gerade Unterricht und so nutzten wir die Chance, uns umzuschauen. Wir sahen die Schülerinnen und Schüler dieser Klasse in Schuluniform dasitzen und sich eifrig mit den von uns im Vorbeigehen zugeworfenen Stiften Notizen machen. Der Lehrer sprach nur Französisch und Portugiesisch und so wurde für uns noch ein Mädchen aus einer anderen Unterrichtsstunde geholt – eine Italienerin, die sehr gut Englisch sprechen konnte – um uns unsere Fragen zu übersetzen. Das klappte auch recht gut, nur mussten wir feststellen, dass es einige englische oder deutsche Wörter wie zum Beispiel „Tagesablauf“ im Kreol nicht gibt. Sie war aber trotzdem eine sehr große Hilfe. Zum Andenken und Dank für alles holten wir hinterher noch schnell KUS-Flyer und -Plakat für die Schule, um es dem Lehrer zu überreichen. Und während wir so vor der Klassenzimmertür standen und uns die passenden französischen Worte zurechtlegten, ging plötzlich zufällig die Tür auf und der Lehrer stand vor uns und war offenbar gerade dabei, den Klassenraum zu verlassen. Wir waren so verdutzt und überrascht, dass wir ihm unser Andenken einfach in die Hand drückten und uns rückwärts zügig wieder aus dem Staub machten.

Aber auch die anderen Kleingruppen erlebten sehr viel – sie brachten unter anderem lokalen Kaffee (-bohnen) und Zuckerrohr zum Probieren und wir diese und noch viele weitere lustige Geschichten mit. So ergänzten wir uns gegenseitig perfekt und hatten einen wunderschönen und sehr unterhaltsamen Nachmittag.

Auch wenn wir uns manchmal einbildeten, interessante Blicke zu ernten, waren die Leute sehr geduldig mit uns und unseren Fragen und waren immer sehr freundlich, hilfsbereit. Mir hat es dort so gut gefallen, dass ich gerne einmal wieder dorthin fahren würde.

KUS-Ticker

Samstag, 16.01.2021

Mittagsposition: Ankerplatz vor Mindelo

  • 07:30: allgemeines Wecken
  • 08:00: bekommen die Info, dass wir erst am 17.01.2021 auslaufen und Kurs auf Fogo nehmen
  • 09:00: Reinschiff
  • 10:00 bis zum Nachmittag: Schiffsarbeiten
  • 19:00: Lost & Found- Versteigerung
  • 20:10: Kinoabend: „Paulette“ und frisch geschnittener Film von unserem bisherigen Kap Verde- Aufenthalt