Wanderungen, Lavafußbodenheizung und noch vieles mehr!

Ich werde wach, aber lasse die Augen noch geschlossen. Zuerst fällt mir auf, dass etwas fehlt: Das Geräusch der Wellen, die an die Bordwand schlagen, das leise Schaukeln durch den Seegang oder das Geräusch von Füßen, die unter Deck entlanglaufen. Als ich das große gemütliche Bett unter mir spüre und die Sonne, die durch ein großes Fenster scheint merke ich: Ich bin nicht auf der Thor! So langsam kommen die Erinnerungen der letzten Tage zurück. Schon seit drei Tagen sind wir auf dem Landaufenthalt; auf Fogo, wo wir in Mustis Unterkunft schlafen, die in einem Vulkankrater liegt!

Ich liege immer noch im Bett und lasse mir nochmal alles kurz durch den Kopf gehen, was gestern passiert ist. Wir hatten einen Workshop, wo wir aus Vulkangestein Figuren geklopft haben. Am Nachmittag konnten wir entweder eine Magmakammer besichtigen oder an der Kraterwand, also am Fels, klettern. Beides tolle Erfahrungen, die wir sammeln durften.

Ich setze mich im Bett auf und bin schon sehr gespannt was heute so alles passieren wird. Beim Frühstück an einer riesigen Tafel wurde uns erzählt, dass wir zuerst das Solo machen. Das Solo ist eine Tradition für alle Landaufenthalte, wo sich jeder einen eigenen ruhigen Ort sucht und man einfach mal Zeit hat, seine Gedanken schweifen zu lassen, sich an die bisherige Reise zu erinnern, aber auch, um über sich selbst nachzudenken. Ich habe es mir für 1 ½ Stunden in dem Lava-Feld gemütlich gemacht und die Ruhe genossen, die man sonst nur selten findet. Um uns alle wieder zurück in die Gegenwart zu holen und einen gemeinsamen Abschluss zu finden, hat Musti für uns eine Kuhglocke geläutet, die das Signal für den Schluss des Solos signalisierte. Den nächsten Programmpunkt, den wir uns gemeinsam als Gruppe überlegt hatten, war, dass wir an einem Aussichtspunkt das Gelände von Müll befreien wollen. Schon am ersten Tag ist uns aufgefallen, dass überall sehr viel Müll rumliegt, leider vor allem welcher von Touristen, die keine Rücksicht auf die Umwelt hier nehmen. Als wir dort ankamen, saßen dort auch mehrere Einheimische mit selbst gebauten kleinen Hütten aus Lavastein als Souvenir für die Touristen. Zuerst haben sie eher skeptisch und verwundert geschaut, als wir mit Mülltüten bewaffnet durch die Gegend gestiefelt sind, doch dann schlich sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht und ein paar Kinder halfen uns beim Müllsammeln. Bei der Mittagspause haben wir dann auch zusammen ein bisschen Fußball gespielt, was sehr lustig war! Ich finde es immer noch sehr faszinierend, wie viel Spaß man mit Menschen haben kann, die ein ganz anderes Leben leben als wir haben und mit denen man sich so gut wie nicht verständigen kann. Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier werde ich nie vergessen!

Wieder zurück auf der Casa Marisa (so heißt die Unterkunft, in der wir schliefen), hatten wir zwei Stunden unsere Smartphones, um Kontakt nach Hause zu haben und eventuell auch Schulisches zu organisieren, wie zum Beispiel die Seminarwahlen, die in der zehnten Jahrgangstufe anstehen. Der Abend endete mit einem noch sehr spannenden Vortrag von Gianna über Kaffee und weiteren Vorbereitungen für den anstehenden Geografie-Test. Auch wenn Schule dieses halbe Jahr anders ist und wir vielleicht nicht so viel „normalen“ Unterricht machen wie zu Hause, Noten müssen trotzdem gemacht werden. Doch der große Vorteil, den wir haben, ist natürlich, dass wir unsere Geo-Lehrerin Judith nicht nur einmal wöchentlich eine Stunde sehen, sondern den ganzen Tag Zeit haben, ihr Löcher in den Bauch zu fragen. Doch um das Lernen nicht zu anstrengend zu gestalten, haben wir alle zusammen unter einem grandiosen Sternenhimmel mit Lavafußbodenheizung gelernt. Ja richtig gelesen, Lavafußbodenheizung: da das Hotel von Musti auf der Lava des 2014 ausgebrochenen Vulkans gebaut wurde und die Lava immer noch nicht komplett abgekühlt ist, ist der Boden überall natürlich beheizt.

Der nächste Tag begann mit der Arbeit über Vulkane, Plattenverschiebung und Gesteine. 45 Minuten konzentrierte Arbeitsatmosphäre bei den KUSis; und nebendran, die frühstückenden deutschen Rentner, die auch zu Gast bei Musti sind.  „Noch fünf Minuten“ verkündet uns Judith – die letzten hastigen Antworten werden auf die Blätter geschrieben, dann heißt es „Stifte beiseitelegen und Blätter einsammeln“. Ein Aufatmen, egal wie gut oder schlecht, jetzt ist es vorbei. Jetzt ist wieder Bewegung angesagt. Der Weg zu Casa Marisa 2.0 sollte beschritten werden. Musti und seine Frau besitzen nämlich ein weiteres Gebäude, etwas tiefer auf der Insel gelegen. Leider haben sich nicht alle ganz fit gefühlt, um die sechs Stunden lange Wanderung mitzukommen, was sehr schade war, aber nicht zu schlimm. Die restlichen motivierten KUSis sind an Eukalyptusbäumen, Kaffeeplantagen und Eseln vorbeigewandert. Am Nachmittag waren dann alle wieder beisammen, und zur großen Freude aller Gesunden: Ein POOL! Dieser wurde direkt gestürmt! Der restliche Nachmittag und Abend war ohne genaue Planung, was zu mehreren kleinen Kartenspielrunden führte. Auch ich habe mit Judith, Leo, Yosi und Mona mehrere Runden Doppelkopf gespielt. Auch wenn es noch nicht perfekt geklappt hat, hat es viel Spaß gemacht hat!

So viele neue Erfahrungen und so viele neue Erinnerungen, die wir als Gemeinschaft gesammelt haben. Ein weiterer Landaufenthalt ist zu Ende gegangen, in dem man so viel über das Land selber, aber auch über die Kultur und die Menschen gelernt hat. Damit ist auch diese Etappe schon bald wieder vorbei, doch es erwarten uns immer neue Länder und Erfahrungen, die wir im nächsten Jahr 2022 sammeln dürfen!