Gruselige Winde an Halloween

Halloween startete schon am früheren Morgen. Um 07:00 Uhr wurden wir von einem Gespenst und dem Sensenmann Christian geweckt. Das ganze Schiff war gruselig schön geschmückt. Unter den Spinnenweben, die kreuz und quer durch die Messe gespannt waren, schwebten schaurige Gespenster. Das Projekt Auftakeln hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um das ganze Schiff in einen Ort des Verderbens zu verwandeln. Den Vormittag verbrachten wir mit Wurfleinentraining, Dinghi- und Funkgeräteeinweisung. Dabei haben wir gelernt, wie wir uns selbst von dem ankernden Schiff mit dem Dinghi an Land bringen können. Tatsächlich gab es noch ein zusätzliches Ereignis: Wir haben eine echte Maus im Generatorraum gefunden. Diese brachte uns an Halloween nicht nur eine schaurige Überraschung, sondern leider auch noch sehr viel Arbeit. Durch sie hatten wir die Ehre, die kompletten Lebensmittel der Trockenlast auf Bissspuren zu untersuchen, abzuwischen, zu trocknen und wieder einzuräumen. Glücklicherweise war die Maus ein Einzelgänger und unsere Essenvorräte sind jetzt wieder sicher.

Nach all der Arbeit ging es zu unserem zweiten Landgang. Da haben wir alles an typischen englischen Essen probiert, was wir beim letzten Mal nicht geschafft hatten. Wir waren alle sehr begeistert. Von Fish and Chips über Scones bis hin zu Fudge hatten wir nun alles probiert. Mittlerweile waren wir in der Stadt schon bekannt und ich wurde sogar von einem Paar angesprochen, ob ich von dem „tall ship“ wäre. Sie hatten sich schon informiert und waren sehr interessiert an dem Projekt. Es war überraschend schön zu erfahren, dass auch andere Leute sich für dieses tolle Projekt interessieren und begeistern. Alle Menschen, die ich getroffen habe, waren extrem nett und hilfsbereit, genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie hatten auch alle gute Laune und die ganze Stadt war im Halloween-Fieber. Viele Menschen waren verkleidet und haben sich gegenseitig „Happy Halloween“ gewünscht.

Halloween an Bord

Nach dem Abendessen gab es die seit fünf Tagen geplante Halloweenparty, auf die wir uns auch schon mindestens so lange gefreut haben. Als alle mit dem Schminken und Verkleiden fertig waren (es kamen dabei echt schaurige Gestalten heraus) und nur darauf gewartet haben, dass es losgehen kann, kam eine unschöne Nachricht: Draußen herrscht Windstärke 7 bis Böen 10. Die ganze Stammbesatzung konnte leider nicht zur Party kommen. Als man durch die Bulleyes hinaus sah, erblickte man bis zu 1,5 Meter hohe Wellen (für eine geschützte Ankerbucht ganz schön hoch) und unsere Stammbesatzung, dunkle Gestalten, in Kostümen mit kurzer Hose und extrem cooler Schminke, die mit stoischer Ruhe und Gelassenheit die Beiboote gesichert und das Wasser in mühevoller Kleinstarbeit aus den Booten geschöpft haben. Als die Nachricht verdaut war, ging es dann endlich los. Als Erstes gab es zum Einstieg ein Gruselgedicht, wodurch dann auch die Letzten in Halloween-Stimmung kamen. Darauf folgte dann ein Pantomimespiel, an dessen Ende sehr lustige Sachen dabei herausgekommen sind. Nach alldem ging es dann mit lauter Partymusik erst so richtig los, zu der dann auch kräftig gesungen und getanzt wurde. Die Musik war dann so laut, dass der Stamm, der sich draußen noch um alles gekümmert hat, auch noch ein klein wenig davon mitbekommen hat. Zur Sicherheit wurde noch die Maschine gestartet, um die Achterleinen zu entlasten. An dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN an die gesamte Stammbesatzung, denn, auch wenn sie leider nicht dabei sein konnten, hätten wir ohne sie die gesamte Party ausfallen lassen müssen. Gegen 22:30 Uhr neigte sich unsere Party so langsam dem Ende, da wir am darauffolgenden Tag natürlich wieder viel vorhatten. Bevor es dann aber in die Koje ging, wurde der Abend zum Abschluss noch von einer Gruselgeschichte gekrönt. So konnten wir uns dann todmüde in den Schlaf gruseln.

Der nächste Tag war weniger spektakulär als Halloween. Wir haben uns alle müde von der Party zum Frühstück geschleppt. Dann ging nach dem Reinschiff auch unser erster Schultag los. Wir alle hatten gehofft, dass wir bis Teneriffa davor verschont bleiben, stellten dabei dann aber auch schnell fest, dass es Schlimmeres gibt, als bei Falmouth vor Anker zu liegen und neben wunderschönen Landgängen ein bisschen Unterricht zu haben. So wird auch die Zeit, in der wir auf das passende Windfenster warten, sinnvoll genutzt. Es ging mit einem Vortrag über Seekrankheit los, in dem wir alle nützlichen Tipps (mein Lieblingstipp: viel schlafen) für die nächste Etappe mitnehmen konnten. Zudem wissen wir jetzt, warum wir seekrank werden und dass selbst Fische dieses Problem haben können. Darauf folgte die erste Mathestunde. In dieser haben wir die Fläche eines Rettungsrings herausgefunden und die Entfernung von Hindernissen mit der Hilfe des Radars bestimmt. Nach dem Mittagessen ging es weiter mit Chemie und Physik. Dort haben wir das Volumen der Thor, des sich unter Wasser befindenden Anteils bestimmt und den Auftrieb berechnet. Das Ergebnis: Wir schwimmen! Nach dem Abendessen gab es einen kurzen Landgang, um sich zu duschen und Falmouth bei Nacht zu erleben. Mittlerweile ist auch hier in Falmouth ein Alltag eingekehrt, wo man zwischendurch immer wieder etwas Neues lernt.

Ich denke, dass es so etwas, wie einen normalen Alltag auf der Thor nie geben wird – das macht jeden nächsten Tag zu einem Abenteuer und ich freue mich auf jeden neuen Tag und jeden einzelnen Moment, an dem etwas Unerwartetes und Einzigartiges passiert.

KUS-Ticker

Montag, 31.10.2022

Mittagsposition: 50°09,6’N; 005°03,7’W (Hafen von Falmouth)
Wetter: bewölkt; Temperatur: Luft 14°C, Wasser 15°C; Wind: SSE 3-4

  • 07:00 Uhr Wecken
  • 11:00 Uhr Trockenlast ausräumen, kontrollieren und säubern
  • 20:00 Uhr Halloweenparty unter Sturm

Dienstag, 01.11.2022

Mittagsposition: 50°09,6’N; 005°03,7’W
Wetter: bewölkt; Temperatur: Luft 14°C, Wasser 14,5°C; Wind: SW 4-5

  • 09:30 Uhr Vortrag über Seekrankheit von Quentin
  • 10:00-18:00 Uhr Unterricht in Mathematik, Chemie und Physik
  • 18:30 Uhr Landgang