Oh, wie schön ist Panama

Wir sind in Panama! Das war das, was ich am zweiten Januar der Wache 2 bei der Wachübergabe um zwei Uhr nachts freudig mitteilen konnte und es wurde direkt gescherzt, dass es bereits nach Banane riechen würde. Der Witz war auf das Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“ bezogen, in dem ein Tiger und ein Bär eine leere Bananenkiste finden, auf der Panama steht und die daraus schließen, dass ganz Panama nach Bananen riechen muss. Das Buch wurde hier auf der Thor als Theaterstück vorgetragen und in abendlicher Runde auch schon vorgelesen.

Tatsächlich waren in diesem Moment die ersten Lichter am dunklen Horizont aufgetaucht und es trennten uns nur noch wenige Stunden und Seemeilen von unserem Ziel.

Als ich dann später um 07:10 aus meinem wohl verdienten Schlaf nach der Wache geweckt wurde und mich verschlafen den Niedergang hinaufschleppte, bot sich mir ein sehr ungewöhnlicher Anblick. Mittlerweile lag die Thor bereits vor Anker und man konnte vom Deck aus die San Blas Inseln sehen, auf denen die Guna leben. Direkt neben uns befand sich die Insel Nalunega. Diese sieht aus wie ein sehr kleines schwimmendes Dorf, welches fast auf einer Ebene mit der Wasseroberfläche ist, so dass es so wirkt, als könnte bereits eine kleine Welle die gesamte Insel überschwemmen und die ganzen kleinen, sich auf ihre befindlichen Bambushütten, wegspülen.

Nach dem Frühstück (währenddessen kamen schon einige Guna mit ihren Einbäumen zur Thor gepaddelt, um uns ihre Handwerkskunst zum Verkauf anzubieten) gab es ein sehr spannendes Referat über die indigene Bevölkerung Panamas. Christian hatte den Einheimischen angeboten, dass sie später wiederkommen und ihre Waren wie auf einer Art kleinem Basar auf der Thor zum Verkauf ausstellen könnten und so kam es, dass wir alle nach dem Referat die Möglichkeit hatten, Ketten, Armbänder, bestickte Kleidungsstücke und Taschen sowie sogenannte – für die Guna typische – Molas zu kaufen. Molas sind aufwendig, mit einem Tiermotiv bestickte, Stofftücher, die oft traditionelle Geschichten der Guna zeigen.

Als wir uns alle schließlich ordentlich mit Gütern eingedeckt und die Guna die Thor wieder verlassen hatten, gab es ein zügiges Großreinschiff und direkt im Anschluss Mittagessen. Danach mussten wir alle mit dem Dinghi und dem Rescue-Boot zur Einreisebehörde, um unsere Pässe abstempeln zu lassen. Als die Einklarierung dann erledigt war, verließen wir die Insel, auf der sich die zuständige Behörde befand und fuhren weiter nach Nalunega.

Nalunega ist eine sehr kleine Insel und man braucht nicht lange, bis man alles gesehen hat. Die meisten Häuser dort sind aus Bambus mit Dächern aus Palmenblättern oder Wellblech, aber es gibt auch vereinzelt Gebäude, die aus Stein gebaut sind. Nachdem wir uns die Insel angeschaut hatten, teilte sich unsere Gruppe auf.

Während die eine Hälfte einen traditionellen Tanz vorgeführt bekam und sich anschließend selbst an den Tanzschritten versuchen durfte, sahen wir anderen das politische Zentrum von Nalunega an. Dieses ist eine Bambushütte, in der viele Bänke stehen und in deren Mitte vier Hängematten aufgespannt sind. Wir erfuhren von Nestor, dem Mann, der uns hier herumführte, dass diese Hängematten den beiden Stammesoberhäuptern vorbehalten sind. Diese beiden waren sogar da und sie erzählten uns ein wenig in ihrer Sprache, die Nestor für uns ins Englische übersetzte, über ihre Kultur. Man erkennt die Staatschefs daran, dass diese immer lange Hosen, Hemden, Krawatte, Hüte und einen langen Stab tragen, wobei ich es sehr amüsant fand, dass der eine dazu Adiletten und der andere Flip-Flops trug.

Später trafen wir uns dann alle wieder und die, die wollten, hatten die Möglichkeit mit einem Einbaum zu segeln. Nach dem Einbaumsegeln verließen wir dann die Insel nach und nach wieder und fuhren zurück zur Thor.

Unser erster Tag in Panama war unglaublich interessant und auch wenn Panama nicht von oben bis unten nach Bananen riecht, wie es der kleine Bär und der kleine Tiger aus „Oh wie schön ist Panama“ glauben, war mein erster Eindruck doch sehr positiv, da die Menschen hier sehr freundlich zu uns waren und es unglaublich spannend war, einen kleinen Einblick in das Leben der Guna zu erlangen, welches sich so dermaßen von dem unterscheidet, was wir in Deutschland kennen. Ich bin unheimlich gespannt auf die nächsten Wochen und ich freue mich darauf, Panama zusammen mit den anderen zu Erkunden.

KUS-Ticker

Montag, 02.01.2023

Mittagsposition: 09°55,4‘N; 077°42,6’W
Etmal: 143,4 sm
Wetter: Sonnig; Temperatur: Luft 29,5°C, Wasser 29°C; Wind: NE 5

  • 10:10 Uhr Geographietest
  • 13:30 Uhr Schiffsarbeiten

Dienstag, 03.01.2023

Mittagsposition: 09°32,9‘N; 078°57,1’W
Etmal: 86,2 sm
Wetter: Sonnig; Temperatur: Luft 30,5°C, Wasser 29°C; Wind: ENE 3-4

  • 08:00 Uhr Anker fällt vor Nalunega
  • 10:30 Uhr Referat von Elisa über die indigene Bevölkerung Panamas
  • 11:30 Uhr Basar auf dem Hauptdeck
  • 14:00 Uhr Einklarierung und Besuch auf Nalunega