Unser Camp im Regenwald

Lianen, Skorpione und Faultiere. Wie lebten wir fast vier Tage im tropischen Regenwald Panamas?

Das ganze Abenteuer beginnt, indem wir von Miguel, einem Mann, der mit seiner Familie ein Camp mitten im Regenwald führt und sich dort bestens auskennt, von dem Schotterweg aus, an dem wir mit unserem kunterbunten Bus ankommen, in den Wald geführt werden. Sofort werden wir vom Grün verschluckt und schlittern die matschigen Wege entlang, bepackt mit unseren schweren Trekkingrucksäcken. Kurz vor unserem Ziel kommen wir an einem Flusslauf an, wo wir gegen die Strömung und immer darauf bedacht, nicht umzukippen, zum anderen Ufer waten. Von dort aus laufen wir in der Hitze weiter, bis wir schließlich im Camp ankommen.

Dort befindet sich eine mit Wellblech überdachte offene Holzhütte, die unserer Messe gleichkommt. Von Innen sieht man ausgezeichnet in den Blätterwald. Überall stehen Tische und an einer Wand hängt ein Mobile aus Tierschädeln. „Wer mich nicht versteht, endet wie die hier“, so Miguel auf Spanisch mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Ein paar handgroße Spinnen sitzen in ihren Netzen; sie fressen die Mücken hier. Auch Miguels Hunde und Katzen sollen Tiere von der Hütte fernhalten. Wir werden auf Hängematten und bunt bemalte Hütten mit gemütlichen Stockbetten aufgeteilt, die etwas abseits über den Hang verteilt stehen. Über jedem Bett hängt bereits ein großes Moskitonetz; kleine Löcher werden einfach zugeknotet. Als Waschbereich gibt es Toiletten, die mit Eimern gespült werden, Waschbecken mit zerbrochenen Spiegeln und Duschen mit Wassertanks.

Die Natur bleibt natürlich nicht draußen, sondern gesellt sich auch zu uns. Schon bald werden in den Hütten die ersten Käfer und auch ein kleiner Skorpion gesichtet. So ergibt sich für uns auch gleich Regel Nummer 1: Den Rucksack immer verschließen und Schuhe und Kleidung vor dem Tragen immer ausschütteln. Mehrmals am Tag fängt es trotz der Trockenzeit an zu schütten. Dann prasselt der Regen auf die Dächer, die Welt riecht frisch gewaschen und die Wege sind matschiger denn je.

Unsere Backschaft hilft beim Zubereiten des Abendessens. Es gibt Maiscouscous und Linsen mit saftiger Ananas aus Miguels Garten. Ich mache einen Schritt aus meiner Hütte, die sich auf einer kleinen Anhöhe befindet. Von dort aus habe ich einen guten Blick auf die grüne Welt vor mir, sowie das weite schwarze Firmament mit seinen abertausenden Sternen, das sich, beinahe völlig unberührt von der Lichtverschmutzung, über mir aufspannt. Von Weitem schallt der laute Ruf eines Brüllaffen zu mir, Vögel zwitschern laut und die Grillen klingen wie kleine Bohrmaschinen. Hier ist es nie still, es ist immer was los.

Jeden Tag gehen einige im Morgengrauen im Fluss baden, vormittags oder ganztägig machen wir mit Miguel Touren durch den Regenwald. Einmal entdecken wir sogar ein Faultier, das sich von Ast zu Ast hangelt. An einem Nachmittag gibt es einen kleinen Workshop. Aus den runden, harten Samen der Taguapflanze basteln wir kleine Anhänger. Auch Miguels Garten, der sich am steilen Hang neben der „Messe“ befindet, besuchen wir. Wir graben Yuccawurzeln aus und schälen sie. Als es diese dann abends als Beilage zum Abendessen gibt, sind wir natürlich sehr stolz. Die Ananaskronen vom Vortag graben wir ein, damit daraus in ein bis zwei Jahren neue Ananaspflanzen wachsen können. Auch Tee und andere Früchte werden gepflückt.

Jeden Tag erfuhren wir durch interessante Vorträge von Jan über den Regenwald, von Johanna über Blattschneideameisen und von Sonja über Epiphyten viel über unsere Umgebung. Glücklich über die neuen Erfahrungen und die Zeit in der freien Natur brechen wir schließlich auf, bereit für ein neues Abenteuer, das uns in Panama erwartet…