Kleine Pflanzen – große Wirkung
Ich sitze in einem Kleinbus und fahre auf der Panamericana Richtung Piriatí. Während ich von den vielen Schlaglöchern ordentlich durchgerüttelt werde, lasse ich die Zeit im Urwald Revue passieren und mir wird nochmals deutlich, welche einzigartigen Naturerlebnisse hinter mir liegen. Doch gleichzeitig wird mir bewusst, wie gefährdet dieser faszinierende Urwald doch ist. So werden, während ich diese Zeilen schreibe, auf der ganzen Welt ungefähr 100 000 Bäume gefällt. Eine erschreckende Nachricht, die mich persönlich sehr traurig stimmt. Nach guten zwei Stunden kommen wir an einen Ort, an dem man genau dieser Zerstörung entgegenwirken möchte.
Das Aufforstungscamp von Futuro Forestal befindet sich auf einer brachgelegten Reisplantage, seitab der Panamericana. Das Camp besteht im wesentlich aus mehreren Pflanztunneln, einem Container, der zum Büro umfunktioniert wurde und einem großen Zelt, das für uns Essraum, Aufenthaltsraum und Unterrichtsraum zugleich darstellte. Neben den Gebäuden gab es noch ausreichend Platz, um unsere Zelte aufzuschlagen. Hier auf diesem Grundstück, übrigens einer der größten Baumschulen Panamas, werden heimische Baumarten großgezogen, die dann in der Regenzeit auf ehemaligen, ausgelaugten Agrarflächen gepflanzt werden. In den vier Tagen, die wir auf dem Camp verbrachten, unterstützten wir das Projekt bei der Aufzucht solcher Bäumchen. So lockerten wir die Böden auf, entfernten Unkraut und vieles mehr. Auch wenn es im Grunde eher langweilige Arbeiten sind – mit dem Gedanken im Hinterkopf, etwas für den Erhalt des Regenwaldes zu tun, machte ich das doch sehr gerne. Nebenbei erfuhren wir von unseren Partnern noch mehr über die Genossenschaft „The Generation Forest“, die die Agrarflächen einkaufen, die dann von Futuro Forestal bepflanzt werden.
Die Aufzucht der jungen Bäumchen konnten wir bei unseren Arbeiten hautnah miterleben. Um aber auch die nächsten Schritte besser zu verstehen, machten wir am letzten Tag in der Baumschule eine Exkursion zu den Aufforstungsflächen. Zunächst besuchten wir eine erst vor drei Monaten in der letzten Regenzeit bepflanzte Finca. Diese Fincas, zumeist angrenzend an natürlichen Regenwald, werden mit unterschiedlichen Baumarten bepflanzt. In den ersten Jahren nach der Pflanzung werden die noch kleinen Setzlinge regelmäßig von Gräsern und Sträuchern befreit. Keine 15 Jahre später sind die einst kleinen Bäumchen zu einem dichten Wald gewachsen, wie wir auf der zweiten Finca beobachten durften.
Das Konzept von „Generation Forest“ geht nach den 15 Jahren jedoch noch weiter. Denn wenn der Wald ein Alter von 40 Jahren erreicht hat, werden speziell ausgewählte Bäume, möglichst schonend, gefällt. Das bedeutet, dass pro Quadratkilometer 1-2 Bäume im Jahr gefällt werden. Der Sinn dahinter: der Wald soll sich finanziell selbst tragen können. Zum einen decken die Gewinne die Kosten für Aufzucht der Bäume und den Erwerb neuer Flächen. Zum andern möchte „Generation Forest“ den ortsansässigen Bauern eine Alternative aufzeigen, wie sie ihre Waldflächen nutzen können, ohne diese wertvollen Ressourcen zu zerstören, nur um für wenige Jahre Agrarflächen zu generieren.
Ein paar Tage später sitze ich wieder in dem Kleinbus und fahre zurück in Richtung Thor. Die Zeit im Camp bei Futuro Forestal verging wie im Flug. Vier intensive, informative und lustige Tage liegen hinter mir. Leider werden auch nach unserem Besuch immer 100 000 Bäume in drei Sekunden gefällt. Doch ich bin mir sicher, dass Projekte wie „The Generation Forest“ helfen, den mir und auch allen anderen so lieb gewonnenen Regenwald langfristig zu schützen und zu erhalten!