Mein Tag als Tagesprojektleitung
Wenn man für die Tagesprojektleitung zuständig ist, beginnt die eigentliche Arbeit nicht am eigentlichen Tag, sondern schon früher – so hatten auch wir zwei Tage vorher eine Vorbesprechung. Dafür sind wir nach dem Abendessen zu Ruth gegangen, die uns dann einen groben Plan gegeben hat, was noch gemacht und von uns organisiert werden muss. Natürlich stehen offizielle Treffen, wie die mit der ICAP schon im Voraus fest. Aber die Organisation von Sachen wie der Einkauf von Wasser ist unsere Aufgabe.
Am nächsten Tag verbrachten wir sehr viel Zeit damit, uns einen Zeitplan auszudenken und überlegen, wie wir was am schlausten koordinieren, da manche Dinge einfach zu siebenunddreißigst nicht so schnell passieren. Zum Beispiel dauert es seine Zeit, bis man 34 Personen Zimmer zugelost und einen Zimmerplan geschrieben hat. In der Zeit als Tagesprojektleitung sollten wir so viel Spanisch reden wie möglich. Zum einen, weil sich unser Spanisch dadurch sehr schnell verbessert, was ich auch selbst schon gemerkt habe. Zweitens macht es einfach Sinn, viel mit unserer kubanischen Reiseleiterin Lala zu sprechen, da sie einen großen Teil unseres Aufenthalts organisiert, viele kennt und auch schon ihr ganzes Leben lang in Kuba lebt. Aber es ist natürlich auch wichtig, mit unserem Busfahrer Isbel in Kontakt zu sein, da er wissen muss, wann er wo sein soll und wir fragen müssen, wie lange wir für einen Weg brauchen. Mein Spanisch ist jetzt noch nicht so gut, dass ich einfach ohne Vorbereitung flüssig reden kann. Wobei ich mittlerweile viel besser etwas verstehe, wenn jemand mit mir redet. Deshalb haben wir uns viele Fragen auf Spanisch aufgeschrieben, die wir später noch stellen müssen.
Allgemein war der Projektleitungstag ziemlich entspannt, außer in der Früh, wo es kurzzeitig ein bisschen stressig wurde. Der Tag begann mit dem allgemeinen Wecken um 07:30 Uhr. Danach frühstückten wir und füllten uns fürs Mittagsessen Reis in unsere Boxen – das war zum Beispiel eine Sache, die wir im Voraus organisiert hatten. Bevor wir losfuhren, wurde das Gepäck in den Bus eingeladen. Wir haben auch alle Schlüssel eingesammelt, das Geld zum Bezahlen von Ruth geholt und als letztes wurde von uns noch aufgeschrieben, wie viel Geld wir bekommen und ausgegeben haben und in welcher Währung, damit wir am Abend die nötige Abrechnung machen konnten.
Zuletzt versammelten wir uns zur Verabschiedung. Bei einer Verabschiedung stellt sich ein Großteil vom Hotel-Team und unsere Gruppe auf und wir sagen ein paar Dankesworte. Das ist nicht unbedingt normal in Kuba. Doch wir reisen mit der ICAP und werden auch als Freunde Kubas angesehen. Deshalb sind wir etwas Besonderes und wir sind oft die ersten Touristen, die seit zwei Jahren da waren. Dann übergaben wir eine Dankeskarte, die wir im Voraus schon geschrieben hatten und ein Poster der Thor. Nach der Verabschiedung sind wir pünktlich um neun Uhr von Pinar de Rio los nach Havanna gefahren. Im Bus war nicht viel Zeit zum Entspannen. Ich habe zwei kleine Vorträge vorbereitet: Einmal etwas Allgemeines zu Havanna und dann noch etwas zum Plaza de la Revolutión, den wir besuchten, bevor wir am Hotel angekommen sind.
Als wir beim Platz waren, war dieser echt beeindruckend. Der Platz war riesig, da er eigentlich so gebaut wurde, damit sich dort über eine Million Leute versammeln können. Doch der Platz war fast komplett leer. Nur ein paar Oldtimer standen herum, mit denen Touristen eine Stadtrundfahrt machen können. Vor den zwei sehr interessanten Vorträgen von Joschua und Tessa über Fidel Castro und Che Guevara (die auf dem Platz stattfanden), aßen wir Mittag. Nach den Vorträgen sind wir zu unserem Hotel Azul gefahren, das echt großartig ist. Zuerst sahen Ruth, Carla und ich mit der Rezeptionistin alle Zimmer an, ob sie in Ordnung sind. Und danach losten wir die Zimmer aus, was mir sehr viel Spaß gemacht hat, da es immer lustig ist, was für Konstellationen entstehen. Bis zum Abendessen ist eigentlich nichts mehr passiert. Im Hotel konnten wir nicht Abendessen, weshalb Lala einen Ort zum Essen gesucht hat. Schlussendlich waren wir in einer sehr alten, renovierten, sehr großen und sehr schönen Villa der ICAP, wo wir gegessen haben. Als wir wieder im Hotel waren, organisierten wir noch eine Schülerversammlung, in der wir uns auf die Atlantiküberquerung vorbereiteten. Wir haben die Beauftragungen verteilt, die neuen Wahlpflichtfächer und die Vertiefungsfächer vorgestellt und auch den neuen Wach- und Kammerplan angefangen.
Das war mein Tag als Tagesprojektleitung. Wir haben zwar nicht sehr viele körperlich anstrengende Dinge gemacht, doch ich konnte nie Abschalten, was auf Dauer doch anstrengend ist. Das ständige Da-Sein, sich ständig überlegen, was wir der Gruppe ansagen, das Spanischreden und das Organisieren mit einem gewissen Zeitdruck, vor allem auch das Interagieren mit den Leuten, als ich Spanisch geredet habe, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber auch selbst mal organisieren zu dürfen und auch die Verantwortung zum Teil zu tragen, fand ich eine tolle Erfahrung, aus der ich viel gelernt habe.