Fidel Castro und Che Guevara im kubanischen Alltag

Auch bei uns zu Hause in Deutschland laufen viele Leute mit T- Shirts mit dem Porträt eines dunkelhaarigen Mannes, der eine Kappe mit Stern trägt und in die Ferne blickt, herum. Aber was hat es mit ihm auf sich? Warum ist er – Che Guevara – über 50 Jahre nach seinem Tod noch immer so ein Mythos und wie hat der über 47 Jahre lang regierende Revolutionsführer Fidel Castro Kuba beeinflusst?

Der kubanische Volksheld Ernesto Guevara wurde am 14.06.1928 in Argentinien geboren. Seinen Spitznamen Che erhielt er, da dies eine Redewendung war, die er oft benutzte. Nach seinem Medizinstudium reiste er durch Süd- und Mittelamerika. In diesen Zeiten erlebte er viel Ungerechtigkeit und Armut, was ihn sich Fidel Castro anschließen ließ. Dieser wollte in Kuba eine Revolution starten. Che war ein wichtiger Teil dieses politischen Umsturzes, welches dem kubanischen Volk die Befreiung von der Herrschaft des Diktators Batista brachte. Die Tatsache, dass er nicht aus Kuba kam und sich trotzdem so stark für die Revolution eingesetzt hat, bescherte ihm großen Ruhm und die Anerkennung des kubanischen Volks. Er scheute keine Anstrengung und war auch als charmanter Zeitgenosse bekannt. Er war ein Mann mit vielen Talenten und Interessen. Am 9. Oktober 1967 wurde er in Bolivien ermordet, was in Kuba eine Welle großer Trauer ausgelöst hat. Weltweit ist er ein Symbol für Freiheit und Rebellentum.

Wir haben die außergewöhnliche Möglichkeit bekommen, mit seiner Tochter Aleida zu sprechen. Sie hat uns viele spannende Anekdoten aus ihrem Leben erzählt, die auch entstanden sind, weil sie eben den Namen Guevara trägt. Hier in Kuba ist Che auch in Form von Kunstwerken sehr präsent. Das berühmteste Foto von ihm wird als Vorlage für Gemälde, Installationen oder Drucke verwendet. Außerdem gibt es Bars oder Cafés die „Che“ in ihrem Namen tragen und teilweise auch mit Andenken an ihn erinnern. In den Souvenirläden für Touristen ist Ches Porträt allgegenwärtig. Egal ob auf T-Shirts, Magneten, Aufklebern, Postern oder Postkarten – Che als Motiv darf nicht fehlen. 

Und Fidel Castro? Was ist übrig geblieben von dem Mann, der nach der Revolution Kuba sozialistisch gemacht hat und bis 2006 an der Macht war?

Am 13.08.1926 im Osten Kubas geboren, ließ sich der sehr intelligente Fidel zum Rechtsanwalt ausbilden. Er versuchte mit Rechtsmittel gegen den korrupten Batista anzukämpfen, was aber erfolglos blieb. Deshalb sammelte er in Mexico Menschen um sich, die ebenfalls etwas an den Ungerechtigkeiten ändern wollten. Gemeinsam landeten sie am 2. Dezember 1956 in Kuba mit einem Boot an. Nach vielen Kämpfen gewinnt die Revolution und Fidel wird am 16. Februar 1959 Kubas Ministerpräsident. In seiner Regierungszeit von über 40 Jahren startete er eine Alphabetisierungskampagne, veränderte das Gesundheits- und Bildungssystem und sorgte für mehr Wohnraum. 2006 trat er zurück und überließ seinem Bruder Raúl die Staatsgeschäfte. Am 26. November 2016 starb der „Vater der Nation“.

Heute hängen in fast jeder Institution oder Einrichtung, wie der Federico-Engels-Schule, beim Arzt oder in der Grundschule große Poster, auf denen Fidel Castro abgebildet ist. Daneben steht häufig noch ein Zitat von ihm. In der Grundschule wurde uns dieses Plakat des „maximo liders“ stolz präsentiert und in der Schulbibliothek gab es zahlreiche Bücher über die Nationalhelden Guevara, Castro und José Martí. Die Federico-Engels-Schule hat in ihrem Gebäude sogar ein kleines Museum zu Ehren Fidel Castros mit großen Bannern, Fotos und Erklärungen.

Am „Plaza de la Revolución“ prangen an zwei Häusern riesige Porträts von Che Guevara und Camilo Cienfuegos – aus Metalllinien. Beeindruckend groß stechen sie einem direkt ins Auge. Fidel Castro ist nicht abgebildet, denn zu seinen Lebzeiten wollte er nicht, dass Plätze oder Straßen nach ihm benannt werden oder er so dargestellt wird.

Wenn man mit den Menschen spricht, erfährt man, wie wichtig die beiden Persönlichkeiten für sie sind und wie sie sich an ihnen orientieren. Von klein auf lernen die kubanischen Kinder, warum Che und Fidel Helden sind. In einer Grundschule, die wir besucht haben, hing ein Plakat mit der Aufschrift „Sei wie Che“ darunter waren Eigenschaften aufgelistet, die einen Helden wie ihn ausmachen. Zum Beispiel Bescheidenheit, kämpferisch sein, Ehrlichkeit und so weiter. Außerdem kann hier selbst jedes kleine Kind die Nationalhymne singen und kennt die wichtigsten Informationen zur Revolution, die Kuba so verändert hat. Ich finde es sehr faszinierend wie diese beiden Männer Kuba geprägt haben und sich viele Menschen nach wie vor an ihrer Philosophie orientieren. Diese beiden großen Gesichter der Geschichte Kubas ziehen sich durch den Alltag der Kubaner und beeinflussen ihr Leben bis heute.