Aromatisierter Porridge

von Leo

Es ist 13:45 Uhr und ich warte gespannt mit meinen Eltern am Ufer der Alster in Hamburg, dass wir uns auf dem Weg zum Bahnhof Dammtor machen und ich losfahren kann, als ein Anruf kommt von Coco vom KUS-Team: der Zug hat leider 90 Minuten Verspätung. Dann endlich fährt der Zug ein und ich treffe auf Coco und die ersten anderen Teilnehmenden des Probetörns. Den Rest lerne ich abends im Camp kennen. Alle sind freundlich und meine Aufregung legt sich langsam.

Der erste Morgen beginnt früh um 6 Uhr mit einem Run-and-Dip. Nach einer kleinen Jogging Runde gehen wir an den Steg und springen in die kalte Schlei. Was für ein Start in den Tag! Und das war erst der Anfang. Nach dem Frühstück planen wir in unseren Gruppen unser Essen für die nächsten Tage. In meiner Gruppe sind fünf Mädchen und vier Jungs. Zwei Mädchen gehen einkaufen, während wir anderen ein Zeltaufbau-Training und ein Kenter-Training machen. Später am Tag kochen wir unser erstes gemeinsames Abendessen: griechische Reisnudeln mit Salat. Beim Kleinschneiden der Zutaten für den Salat geht alles gut, wir schaffen es aber, die Reisnudeln anbrennen zu lassen. Oder wie wir sagen: wir haben sie aromatisiert. Trotzdem schmeckt allen das Essen. Die Kutter sind schon beladen und da nichts gestohlen werden soll, teilen wir uns die Nachtwache. Mit Karla habe ich meine erste Nachtwache von ein bis drei Uhr. Gemeinsam mit Mitgliedern aus anderen Gruppen, die gerade Nachtwache haben, geht die Zeit schnell vorbei.

Paul und Bo machten Frühstück, da sie die letzte Wache hatten und sowieso nicht mehr schlafen konnten. Zum Frühstück gibt es “aromatisierten“ Porridge. Anschließend packen wir und beladen den Kutter. Im Hafen üben wir noch ein Paar Wenden und dann geht es los, mit aufgeblähten Segeln die Schlei hinab. Wir müssen andauernd im Zickzack fahren, da der Wind direkt von vorne kommt, sonst hätten wir keinen Wind auf den Segeln. Alle ziehen stark an den Tampen, denn wir fahren bei 6 Windstärken und wollen den Kutter kontrolliert halten. Während der Fahrt wechseln wir uns alle mit den unterschiedlichen Tauen und dem Ruder ab. Ich bekomme ab und zu mal ein bisschen Wasser von einer Welle ab, aber richtig nass wird es erst, als es anfängt, phasenweise zu regnen. Die letzte Aufgabe nach diesem Tagestörn ist es dann, Tim und Niklas trocken an Land zu bringen. Wir nehmen sie auf unsere Schultern und tragen sie über das Wasser. Wir bekommen noch ein Feedback mit Tagesrückblick von Tim und dann gehen die schlafen, die nicht wachen müssen.

Ich habe diesmal keine Nachtwache, mich deshalb aber zum Kochdienst gemeldet. Paul weckt mich also eine Stunde vor den anderen auf und ich helfe ihm Tee und Porridge zu machen. Wir essen unser Frühstück und müssen dann bemerken, dass unser Boot auf Grund liegt. Also gehen wir alle in Unterwäsche am frühen Morgen in das kalte Wasser, schieben das Boot weiter raus auf die Schlei und beladen es. Als wir mit dem Beladen fertig sind, sitzen alle sehr verfroren an Deck und wir ziehen uns trockene Sachen an. Im Ölzeug wird mir schnell wieder warm und bald sind alle eifrig am Kutterfahren. Ein Event Nature Mitarbeiter holt uns vom Bootsanleger ab und fährt uns zurück ins Camp. Alle sitzen im Auto und auf einmal kommt die Erschöpfung durch. Ich schlafe fast ein und den anderen geht es auch nicht besser.

Nach einer kleinen Brotzeit bekommen wir von Tim noch eine Einweisung für die Kajaks und dann geht es schon mit dem Beladen derselben weiter. Zusammen mit Bo in einem Kajak paddeln wir los. Als wir unter einer Brücke in Kappeln durchfahren, sehen wir eine Taube, die im Wasser schwimmt und nicht mehr herauskommt. Bo steuert mich auf die Taube zu und zusammen mit Tim retten wir die Taube aus dem Wasser und übergeben sie an ein paar Fischer am Pier. Etwa 800 m weiter gehen wir an einer Landzunge an Land. Wir suchen uns einen windgeschützten Ort für unser Zelt. Ich fange an, Feuerholz zu suchen, da wir eine Feuerstelle entdeckt haben und diese für die Nachtwache nutzen wollen. Nach dem Essen versuchen wir alle gemeinsam, ein Feuer zu machen, was für mich einer der schönsten Momente der Fahrt war. Egal, ob es das Anpusten des Feuers oder nur das Verteilen von Snacks war, jeder hat geholfen. Ich übernehme mit Anna und Johanna die erste Wache und am Donnerstagmorgen gibt es zum Frühstück wieder Porridge.

Ich paddle heute zusammen mit Karla. Auf den letzten 50 Metern entscheiden wir uns noch für ein kleines Wettrennen. Bo und Michi gewinnen. Wir entladen die Kajaks und am Abend kochen wir unser letztes Abendessen und planen unser Kulturprojekt für den Freitagabend:

Das Brackwasser weithin bekannt,
so wird von uns die Schlei genannt.
Die segeln wir hinauf, hinab
doch die Laune wird knapp.

Porridge – du schmeckst so gut
doch du treibst uns in die Weißglut.
Wenn du dann wie Kleber bist,
seh’n wir, wer verrückter ist.

Mit Ölzeug in der finst‘ren Nacht
ha’m wir über das Schiff gewacht
und machten dann ein Feuer schnell,
das loderte dann weit und hell.

Porridge – du schmeckst so gut …

Der Bo, der hatte Hunger noch
und machte sich die Nudeln doch
und alle tranken Gnocchi-Tee
das Füttern ein Klischee.

Porridge – du schmeckst so gut …

Der Törn der ist zu Ende jetzt
und alles wird zusamm‘ vernetzt,
denn die Betreuer schauen nun:
wer kriegt es mit der Thor zu tun?

Porridge – du schmeckst so gut …

Am Freitagabend wird gegrillt, wir tragen unser Kulturprojekt vor und singen gemeinsam Lieder. Es ist eine großartige Stimmung und die letzte Nacht dieses Probetörns. Am nächsten Morgen heißt es Frühstücken und Packen. Die erwachsenen Betreuer verabschieden sich von uns am Kieler Hauptbahnhof und nach einer Stunde Fahrt mit dem ICE ist der Abschied für mich gekommen. Ich gehe und verabschiede mich von allen und am Bahnhof angekommen treffe ich meine Eltern. Zu dieser Woche kann ich nur sagen, dass sie absolut fantastisch war und ich froh bin, jeden einzelnen der Teilnehmenden kennengelernt zu haben.