Maschinenronden und Aufbruch in A Coruña

Normalerweise gehen wir auf See stündlich Maschinenronden, während die Maschine läuft. Doch nicht in dieser Nacht. Heute hatten wir die Maschine im Hafen laufen. Hintergrund des ganzen war, dass, trotz der Tatsache, dass wir gestern erst einen geschützteren Liegeplatzt aufgesucht hatten, der Schwell und der Wind den Leinen immer noch ganz schön zusetzten. Deshalb wurde in der Nacht entschieden die Maschine zu starten. Ziel des ganzen war es, dass Schiff langsam in die Leinen fahren zu lassen, um so eine gleichmäßige Spannung auf den Leinen aufzubauen. Ohne den Motor wäre das Schiff immer wieder mit vollem Schwung in die Leinen gefahren. Das ist zwar möglich, aber alles andere als optimal. Nun lief die Maschine also im Hafenbecken. Und damit war es auch Teil der Hafenwache regelmäßig Maschinenronden zu gehen.

Aber was ist so eine Maschinenronde überhaupt? Im Grunde genommen ist sie ähnlich wie die Sicherheitsronde fürs Schiff, nur nochmal gesondert auf unsere Maschine bezogen. Es geht also darum, regelmäßig zu kontrollieren, ob in der Maschine noch alles rund läuft und keine Probleme auftreten. Aufgaben hierbei sind unter anderen Abgas- und Kühlwassertemperaturen zu checken, die Maschine zu Ölen, Pumpen zu fetten und Benzin für die Maschine aus dem Haupttank in den Tagestank zu pumpen. Insgesamt 17 Punkte und eine Tabelle mit verschiedenen Werten gilt es jede Stunde abzuarbeiten. Dabei muss immer sorgfältig gearbeitet werden. Denn schon kleine Fehler können zu Schäden an der Maschine führen. Im Hafen mag das nicht so schlimm sein, auf hoher See kann das allerdings zu einem echten Problem werden. Alle Unregelmäßigkeiten werden dann dem Maschinisten gemeldet, damit dieser im Zweifelsfall entsprechende Maßnahmen ergreifen kann. Eine kleine Motivation seine Arbeit immer besonders ordentlich zu machen: Sollte der Maschinist Willi einen Fehler bemerken, der nicht gemeldet oder behoben wurde, darf man ein Gedicht schreiben und dieses dann als kulturellen Beitrag vortragen.

Allerdings muss man fairerweise sagen, dass die Maschinenronde besonders bei starkem Seegang eine echte Herausforderung ist. Die Mischung aus der ständigen Hitze, der stickigen Luft und dem Seegang setzt selbst den weniger Seekranken zu. Aus all diesen Gründen, aber vor allem wegen dem Seegang, war ich sehr froh darüber die Maschinenronde im Hafen gehen zu dürfen. In meiner Wache waren es neben den normalen Aufgaben – wie der Sicherheitsronde und dem ständigen Aufpassen auf die Leinen und Fender – insgesamt zwei Maschinenrunden. Eine um 06:30 Uhr und eine um 07:30 Uhr. Nach meiner Wache konnte ich dann noch ein letztes Mal vorm Auslaufen mein Frühstück so richtig genießen. Da es Sonntag war sogar mit Nutella und Brötchen. Dann gingen die Vorbereitungen fürs Ablegen los. Heute war der große Tag, an dem es weiter gehen sollte. Ruth und Detlef redeten nicht lang um den heißen Brei herum: „Es wird sehr anspruchsvoll werden.“ Zwar war das Tief vorübergezogen, die Wellen allerdings waren immer noch bis zu sieben Meter hoch. Damit sogar höher als in der Biskaya. Allerdings blieb auch keine Zeit noch länger im Hafen zu bleiben und auf Beruhigung zu warten. Denn in ein paar Tagen sollte schon wieder das nächste Tief anrollen. Es hieß also: jetzt oder nie. Die Strecktaue und Laufleinen wurden gespannt, der Verschlusszustand wurde hergestellt und dann ging es auch schon los. Ab dem Moment als wir aus dem Schutz des Hafens heraus waren, ging es den ersten wieder schlecht, sogar denen, die sonst vor der Seekrankheit bewahrt geblieben waren. Alle an Bord freuen sich aber, dass bald der Kurs „Teneriffa“ gesetzt werden kann und die Maschinenronden dann auch eingestellt werden können, wenn es heißt: Nur noch mit Segelkraft!

KUS-Ticker

Sonntag, 05.11.2023

Mittagsposition: 43°27’N; 008°32’W
Etmal: 9 sm
Wetter: Lufttemperatur: 14°C, Wassertemperatur: 17°C, Wind: NW 5

  • 08:15 Uhr: Signal „K“
  • 09:00 Uhr: Auslaufen A Coruña