Land in Sicht! – Teneriffa wir kommen

Laaaaaaang, kurz, laaaaaaaang – in diesem Muster, das für Signal K steht, erklingt am Montagmorgen gegen 07:00 Uhr die Schiffsglocke. Für uns bedeutet das Signal K, so schnell wie möglich hoch ans Hauptdeck gehen, dort in einer, nach Wachen geordneten, Formation aufstellen und erst wenn alle Wachen vollständig anwesend gemeldet sind, beginnt Detlef seine Ansprache, in der es um das Einlaufen und Anlegen in Santa Cruz de Tenerife geht. Doch heute erklärt er noch zusätzlich, dass die Decksbeleuchtung noch kurz ausbleibt, damit wir die Lichter von Santa Cruz, die deutlich an Steuerbord zu erkennen sind, ansehen können. Nachdem sich alle satt gesehen hatten und Fotos gemacht wurden, ging die Decksbeleuchtung schließlich an und jeder von uns wusste genau, jetzt wird es ernst, wir legen an. In meinem Falle traf ich mich mit Wache 2 und unserem Wachführer Tim am Schonersegel, um dieses zu bergen und anschließend in gut 2 Meter Höhe fest zu zeisern. Je näher wir in Richtung Pier kamen, desto heller wurde es auch und aus den anfänglich noch undeutlichen Konturen bildete sich im Morgenrot langsam die bergige Landschaft Teneriffas und die am Hang gebaute Stadt Santa Cruz de Tenerife heraus.

Würde ein Außenstehender die Szene beschreiben, dann folgendermaßen: Auf einem 50 Meter langen Traditionssegler stehen 34 Jugendliche, die Arme aufs Schanzkleid abgestützt, und bestaunen das in Morgenrot getränkte Teneriffa mit seiner vulkanischen Natur und den schwer zu erkennenden, aber bei genauerem Hinsehen durchaus sichtbaren, Konturen des Teide. Im Hinterkopf schwebt ihnen sicher alle der Gedanke herum, was sie in der ersten Etappe bereits alles erlebt und gelernt haben und wie schön es doch ist, Teneriffa und damit das Etappenziel, wenn auch leicht verspätet, dafür aber heil und mit einem Lächeln auf dem Gesicht, zu erreichen. Dieses Lächeln wird dann noch größer, als plötzlich zwei Ex-KUSis und zwei Crewmitglieder, die gerade auf Weltumsegelung sind, und unser neuer Projektleiter und Steuermann Jakob an der Pier stehen und uns beim Anlegen unterstützen. Nachdem sich dann alle beim Frühstück gestärkt hatten, stand noch mehr Besuch an der Pier und wir konnten diesmal real, nicht wie beim letzten Mal per Zoom, Jacqueline, die Witwe von unserem Namensgeber Thor Heyerdahl und Rashad, der ebenso wie Detlef an der Tigris Expedition teilgenommen hat, herzlich begrüßen. Für uns KUSis ging es dann aber direkt im Anschluss hoch ins Rigg, um die Segel, nun, wo wir im Hafen auf Teneriffa liegen, auch hafenfein, das heißt ganz sauber, möglichst ohne Falten, zu packen. Das Gefühl auf der Rah in 20 Meter Höhe zu stehen und Segel zu packen, die Sonne Teneriffas im Gesicht, ist unbeschreiblich, eine Mischung aus purem Glück, Vorfreude auf die Insel und nicht zu vergessen das Adrenalin, das mir durch die Blutbahn schießt. Nachdem der letzte Zeiser befestigt und die letzte Falte entfernt war, ging es wieder an den Wanten abwärts und direkt in Richtung Rein-Schiff und zum Aufklaren der Kammern, was so viel wie saubermachen bedeutet. Als Vorspeise vor dem Mittagessen stand dann allerdings auch noch Verholen an eine andere Pier auf dem Speiseplan. Aber wir hatten Glück und mussten nur um 90 Grad drehen, was mit dem auflandigen Wind, der den Bug in Richtung neuer Pier drückte, und in einem so motivierten Team kein Problem war.

Im Anschluss an das Mittagessen gab es dann noch einen 10-minütigen Vortrag von Amelie S. zu den Kanaren. Der nächste Punkt auf dem Programm war leider nicht der schönste und für viele, unter anderem auch für mich, nicht ganz leicht, denn es ging um das letzte Treffen in den Wachen. Wir in Wache 2 haben zum Beispiel eine Abschlussrunde gemacht, in der wir die durchaus herausfordernde, aber auch superschöne erste Etappe Revue passieren haben lassen und unseren eigentlichen Wachführer Lukas, der nach gebrochener Hand und OP in Deutschland nun wieder an Bord ist, wieder willkommen geheißen haben. Die Zeit für das letzte Wachtreffen war allerdings auch begrenzt, da wir KUSis noch eine Schülerversammlung hatten, in der es Themen wie z.B. die Beauftragungen während der nächsten Etappe, zu klären gab. Nach so einem aufregenden Tag war das Abendessen absolut verdient und so saßen wir nun im Hafen von Santa Cruz de Tenerife unter unserem Sonnensegel und konnten leckere Nudeln bei wunderschönem Sonnenuntergang genießen. Doch damit ist der Tag für uns KUSis noch lange nicht gelaufen, denn nachdem die Tische abgeräumt und das Abendessen beendet war, gab es für uns noch Briefe von zuhause und der Landgang wurde für alle freigegeben. Und so endet ein Tag, an dem man sich am Abend fragt, wie es sein kann, dass man erst heute Morgen angelegt hat, entweder Brief lesend auf dem Deckshaus oder nach dem besten Angebot suchend in der schönen Innenstadt von Santa Cruz de Tenerife.

Der nächste Tag (Dienstag, 14.11.2023) gestaltete sich wesentlich freier und entspannter als der Vortag. Den Vormittag über waren wir mit Rein-Schiff und Treffen in unseren jeweiligen Projekten, z.B. Projekt „Bühne frei“ wie in meinem Falle, beschäftigt. Außerdem hat uns Ruth eine Einführung in das durchaus sehr wichtige Thema Abrechnungen und richtige Verwaltung des Geldes gegeben. Nachmittags hatten wir dann Besuch an Bord, denn Tigris Expeditionsteilnehmer Rashad und die Witwe eines anderen Teilnehmers haben sich extra für uns Zeit genommen, um unsere vielen Fragen zu beantworten und eine Führung durch die Thor zu bekommen. Außerdem hat Rashad einen kleinen Vortrag zur Bauweise von Schilfbooten gehalten, der unsere Neugier und Begeisterung für das Thema Thor Heyerdahl und die Tigris Expedition nur noch mehr angefeuert hat. Den Rest des Nachmittags hatten wir Zeit, um uns Santa Cruz und Teneriffa in Kleingruppen genauer anzusehen. Der Großteil hat diese Gelegenheit genutzt und ist mit dem Bus zu einem 15 Minuten entfernten Strand gefahren, um dort spazieren zu gehen, den weißen Sand und die Wellen zu genießen oder einfach in einem Café an der Promenade spanische Spezialitäten zu testen. Der Tag endet für viele, unter anderem auch für mich, an Deck in einer Hängematte baumelnd und im besten Falle auch schlafend.

P.S: Liebe Grüße an unseren Steuermann Michael, der uns leider auf Teneriffa verlassen hat. Die Fahrwachen mit dir waren immer mega cool und nie langweilig, du hattest immer eine spannende Geschichte auf Lager, die uns die Wache versüßt hat.

KUS-Ticker

Montag, 13.11.2023

Mittagsposition: 28°28‘N; 16°15‘W
Etmal: 128 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27°C, Wassertemperatur: 22°C, Wind: NE 2

  • 08:00 Uhr: EL St. Cruz de Tenerife – Uhr umstellen (1h zurück)
  • 08:30 Uhr: Frühstück
  • 09:15 Uhr: alles Hafenfein packen
    • Reinschiff & Backschaft & Kammern klar
    • Segel packen, Sonnensegel Groß & Besan spannen
  • 13:00 Uhr: Vortrag „Landeskunde Kanaren“
  • 13:15 Uhr: Mittagessen
  • 14:30 Uhr: Wachabschlussbesprechungen
  • 15:30 Uhr: Kaffee
  • 16:00 Uhr: Stamm-/Schülerversammlung
  • 17:30 – 22:00 Uhr: Landgang

Dienstag, 14.11.2023

  • 08:00 Uhr: Frühstück (und Lunchpakete)
  • 08:45 – 09:45 Uhr: Backschaft & Reinschiff
  • 10:00 – 11:30 Uhr: Projektetreffen
  • 11:30 Uhr: Abrechnungsinfos (Schüler & Lehrkräfte)
  • 12:30 – 13:30 Uhr: Besuch von Rashad an Bord (Tigris Expeditionsteilnehmer)
  • 13:30 – 22:00 Uhr: Landgang