48 Stunden in Lissabon

Datum: 29.10.2024
Mittagsposition: Hafen von Lissabon (38°42,1’N; 009°09,6’W)
Etmal: 6 sm
Lufttemperatur: 23° C, Wassertemperatur: 18,5° C

Nach knapp einer Woche, in der wir weit und breit nur von Wellenbergen umgeben waren, wurde ich am Montag von einem fröhlichen „Guten Morgen Johanna, es ist 9 Uhr, Frühstück wartet und es ist Land in Sicht!“ geweckt. Meiner Meinung nach ein durchaus guter Start in den Tag, noch im Schlafanzug und Augen auf Halbmast bin ich also an Deck getapst. Dort konnte ich tatsächlich die Silhouette des portugiesischen Festlands vor Lissabon in der tiefstehenden Morgensonne bewundern. Auch die Farbe des Wassers um uns herum hatte sich verändert – das klare Dunkelblau der letzten Tage wurde von strahlendem Grün abgelöst, was einen wunderbaren Komplementärkontrast zum roten Deck der Thor darstellte. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es für mich um 11 Uhr zur Wache. Zunächst haben wir die letzten gesetzten Segel, also das Groß- und Schonersegel geborgen, um langsam unter Motor nach Lissabon einlaufen zu können. Danach gab es nicht mehr allzu viel zu tun, ich konnte also beobachten, wie die raue Felsküste von immer mehr Gebäuden durchzogen wurde. Auch die singende Brücke in Lissabon war zu sehen und kam im Lauf des Tages immer näher. Nach meiner Wache, um 14 Uhr, haben wir alle Segel hafenfein gepackt, für die Vorsegel war ich im Klüverbaum. Es gibt wohl kaum ein besseres Gefühl, als dort zu stehen, das Schiff unter sich durch die Wellen gleiten zu sehen, mit südlicher und endlich schön warmer Sonne im Gesicht, und auf einen fremden Ort, den es zu erkunden gilt, zuzufahren. Als Belohnung gab es anschließend Kaffee und Kuchen, dicht gefolgt vom Anlegemanöver. Nach ein bisschen Freizeit gab es dann um 18 Uhr Abendessen an Deck, mit Blick auf die singende Brücke und Cristo-Rei-Statur. In den Gesichtern der Menschen um mich herum spiegelte sich die Vorfreude auf die Stadt, strahlender als der Sonnentergang über dem Wasser. Aber damit war der Tag noch nicht abgeschlossen, denn wir hatten von 20 bis 22 Uhr Landgang. Diese Möglichkeit wurde auch genutzt, allerdings haben sich bei den meisten hier die Prioritäten in den letzten Wochen etwas verschoben. Also sind wir auf direktem Wege zu McDonald‘s spaziert, denn davon haben die Ersten schon vor Tagen zu Träumen begonnen. Leider war danach keine Zeit mehr, um noch mehr von Lissabon zu erkunden, was wir aber am nächsten Tag nachholen konnten.

Dieser begann mit einem Weckgedicht von Vroni, und auch ein von der Sonne gewärmter Rücken beim Frühstück verdrängte schnell die Müdigkeit. Danach stand erstmal Reinschiff an. Es ist schon erstaunlich, wie viel und wie schnell sich Dreck auf diesem Schiff ansammelt. In nicht einmal 24 Stunden lagert sich außen auf dem Schiff eine Salzkruste ab, sodass man nur einmal mit dem Finger drüberfahren muss, um eine Prise Salz ernten zu können. Um 10.15 Uhr folgte dann eine Einheit zur Sicherheit an Bord, bei der wir mit Lehrfilmen über Feuer an Bord, Rettungsinseln und Seenotsignalen informiert wurden. Im Anschluss kam der praktische Teil, in dem wir die konkreten Vorrichtungen auf der Thor angeschaut haben. Mit einem nahtlosen Übergang ging es zum Mittagessen weiter, bevor wir wieder in Kleingruppen auf die Stadt losgelassen wurden.

Der Nachmittag und Abend in Lissabon waren sensationell. Schon nach wenigen Minuten mussten wir uns der ersten Herausforderung stellen: Wie organisiert man, ohne jegliche Sprachkenntnisse oder Ahnung vom Nahverkehrssystem, eine Busfahrt in die Stadt für fünf Jugendliche mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten? Wenig später in der Altstadt angekommen, begaben wir uns auf die Suche nach Pastel de Natas, eine Art kleiner Puddingkuchen, was uns aus unterschiedlichen Richtungen als sehr leckere portugiesische Spezialität angepriesen wurde. Nachdem wir diese gefunden und sogar eines geschenkt bekommen hatten, und damit die ersten dringenden Wünsche erfüllt waren, ging es kreuz und quer durch die Altstadt. Dabei sind wir immer dem Bauchgefühl gefolgt, wo es gerade am schönsten aussah, was erstaunlich gut funktioniert hat. Aber natürlich mussten auch möglichst billige Besorgungen für die nächsten Tage gemacht werden, daher waren wir in verschiedenen Supermärkten und Souvenir-Shops, um die besten Optionen zu finden. So verging also die Zeit, und langsam schlich sich wieder ein leises Grummeln in unsere Mägen, das uns schließlich in eine Pizzeria führte. Wieder satt und sehr zufrieden mit der kleinen Pause auf der Terrasse des Restaurants ging die Reise weiter, immer noch spontan schlendernd. Dabei stolperten wir diesmal über einen kleinen Markt mit einigen Street-Food-Ständen. Und als die Besitzerin einer Cookie- und Gebäckbude unsere gierigen Blicke bemerkte, da wir nicht so viel Geld ausgeben wollten, bekam sogar jeder von uns ein Stück Keks geschenkt. Um unseren Abend in der Stadt abzurunden, begaben wir uns nochmal auf die Suche nach Pastel de Natas. Das war zwar nicht ganz so leicht wie gedacht, da viele Geschäfte schon geschlossen waren, aber als wir welche gefunden hatten, war es Zeit, den Heimweg anzutreten. Ein bisschen stressig war der Rückweg dann doch noch, weil die Bahn, die wir brauchten, auf dem gegenüberliegenden Gleis fuhr. Daher mussten wir einen kleinen Sprint hinlegen, um noch rechtzeitig zurückzukommen, aber als wir letztendlich gut auf dem Schiff angekommen waren, haben wir den Abend gemeinsam auf dem Deckshaus ausklingen lassen.

KUS-Ticker

Montag, 28.10.2024

  • 09:00 Uhr: Frühstück
  • 09:50 Uhr: Reinschiff
  • 13:00 Uhr Mittagessen          
  • 13:45-16:00 Uhr: Segel hafenfein packen
  • 17:00 Uhr: Einlaufen in Lissabon
  • 18:00 Uhr: Vortrag Portugal & Abendessen an Deck
  • 20:00-22:00 Uhr: Landgang

Dienstag, 29.10.2024

  • 08:00 Uhr: Frühstück
  • 09:00 Uhr: Reinschiff an allen Stationen
  • 10:15 Uhr: Filme zur Sicherheit an Bord
  • 13:00 Uhr: Mittagessen
  • 14:00-2:.00 Uhr: Landgang