Unsere Erfahrung am Panama-Kanal
Datum: 08.01.2025
400.000 Liter Wasser heben mehrere Tausend Tonnen im Nu acht Meter in die Höhe und auch wieder hinab. Ein Schiff, groß wie ein Hochhaus, fährt ein in die Schleuse und wird mit Hilfe Unmengen an Wasser sowie mehrerer kleiner Schlepper durch den Kanal geschleust. Ein Erlebnis, wie man es kaum woanders sieht.
Der Panama-Kanal, eine der bedeutsamsten, wenn nicht sogar die bedeutsamste Wassersstraße der Welt. Der Kanal verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean und gewährt eine Durchfahrt durch die Landenge, welche, wenn es sie nicht gäbe, eine Fahrt um den gesamten Kontinent Süd-Amerika bedeuten würde.
Wir KUSis ließen uns diese Spektakel natürlich nicht entgehen und machten uns gleich an unserem ersten Tag in Panama-City auf den Weg, um uns den Kanal anzusehen.
Vor Ort hörten wir in Lucas Referat über die Geschichte des Panama-Kanals sowie seine Bedeutung und die Folgen, die er mit sich bringt. Der Kanal ist zwar die größte wirtschaftliche Ressource Panamas, er bringt allerdings, wie schon erwähnt, auch erhebliche Folgen mit sich, wie zum Beispiel: die Versalzung des Gatúnsees, die Rodung des Regenwalds und vieles mehr, was wiederum Auswirkungen auf die Einheimischen vor Ort hat, sowie auf unser Klima weltweit.
Nach Lucas sehr spannendem Referat betraten wir einen für uns ungewohnt großen Kino-Saal, in dem wir einen 3D-Film über den Kanal anschauten. Als wir aus dem Saal kamen, waren viele von uns geschockt, wenn nicht sogar ein wenig empört. Der Film berichtet uns nur von dem Erfolg und dem Glamour des Panama-Kanals, kein Wort wurde gesprochen zu all den Schäden, die der Kanal auch anrichtet. Es wurde zudem nur in einem Nebensatz erwähnt, dass bei dem Bau des Kanals 28.000 Arbeiter ums Leben kamen. Wir konnten feststellen, dass, wenn wir Lucas Referat nicht gehört hätten, wir alle diese einseitigen Informationen geglaubt hätten und mit falschem Wissen zurück nach Hause gekommen wären, so wie es wahrscheinlich die anderen 800 Touristen getan haben.
Nach dem Kino wollten wir uns natürlich einen Schleusenvorgang live ansehen. Allerdings hatte das Schiff, welches geschleust werden sollte, Verspätung und wir mussten ziemlich lange warten. Die Tagesprojektleitung hat sich dann irgendwann dazu entschieden, dass wir weiter zur Mall fahren würden und nur jene die wollen, an der Schleuse bleiben würden. Der Großteil der Gruppe verbrachte dann die restliche Zeit des Nachmittags in der Shopping-Mall und nicht wie geplant an der Schleuse. Hierzu gehörte ich auch, was ich jetzt im Nachhinein ein wenig bereue, muss ich sagen. Ollie ist allerdings am Kanal geblieben und kann deshalb noch ein wenig darüber berichten.
Das erste Schiff kommt. Ein Touriboot mit rund 100 Passagieren. Vermutlich sind die Passagiere auf der Atlantikseite des Kanals eingestiegen und durch die mehreren Schleusen hoch zum Gatúnsee gefahren, durch den Culebra Cut, die engste Stelle des Kanals. Nach mehr als acht Stunden Fahrt durchs Wasser steht das Schiff vor uns, an den Miraflores Locks, die letzten Schleusen vor dem Pazifik. Noch ein weiteres Touriboot und ein Frachter; beide sind die gleiche Route gefahren, um den langen Weg um Südamerika herum, durch die Drakepassage, zu vermeiden.
Der Schleusenvorgang dauert um die 1 ½ Stunden. Für uns Zuschauer ist die längste Etappe jetzt schon um: warten, bis alle Schiffe vor der Schleuse stehen. Jetzt dauert es nur noch wenig Minuten.
Die Tore der ersten Schleuse öffnen sich und die wartenden Schiffe fahren in die 320 Meter lange und acht Meter tiefen Schleusen hinein. Der Frachter wird mithilfe von zwei Lokomotiven in Position gehalten, da der Weg relativ eng und die Gefahr, gegen die Seiten des Kanals zu stoßen, ziemlich hoch ist. Sobald alle Schiffe reingefahren sind, schließen sich die Tore hinter ihnen und das Wasser wird mithilfe der Schwerkraft schnell rausgelassen. Nach einigen Minuten stehen alle Schiffe tiefer als zuvor und die nächsten Schleusen öffnen sich. Dieser war das erste von drei solcher Manöver, die die Schiffe durchlaufen müssen, bevor sie den Pazifik erreichen.
Seit 1914 ist der Kanal im Betrieb und seitdem fahren durchgehend Schiffe durch die originalen Schleusen, die es bereits im Jahr 1914 gab. Diese Wasserwege haben mehr als 100 Jahre Geschichte, von den schon in der vorindustriellen Zeit geträumt wurde. Heute ist dieser Traum, den die Spanier, Franzosen, Panamaer und Amerikaner geteilt haben, erfüllt.