Mein Leben als Rucksack

Datum: 16.01.2025

Hallo! Ich bin der Trekkingrucksack. Einen Namen habe ich leider nicht und das, obwohl ich einer der wichtigsten Gegenstände auf der Packliste eines jeden KUSis bin. Vor der Abreise bereite ich allen Kopfschmerzen: In welchem Modell soll man mich kaufen, welche Größe ist die passende, passt wirklich alles in mich rein (nur als kleiner Side Fact: passt nicht alles, bin nicht ich zu klein, sondern du willst zu viel in mich reinstopfen) und vor allem: Kann mein/-e Besitzer/-in mich über lange Strecken an Land tragen? Dabei bin doch meistens nicht ich das Problem, sondern der Inhalt, den mein/-e Besitzer/-in in mir verstauen will!

Bis auf die Anreise, bei der ich gute Arbeit geleistet habe, hatte ich bis zum 02.01.2025 Urlaub. Eigentlich kann man es nicht als Urlaub bezeichnen. Ich wurde in eine Unterkoje gestopft, wo ich mehrere Wochen ohne Licht und Sauerstoff verbracht habe, nur, um dann bei Umzügen in einer anderen Unterkoje verstaut zu werden. Dann änderte sich alles.

Es war ein sonniger und schwüler Tag, als meine Besitzerin mich aus der engen Unterkoje befreite. Am Anfang war ich noch etwas schläfrig, aber als auch andere Trekkingrucksäcke und Tagesrucksäcke herausgenommen wurden, wusste ich, dass wir endlich in Panama angekommen waren. Ich war gespannt, wie es wohl sein würde! Nun begann auch endlich mein Abenteuer!

Vorfreudig ließ ich also alle Dinge bereitwillig in mir verstauen. Andere Rucksäcke hatten, glaube ich, nicht so viel Lust auf den Landaufenthalt, denn manchmal musste mit sanfter Gewalt nachgeholfen werden, bis alle Dinge ihren Platz fanden. Wir durften viel transportieren, zum Beispiel Klamotten für sowohl warme als auch kalte Tage, Moskitonetze, Hängematten, Schulsachen, Tagebücher, Kameras und so weiter und so weiter. Doch unsere Besitzer sind noch viel zu unerfahren. So mussten sie erst noch von den erfahrenen Stammis lernen, dass man schwere Dinge nach unten stopft und wie man mich richtig einstellt. Sobald alles fertig gepackt war, durften wir tatsächlich auch einmal auf der Ladeluke übernachten. Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Es regnete zwar, aber zum Glück wurden uns unsere Regensachen angezogen. An Land angekommen, wurden wir bald in einen Bus verladen. Dort war es sogar noch enger als in der Unterkoje!

Nach einer halbwegs trockenen Dinghi- und einer äußerst engen Busfahrt wurden wir schließlich von unseren Besitzer/-innen durch den Regenwald getragen. Dieser machte seinem Namen auch alle Ehre, denn es regnete ausgiebig. Der Boden war dadurch aufgeweicht und schlammig. Meine Besitzerin ist auch ein-, zweimal ausgerutscht und hingefallen. Während der Flussüberquerung wurde ich mit meinen Freunden einzeln hinübergefahren. Das Ausladen musste schnell gehen und die KUSis wurden ein wenig grob. In einer Schlange aufgereiht beförderten sie uns auf einen großen Haufen. Einige meiner Freunde lagen ganz unten im Schlamm und andere ganz oben und wurden nass. Letztendlich blieb kaum etwas schlammfrei, nur die Dinge, die ich ganz innen transportierte. Manche anderen Rucksäcke hatten nicht so viel Glück wie ich. Bei diesen gelangte dann doch Wasser nach innen. Leider wurde auch nichts trocken, solange wir im Regenwald waren. Es wurde auch penibel darauf geachtet, dass wir geschlossen blieben, da wir sonst von unliebsamen Tieren, wie zum Beispiel Skorpionen oder Ameisen befallen worden wären. Dadurch war natürlich die Chance zum Trocknen noch geringer. Ich war also die ganze Zeit nass und schlammig, wodurch ich einen gewissen Eigengeruch entwickelte. Ich war froh, als wir den Regenwald wieder verlassen haben. Diese ständige Nässe und der Dreck haben mir – glaube ich – nicht besonders gutgetan. Und dann hat meine Besitzerin auch noch all ihre nassen, dreckigen und stinkenden Klamotten in mich hineingestopft…

Die nächste Busfahrt war genauso eng wie die erste, nur leider etwas länger. Der Ankunftsort war dafür umso besser, nämlich Panama City: heiß und trocken. Perfekte Bedingungen, um endlich wieder diese vermaledeite Feuchtigkeit loszuwerden. Unglücklicherweise sind wir Rucksäcke darauf angewiesen, ausgeräumt zu werden. Manche Besitzer/-innen haben das sofort im Hostel gemacht, meine Besitzerin glücklicherweise auch. Einige meiner Freunde hatten weniger Glück. Sie wurden weder ausgeräumt, noch geputzt, noch zum Trocknen aufgehängt. Die Armen… Ach, war das eine Erleichterung. Bisschen abhängen, bisschen vor sich hin trocknen… Einfach wunderbar!

Als es dann weiter nach Boquete ging, durfte ich sogar frisch gewaschene Wäsche transportieren. Es duftete so viel frischer als der muffige Urwaldgeruch. Außerdem durfte ich auch vorzügliche Kekse beherbergen. Die waren wirklich äußerst deliziös. Das letzte Stück der Fahrt zu den Gastfamilien war mein persönlicher Favorit: Ich durfte mit zwei weiteren Rucksäcken auf der Ladefläche eines Pick-Ups mitfahren. Ich freute mich wie ein kleines Kind darüber. Seitdem ich dort angekommen war, genoss ich die ruhige Zeit, in der ich einfach auf dem Boden liegen und vor mich hindösen konnte.

Nun geht es weiter zu den Naso-Indigenen. Hier ging alles wieder von vorne los. Ich mag den Regenwald nicht. Alles ist feucht und schlammig und alle möglichen Tiere halten mich für ein gemütliches Zuhause. Einer meiner Freunde wurde im Regenwald zu Beginn von einem Ameisenvolk heimgesucht und musste es ertragen, mit Insektengift eingesprüht zu werden. Als wäre das nicht schon genug Demütigung, haben sich die Ameisen durch alles Mögliche durchgefressen: die Regenjacke, T- Shirts und sogar durch den Biwaksack und einst wasserdichte Säcke. Der arme Rucksack blieb dabei auch nicht unversehrt. Zum Glück ist seine Besitzerin Lene nicht nachtragend. So ist es für meine Besitzerin stets eine Überraschung, mich zu öffnen. Was wird sie wohl vorfinden? Eine Spinne, einen Skorpion, ein Ameisenvolk, eine Kakerlake oder doch nichts? Hier bei den Nasos ist es schwieriger mich geschlossen zu halten, denn ich bin bis zum Rand gefüllt mit Souvenirs und Süßigkeiten. Da nehmen es doch einige wirklich in Kauf, dass wir von Tieren heimgesucht werden, weil der Aufwand, uns immer wieder zu verschließen zu groß ist. Nun liege ich hier also als Überraschungspaket für die nächsten zwei Tage am Boden. Wie sehr ich mich schon nach meiner Unterkoje auf der Thor sehne! Ich habe erstmal genug von Abenteuern. Doch nach zehn Tagen Urlaub geht es weiter mit den nächsten Erlebnissen: zwei Wochen auf Kuba. Immerhin bin ich dort den Regenwald los!

Viele Grüße aus Panama!

Der Trekkingrucksack