Mit dem Fahrrad durch Kuba!

Datum: 29.01.2025

Eine Möglichkeit, näher am kubanischen Leben zu sein, gibt es eigentlich nicht. Für fünf Tage konnten wir genau dies tun.

Unsere Tour startete in Maria la Gorda, einem Hotel an der südwestlichen Küste Kubas. Doch bevor wir losfahren konnten, mussten die Fahrräder erst einmal wieder zusammengebaut werden. Aus Platzgründen waren die Vorderreifen ausgebaut, die Pedalen innen angeschraubt und der Lenker quergestellt. Das wurde aber alles schon zwei Tage bevor es losging, von einer Gruppe Freiwilliger erledigt und ging auch relativ zügig.

Am Tag der Abreise wurden die Räder nochmals getestet: Funktionieren die Bremsen, ist der Lenker fest, klappert irgendetwas? Zum Glück passte alles und unsere Tour konnte endlich losgehen. Am ersten Tag standen uns 65 Kilometer von Maria la Gorda bis nach Sandino, einer kleinen Stadt im Landesinneren, bevor. Mit einer Brotzeitdose voll Reis als Mittagessen und zwei Polizisten auf Motorrädern als Begleitung, ging es auf die Straßen Kubas. Während der gesamten Fahrradtour eskortierten uns Polizisten. Da die Autos in Kuba ziemlich schnell unterwegs sind, verlangsamten die Polizisten den Verkehr zu unserer Sicherheit, hielten die Gruppe zusammen und zeigten uns den richtigen Weg (eine große Erleichterung für die Tagesprojektleitung). Zu den Polizisten begleitete uns auch Isbel mit seinem Reisebus. Immer, wenn jemand einen Platten hatte oder nicht mehr konnte, gab es die Möglichkeit, im Bus weiterzufahren.

Uns war von Anfang an bewusst, dass die kubanischen Straßen schlecht sind, doch wir waren bei weitem nicht darauf gefasst, was uns erwarten würde. Die meisten Straßen waren mehr wie ein Feldweg als eine ebene Straße. Auf dem Weg gab es jede Menge Schlaglöcher von unterschiedlicher Art: große & kleine, tiefe & flache, breite & schmale, kantige & geschmeidige, unerwartete & vorhersehbare Schlaglöcher, die unsere Popos auf dem Sattel tanzen ließen. Aber nicht nur die Schlaglöcher waren eine Herausforderung auf unserer Fahrradtour. Nach den ersten zwanzig Kilometern wurde uns schmerzhaft die Qualität unserer Sättel bewusst. Da die meisten Fahrräder schon etwas älter waren, waren die Sättel auch dementsprechend steinhart und abgenutzt. Einige hatten Glück mit ihren Ledersätteln, aber etliche hatten mit ihren Sportsätteln zu kämpfen. Zusätzlich dazu bereiteten uns etliche Platten und herausgesprungene Ketten viel Freude. Durch die Menge an Reparaturen sind wir mittlerweile Profis im Schlauchflicken, Reifenwechseln und Kettenwiedereinsetzen.

Am ersten Tag waren wir auf ländlicheren Straßen unterwegs, sahen wenig Bebauung, dafür aber etliche Wälder und vereinzelte Häuser am Straßenrand. Als wir in Sandino einfuhren, wartete zu unserer Überraschung schon das kubanische Fernsehen auf uns. Sie filmten unsere Einfahrt bis zum Hotel und zwei KUSis sowie Corinna und Jakob wurden direkt interviewt.

Nach einer erholsamen Nacht im Hotel ging es am Morgen weiter Richtung Pinar del Río. Eine Strecke von 75 Kilometern lag vor uns und unsere wunden Hinterteile machten früh auf sich aufmerksam. Überraschenderweise schmerzten diese während der Tour mehr als unsere Oberschenkel.
Am zweiten Tag ging es schon durch eine dichter bewohnte Gegend. Der Straßenrand war nun immer mehr von Häusern gesäumt und mehrere Menschen winkten uns hinterher. Manche riefen auch Dinge wie: „Alemania“ oder „Alles gut?“. Allerdings kamen wir auch an mehreren Feldern vorbei und konnten die kubanische Landwirtschaft betrachten. Hier werden die Äcker ganz anders bestellt als in Deutschland: Ochsen ziehen Pflüge hinter sich her, Lebensmittel werden auf Kutschen transportiert und händisch werden Samen für die nächste Ernte eingesetzt.

Am späten Nachmittag hatten wir es dann endlich geschafft und fuhren in Pinar del Río ein. Die Einfahrt war manchen doch ein wenig unangenehm, da die Polizisten extra zu unserer Sicherheit die Seitenstraßen mit Martinshorn und Blaulicht abgesperrt haben. Wir fühlten uns wie Staatsgäste empfangen, was einige von uns irritierte.

Am Tag darauf ging es nach Viñales. Dort verbrachten wir drei Tage. Danach ging es wieder zurück nach Pinar del Río, wo wir die Frederico-Engels-Schule besuchten. Auf diese Schule gehen die Schüler/-innen mit den besten Abschlussnoten der Mittelschulen der Region und werden dort auf die Universität vorbereitet. Auf dem Hin- bzw. Rückweg fuhren wir über eine Gebirgskette. Die Anstiege bereiteten uns leichte Schwierigkeiten, da bei manchen die Schaltung nicht einwandfrei funktionierte. Die Abfahrten dahingegen machten großen Spaß: Endlich konnten wir’s mal laufen lassen, die Aussicht genießen und unsere Beine entspannen. Abschließend fuhren wir bei der Frederico-Engels-Schule ein, wo wir unsere Fahrräder als Spenden zurückließen. Die Schüler/-innen freuten sich über ihre neuen Räder und für uns geht ab jetzt die Reise mit dem Bus weiter.

Hinter uns liegt eine anstrengende, aber ereignisreiche Tour. Doch dadurch, dass wir mit den Rädern unterwegs waren, konnten wir das kubanische Leben viel näher wahrnehmen und beobachten.