KUS- Zuhause
Datum: 29.03.2025
Mittagsposition: 45°21,2‘N; 022°22,5‘W
Etmal: 100 sm
Lufttemperatur: 15 °C, Wassertemperatur: 14 °C, Windrichtung und Stärke SE 1-2
Eins meiner Ziele auf der Reise war es, einen kulturellen Beitrag zu präsentieren. Ich habe mir gedacht, besser später als nie, oder nicht? Also habe ich meine Tagebucheinträge von Freitag und Samstag zum Mittagessen vorgelesen.
Freitag, der 28.03.2025, Tag 167 (Laurenz)
Eigentlich will ich meine Gedanken nicht daran verschwenden und die letzte Zeit nochmal in vollen Zügen genießen – in die weite Vergangenheit schauen, was wir schon alles erlebt haben – und nicht in die kurze Zukunft, in der wir bald einlaufen. Es sind noch genau drei Wochen, bis wir bei unserem alten Zuhause ankommen. Das Ganze klingt so surreal, aber es sind einfach nur noch die halben Sommerferien übrig, dann ist es so weit. Am Anfang habe ich die Zeit in vollen Zügen genossen, ich hatte kaum Heimweh und habe mich auch weniger danach gesehnt „bald“ wieder nach Hause zu kommen. Vor allem in Panama war es so, dass ich die Zeit dort mit den anderen erleben wollte und irgendwie wenig Kontakt mit zuhause hatte. Das hielt ziemlich lange an, bis zur 4. Etappe. Auf den Bermudas und am Anfang der Segeletappe nach den Azoren habe ich mein „altes“ Zuhause vermisst und aufs Nachhause kommen gefreut. Auf die ganzen Freunde und die Familie, die dort auf einen warten. Die schönen Basic-Routinen dort, die man hier an Bord vermisst hat. Natürlich haben mir auch einige Aktivitäten mit Freunden und meine Hobbys gefehlt – man hat erst hier an Bord gelernt, auch die kleinsten, banalsten Momente von zuhause wertzuschätzen.
Selbstverständlich darf das gute Essen von zuhause nicht vergessen werden: Einfach egal, wann man will, so viel wie man will, aus dem Kühlschrank nehmen und auch das kochen, was man will. Im Moment ist die Sehnsucht nach all diesen Dingen sehr groß, aber ich befürchte jetzt schon, dass wir viel zu schnell wieder in unseren Alltag verfallen und vielerlei Dinge als „normal“ ansehen werden. Dann wird man, schneller als wir uns das gerade vorstellen können, das Leben hier auf der Thor vermissen und sich nach der guten alten Zeit sehnen. Ich glaube, gerade ist das Ende einfach zu nah und ich verspüre nicht mehr so stark den Drang, wieder nach Hause kommen zu wollen. Viel lieber würde ich jetzt noch ein, zwei Monate dranhängen, weitere Orte unserer wunderschönen Welt erleben und viele weitere, unfassbar tolle Momente mit meinen Freunden und jetzt auch mit meiner neuen, großen Familie erleben. Aber wahrscheinlich wird dieses Gefühl immer auftreten, egal, wann das Ende kommt, ob in drei Wochen, oder in zwei Monaten. Vermutlich müssen wir einfach das Gute daran sehen: uns wurde hier ein neuer Stein unseres Weges ins Leben gelegt und das Ende unserer KUS-Reise an Bord ist nicht das Ende unserer KUS-Geschichte. Jetzt beginnt die Reise zuhause erst so richtig. Ich freue mich riesig auf die unzähligen KUS-Nachtreffen an den verschiedensten Orten. Auf die vielerlei Aktionen, die wir als KUS-Familie noch zusammen erleben dürfen und auf hoffentlich ein baldiges Wiedersehen auf der Thor, die uns noch einige Jahre begleiten wird.
Samstag, der 29.03.2025, Tag 168 (Philipp)
Heute in drei Wochen werde ich das erste Mal seit einem halben Jahr wieder in meinem eigenen Bett aufwachen. Ein Bett, das nicht schaukelt und das größer ist als man selbst. Ein Bett, wo nicht über dir einer deiner besten Freunde schläft. Ein Bett, wo keine Fotos und Erinnerungen der Reise an der magnetischen Wand hängen: mein Bett. Dazu noch ein Zimmer für mich allein. So viel Platz! Das ist ein komisches Gefühl, wenn ich darüber nachdenke. Wie ist es nicht von einem „Guten Morgen, es ist halb zwei und du hast in 30 Minuten Wache“ geweckt zu werden, sondern ich einfach von selbst aufstehen kann und ein „normalen“ Osterferientag vor dir liegt, der leer ist? Ich glaube, ich werde es die ersten Tage ganz gut schaffen, beschäftigt zu sein, aber mit anderen Dingen. Niemand kommt und bittet dich „Hey, möchtest du uns helfen, die Bram zu bergen?“. Stattessen werde ich meine alten sowie neuen Freunde in München besuchen und mich meinen Hobbys widmen, die ich jetzt ein halbes Jahr nicht ausführen konnte. Und ganz wichtig: reflektieren. Entweder einfach so oder schriftlich, als Bild oder das Tagebuch durchlesend, denn ich merke jetzt schon, wie viele Erfahrungen nicht mehr in meinem Kopf sind. Viele davon sind nun mal auch schon eine ganze Weile her.
Ich glaube, die ersten paar Tage werde ich meine Reise erstmal verarbeiten müssen. Oder noch länger? Da niemand an Bord zuvor eine solch intensive und lange Erfahrung gemacht hat (Alter, wir haben für sechseinhalb Monate auf einem Segelschiff gelebt!) werden mit Sicherheit die meisten endlos überfordert mit der Situation sein, dass dieser Abschnitt in ihrem Leben vorbei ist. Und solche Gedanken schwirren auch an Bord schon durch meinen Kopf: „Wie wird der letzte Tag an Bord aussehen?“ oder „Wie soll ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern umgehen, wenn ich sie das erste Mal wiedersehe?“ Ich habe bis jetzt keine Antwort darauf gefunden.
Trotz dieser doch relativ negativen Gedanken, dass ich nicht mehr dieses fest zusammengewachsene Umfeld um mich herum haben werde, freue ich mich auch auf zuhause und die Menschen, die auf mich warten und mich liebhaben.
Ticker
Freitag, 28.03.2025
- 14:30 Uhr: Projektetreffen
Samstag, 29.03.2025
- 08:10-11:40 Uhr: Additum und Freiarbeit für die Schüler-/innen
- 13:15-15:30 Uhr: Großreinschiff auf allen Stationen
- 15:40-16:30 Uhr: Segeltradition Besanschot-An mit kulturellen Beiträgen
- 16:30-18:00 Uhr: Schülerversammlung in der Messe