Neptun, bitte kein Sturm

Datum: 28.10.2025
Mittagsposition: 41°33,8´N; 009°24,9´W
Etmal: 147sm
Wetter: Lufttemperatur: 18 °C, Wassertemperatur: 17 °C, Windrichtung und Stärke: E 2/3

Schon die Seefahrer vor langer Zeit haben gemacht, was sie wollten: Einen zweiten Sonntag einführen, damit zweimal die Woche Seemannssonntag stattfinden kann, die Zeit dann umstellen, wann es ihnen passte und Feiertage dann feiern, wenn sie Zeit hatten. So haben wir es auch gemacht: Der Samstag wurde zum Montag und der Montag zum Samstag. Doch die große Frage ist, warum?
Der Samstag ist ein besonderer Tag bei uns an Bord: Wir machen Großreinschiff, „feiern“ Besanschot an, haben eine Schüler- und Stammversammlung und außerdem tagt der Schiffsrat. Doch wegen der Seekrankheit konnte der Samstag kein Samstag bleiben, da sich wenige putzend unter Deck sehen konnten.

Wahrscheinlich sind das für euch Leserinnen und Leser jetzt viele Vokabeln, die ihr nicht kennt, deshalb erkläre ich sie euch.
Viele Menschen auf engem Raum machen viel Dreck, deshalb muss auch viel geputzt werden. Jeden Tag stehen wir mit Putzeimern bewaffnet an unseren Stationen und schrubben, was das Zeug hält und weil die eine Stunde täglich noch nicht reicht, gibt es das so genannte „Großreinschiff“. Wieder bewaffnet mit Putzeimern wird jeden Samstag alles noch gründlicher geputzt, die Kammern aufgeräumt und die Kojen (=Betten) gerichtet. Anschließend geht der Schiffsrat durch´s Schiff und prüft, ob alles sauber ist. Der Schiffsrat ist ein Gremium, das sich aus vier Jugendlichen (jeweils einer pro Wache), einem Vertreter der Lehrkräfte, einem Vertreter des Segelstamms, aus der Projektleitung und dem Kapitän zusammensetzt. Der Rat tagt bei Problemen und zur allgemeinen Kommunikation, um den Bordalltag zu regeln. Deshalb sind auch alle Gruppen der Crew vertreten. Neben dem Schiffsrat gibt es auch regelmäßige Stammversammlungen und eine Schülerversammlung am Samstag.

Alles ist geputzt, das Messing blitzt und die ganze Besatzung sitzt auf dem Achterdeck (ganz hinten auf dem Schiff), somit kann das Besanschot an beginnen. Solveig und Johannes B. starten mit der ersten Lost and Found-Versteigerung unserer Reise. Bei dieser kann man alles ersteigern, was binnen einer Woche verloren gegangen ist. Die Regeln sind einfach: Der eigentliche Eigentümer hat ein Vorkaufsrecht. Sollte sich kein Besitzer finden, geht es an die Allgemeinheit. Es müssen mindestens 50ct geboten und gezahlt werden. Das im Anschluss eingenommene Geld wird an die Deutsche Hilfsorganisation für Schiffbrüchige gespendet. „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten, die Laptoptasche geht für 10 Euro an Ruth“. So wird ein Teil nach dem anderen versteigert. Das erste Stück ging an den Auktionator selbst. Man könnte meinen, keiner wüsste mehr, was ihm selbst gehört, so viele Raritäten wie Unterhosen, stinkende Socken und Shirts hier versteigert werden.

Die Auktion ist beendet und wir kommen zum offiziellen Teil: Mit einem leckeren Getränk für die gesamte Besatzung steht Detlef vorne und erklärt uns die Tradition von Besanschot an.
Seefahrer fahren zur See, doch sie kommen auch wieder zurück, so auch in alten Zeiten. Bevor man in einen Hafen eingelaufen ist, wurden alle Segel geborgen und mittschiffs geholt. Das Besan ist das letzte Segel, das geborgen wird. Hier kommt auch der Name „Besanschot an“ her. Die Schot liegt an, vielmehr die Schot des Besans ist fest und es ist Zeit für die ganze Besatzung sich zusammenzusetzen. Ein leckeres Getränk wird ausgeschenkt, doch wichtig: Das erste Glas geht an Neptun den Meeresgott, denn Sturm von einem Meeresgott war die Angst eines jeden Seemanns. Etwas Leckeres wird gegessen und mit Seemannsliedern geht der Tag zu Ende.
Auch heutzutage wird Besanschot an auf vielen Traditionsseglern gefeiert, so auch auf der Thor.
Auch unser erstes Glas geht an Neptun zur Beschwichtigung, das zweite Glas an Detlef und danach an die gesamte Besatzung. Lukas trägt währenddessen einen sehr treffenden kulturellen Beitrag namens „Die 10 Phasen der Seekrankheit“ vor, die wir glücklicherweise alle überstanden haben. Bei Gitarrenspiel wird fröhlich geredet und es werden Kekse gegessen – gefeiert eben.

Nach der Schülerversammlung, einer Besprechung nur für alle Schülerinnen und Schüler an Bord, übernimmt die Fahrwache wieder das Ruder und mit einem wunderschönen Sonnenuntergang klingt der Tag nun langsam aus. Es wird ruhig an Deck, die Backschaft macht das Licht aus und wir fahren unter klarem Sternenhimmel gegen Süden.

KUS-Ticker

Montag, 27.10.2025

  • 11:15-12:15 Uhr: Stammversammlung
  • 13:15-13:45 Uhr: Schiffsversammlung
  • 13:35 Uhr: Zeitumstellung: eine Stunde zurück
  • 13:00-15:00 Uhr (neuer Zeit): Großreinschiff
  • 15:00-16:00 Uhr: Besanschot an
  • 16:00-16:30 Uhr: Schülerversammlung