Gemeinschaft
Datum: 21.12.2025
Mittagsposition: 14°53,2‘N; 065°02,7’E
Etmal: 5,0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29 °C, Wassertemperatur: 28 °C, Windrichtung und Stärke: ENE 3-4
Gemeinschaft. Gemeinschaft kennen wir alle in irgendeiner Form.
Jetzt, nach zweieinhalb Monaten auf der Reise, merke ich, dass es verschiedene Arten von Gemeinschaft gibt. Vor dieser Reise habe ich vor allem Freundschaften mit gleichaltrigen Menschen und wenige mit Erwachsenen geführt. Hier an Bord spielt das Alter, welches im normalen Alltag oft ein Hindernis darstellt, kaum eine Rolle. Man lernt sich in dieser Bordgemeinschaft in allen Alltagssituationen kennen. Sei es beim Zähneputzen nach der Nachtwache um kurz nach zwei, beim Putzen oder dem gemeinsamen Essen. Und dadurch rückt das Alter ganz in den Hintergrund und nur die gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse spielen eine Rolle. So erlebe ich/ erleben wir, wie unsere Lehrkräfte nicht (wie oft üblich) distanziert und autoritär sind, sondern wie enge Freund/-innen und auf bestimmte Art wie ältere Geschwister sind. So sitzt du aber plötzlich mit deinen Spanisch-, Mathe- und Biolehrkräften im Pool und unterhältst dich über den ganz „normalen Alltag“, was für die meisten Schüler/-innen zuhause kaum vorstellbar wäre. Diese zum Teil ganz andere Verbindung zu den Lehrkräften macht dieses Projekt so besonders. So steht im Unterricht eher ein Freund/eine Freundin vorne an der Tafel und erklärt dir die verschiedenen mathematischen Funktionen oder die Versauerung der Meere. Das Schöne ist, dass sich so auch Lernen ganz anders anfühlt. Man lernt viel mehr durch Gespräche, Selbsterarbeitung und kleine Vorträge als durch permanenten Frontalunterricht. Mit dem Segelstamm ist es gleichermaßen, wobei sie allerdings nicht in der Rolle unserer Lehrkräfte sind.
Was ich hier an Bord auch sehr genieße, sind die Menschen mit ihren ganz individuellen Geschichten, Erfahrungen und Wahrnehmungen und so entstehen immer wieder Gespräche, welche sehr spannend, bereichernd und schön für mich sind. So ist es für mich immer sehr interessant, wenn ich mich mit Menschen, z. B. aus dem Segelstamm, unterhalte, die bereits ihr gesamtes Leben zur See gefahren sind und unfassbar viel erlebt und gesehen haben. Deswegen habe ich auf der bisherigen Reise den Austausch zwischen den verschiedenen Generationen sehr zu schätzen gelernt, da ich einfach schon so viel dadurch gelernt habe.
Neben den vielen schönen Gesprächen und Erlebnissen mit den Stammis, ist natürlich auch die Gemeinschaft unter den Schüler/-innen über die Zeit sehr eng geworden. In einer großen Gruppe Jugendlicher bleibt es aber natürlich nicht aus, dass sich kleine Freundesgruppen bilden, die mehr Zeit miteinander verbringen. Das passiert beispielsweise durch die verschiedenen Wachgruppen, die den größten Teil des Tages miteinander teilen. Aber das Schöne ist, dass trotzdem eine große Offenheit gegenüber einander vorherrscht. So sitzt spät abends immer eine bunte Gruppe Tagebuch schreibend in der Messe und teilt diesen Moment. Woran man diese Offenheit und die Rücksichtnahme einander gegenüber auch erkennt, ist, dass du immer mal wieder gefragt wirst: „Wie geht es dir? Brauchst du irgendetwas?“, sodass man selten mit schlechter Laune oder Traurigkeit allein gelassen wird und immer wieder schöne, aufbauende Gespräche führt.
Das Tolle ist auch, dass jedes Crewmitglied, durch die wechselnden Gruppenkonstellationen (Wachen, Kleingruppenexkursionen, Praktika etc.), jede/-n gut kennenlernt. So entsteht aus der Gruppe, deren Mitglieder/-innen eigentlich verstreut über ganz Deutschland sind und ganz unterschiedliche Hintergründe haben, die große, gesamte Bordgemeinschaft. Und ich glaube, dass diese Art von Gemeinschaft eigentlich nur hier auf der Thor, in einer Situation wie dieser, entstehen kann.
Das Schöne ist, dass wir von den anderen Jahrgängen mitbekommen haben, dass diese Gemeinschaft lange nach den sechs Monaten weiterbesteht. So hat z. B. einer vom Segelstamm, der schon einmal mitgefahren ist, während eines Landaufenthaltes mit Jugendlichen seiner damaligen Reise telefoniert. Und wir alle sind bereits fest entschlossen, uns nach der Reise gegenseitig zu besuchen und weiter Kontakt zu halten. Denn diese Reise, die wir gerade erleben dürfen, ist ein Erlebnis, welches die gesamte Gruppe zusammenschweißt. So genießen wir es alle, dass unsere Gemeinschaft über die Zeit so zusammengewachsen ist. Ich glaube, ich verstehe langsam, was die Menschen der vorherigen Jahrgänge als KUS-Familie bezeichnen.
KUS-Ticker
Samstag, 20.12.2025
- 15:15 Uhr: Vortrag „Wolken“ von Justus
- 16:00 Uhr: Schülerversammlung
