Toast Ha(i)waii

Datum: 16.11.2025
Mittagsposition: 22°50,0‘N; 018°53,3’W
Etmal: 117 sm
Wetter: Lufttemperatur: 24,5 °C, Wassertemperatur: 24,5 °C, Windrichtung und Stärke: NE 4-5

Es ist Sonntagabend, 21:30 Uhr Bordzeit und ich sitze in der Messe und schreibe diesen Blog. Um ein Gesamtbild darstellen zu können, habe ich 32 verschiedenen Personen eben folgende Frage gestellt: „Wie war dein Wochenende in drei Worten?“. Die Antworten sind im folgenden Blog als fett markierte Wörter gekennzeichnet. Am häufigsten wurden die Adjektive „schön“, „entspannt“ und „abwechslungsreich“ genannt, sowie das Wort „Fisch“. Also, was ist dieses Wochenende passiert?

Der Samstag begann für mich mit meiner Wache von 05:00 Uhr bis 08:00 Uhr. In dieser Zeit werden nach und nach alle aktiv und das wuselige Bordleben kommt wieder in Gang. In der Kombüse brennt schon früh das erste Licht, denn das Frühstück muss vorbereitet werden. Gegen 07:30 Uhr ging die Sonne über dem Horizont auf und verdrängte auch die letzte Dunkelheit der Nacht mit ihren Strahlen. Stück für Stück kamen die Wachen verschlafen zum Frühstücken auf das Hauptdeck. Mit einem Honigbrot oder Ähnlichem gestärkt, begann für uns Schüler um 10:15 Uhr der erste Wahlpflichtunterricht. Während die einen in „Astronomischer Navigation“ schon mit mathematischen Formeln eingeschüchtert wurden, plauderten die anderen entspannt auf Spanisch über Hobbies und Uhrzeiten.

Nach diesem lehrreichen Vormittag gab es zum Mittagessen Quinoasalat und Brot. Mittlerweile war es so warm, dass die Butter in der Sonne schmolz. Im Anschluss an das Mittagessen wurde noch eine Schiffsversammlung abgehalten, in der uns unser Kapitän Detlef den weiteren Plan für den Tag mitteilte. Der Wind hatte zugenommen, sodass wir die Maschine abschalteten und ein paar Segel setzten. Erfolgreich wurden nicht nur die Rahsegel, der Schoner, das Groß sowie das Großtoppsegel gehisst, sondern auch die beiden neuen Skysegel. Letztere sind zwei dreieckige Segel, die sich über dem Brahmsegel (dem oberstem Rahsegel) befinden. Um 14:00 Uhr starteten wir ins Großreinschiff. Als alles blitzblank geputzt, der Schiffsrat getagt und jegliche Ecken auf ihre Sauberkeit geprüft waren, wurden noch die letzten organisatorischen Dinge geklärt und die Bordzeit um eine Stunde zurückgestellt.

Dann begann für uns alle der unterhaltsamere Teil. Nachdem alle herrenlosen Lost-and-found- Gegenstände versteigert waren, sangen wir von zwei Gitarren begleitet „Hey Ho Santiano“ und „Über den Wolken“. Ein netter kultureller Beitrag folgte. Mit Keksen, getrockneten Apfelstückchen und einem leckeren Getränk ließen wir so eine weitere ereignisreiche Woche voller Spaß, aber auch Arbeit, hinter uns. Unser nettes Zusammensein löste sich mit dem Beginn der Schülerversammlung auf und da es nicht viel zu besprechen gab, beendeten wir diese auch ziemlich schnell wieder.

In kleinen Freundesgrüppchen oder allein verteilte sich die Besatzung wieder über das Schiff: z.B. auf das Deckshaus, in die Messe oder in die Bibliothek. Dort ging jeder seinen Aufgaben nach oder füllte seine Freizeit mit Tagebuch schreiben, lesen, spielen oder plaudern… Bis um 17:30 Uhr an Steuerbord eine Rückenflosse durch die Wellen pflügte. Der Ausguck teilte sofort die aufregende Sichtung mit und wir beobachteten gebannt, wie der Hai (zumindest nehmen wir an, dass es einer war) an uns vorbeizog. Nach dem Abendessen freuten sich alle auf den Filmabend, doch zu unserer Enttäuschung funktionierte der Beamer nicht. So saßen einige noch nett beisammen, während andere schon schlafen gingen.

Der nächste Morgen begann gegen 06:30 Uhr mit dem Sonnenaufgang und war so ein richtiger Sonntag. Mit anderen Worten: Das Essen war super lecker und wir Schüler hatten sehr viel Freizeit, sodass bei einigen das erste Mal ein wirklich echtes Wochenendsgefühl einkehrte. Ich persönlich lag nach dem Sonntagsfrühstück den Vormittag faul vor mich hindösend auf dem Deckshaus in der Sonne und habe so verpasst, wie der erste Fisch (eine Goldmakrele) anbiss, an Deck geholt und ausgenommen wurde. Zum Mittagessen gab es unter anderem Toast Hawaii. Um 13:00 Uhr trafen sich alle noch mal zu einer Schiffsversammlung, um im Anschluss eine Halse zu fahren. Mit einer steifen Brise und Kurs West segelten wir nun auf den Atlantik hinaus.

Zum Kaffee gab es Apfelkuchen mit Vanilleeis, da Ulli, unser Steuermann, Geburtstag hatte. Der restliche Nachmittag plätscherte so vor sich hin, bis es um 16:10 Uhr wieder fischig wurde. Diesmal hing erneut eine Goldmakrele an der Schnur, die im Gegensatz zur Vorherigen nicht um die 40 cm maß, sondern ganze 1,10 m lang war. Ich war auch mit dabei, doch habe ich dem ganzen, in meinen Augen sehr interessanten, Geschehen nur zugesehen. Nicht nur mich hat das Angeln an diesem Tag beschäftigt und zum Nachdenken angeregt. So sind die Meinungen um das Thema „Fisch- und Fleischkonsum“ doch verschieden.

Im Anschluss an das Abendessen hat Markus sein Referat über „Astronomische Navigation“ gehalten. Mittlerweile war es auch schon wieder dunkel geworden, sodass wir direkt unter dem klaren Himmel auf dem Hauptdeck sitzen und nebenbei die Sterne beobachten konnten.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Wochenende mal wieder richtig schön und absolut super war. Es bot nicht nur die Möglichkeit, sich an die neuen Wachen und Wachzeiten zu gewöhnen, sondern auch die Zeit, sich zu erholen, um mit neuer Vorfreude und Motivation noch weiter auf das scheinbar unendliche Meer hinauszusegeln.

KUS- Ticker

Samstag, 15.11.2025

  • 10:15 Uhr: Unterricht in den Wahlpflichtfächern
  • 13:00 Uhr: Schiffsversammlung und Segel setzen
  • 14:00 Uhr: Großreinschiff, Sitzung des Schiffsrats
  • 16:30 Uhr: Zeitumstellung auf 15:30 Uhr; Besanschot an
  • 17:00 Uhr: Schülerversammlung
  • 17:30 Uhr: Hai an Steuerbord gesichtet

Sonntag, 16.11.2025

  • 10:00 Uhr: Erster Fisch gefangen
  • 13:00 Uhr: Schiffsversammlung, Manöver (Halse)
  • 16:10 Uhr: Zweiter Fisch gefangen
  • 16:30 Uhr: „Nachhilfe“ in astronomischer Navigation bei Ruth
  • 19:30 Uhr: Referat „Astronomische Navigation“ von Markus