Wenn Kekse fliegen lernen
Datum: 25.11.2025
Mittagsposition: 15°28,5‘N; 036°30,6’E
Etmal: 138 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27 °C, Wassertemperatur: 26 °C, Windrichtung und Stärke: NE 4-5
An Unterrichtstagen um 7:00 Uhr geweckt werden, trotzdem noch 30 Minuten liegen bleiben, dann gestresst hochgehen und frühstücken, bevor das Frühstücksbuffet auf dem Hauptdeck um 7:50 Uhr dann für den Unterricht geräumt wird. So beginnt normalerweise jeder zweite Morgen für mich. Mit dem Unterschied, dass es diese Woche wieder ein erstes Mal gibt. Und zwar mein aller erster Proviant-Praktikumstag.
So stehe ich am Montag, anders als sonst, zusammen mit der anderen Unterrichtsgruppe auf. Während der Rest um kurz nach acht allerdings langsam in unser Klassenzimmer an Deck trudelt, treffen Elias und ich uns vor der Kombüse, um einmal zu schauen, ob die Backschaft zurechtkommt. Direkt danach geht es für uns weiter an die allseits beliebte Aufgabe des Putzens von roten Kisten. Dabei muss eine ganze Kistenspalte in der Trockenlast ausgeräumt, die Proviantkisten mit Lappen und Zahnstochern auch bis in die kleinste Ecke gesäubert und anschließend wieder eingeräumt werden. Das wird dann besonders lustig, wenn in der Trockenlast alles vollgestellt ist und der Seegang einen, zusammen mit der vollen Kiste, von der einen zur anderen Wand schleudert.
Unser nächster Punkt ist das Vorbereiten der Mittags- sowie Abendessenskiste für die Backschaft, bei der ein großer Teil auch aus der Kühllast stammt. Diese ist ein riesiger Kühlschrank, der betreten werden kann und, zu unserer Überraschung, momentan sogar wärmer ist als die Temperaturen zuhause in Deutschland. Wir dürfen im Anschluss die Unterkoje in Kammer 8 einmal komplett ausräumen, um an die Unter-Unter-Koje zu gelangen. Dabei ist uns die Begeisterung in den Gesichtern abzulesen, als wir nach zwei Stunden Ausräumarbeit feststellen, dass, Kommunikationsschwierigkeiten geschuldet, lediglich eine Hälfte der Unter-Unterkoje überhaupt bestaut ist und unsere Arbeit damit also großenteils umsonst war.
Nachdem wir also die Kiste voller Kekse aus dem Schiffsrumpf hervorgeholt haben, beginnt das Um- und wieder Einräumen der Kisten auf ein Neues, dieses Mal mit deutlich besserer Stimmung und lauter Musik, sodass wir gegen 15 Uhr wieder an Deck zu sehen sind.
Dass wir jetzt einen Maulwurfskuchen für den morgigen Geburtstag von Leo backen können, bereitet uns Freude. Durch Musik und viel bessere Belüftung als in der stickigen Kammer ist das Herstellen des Kuchenbodens auch noch mal spaßiger als die vorherigen Aufgaben. Vor allem ist es, zumindest für mich, das erste Mal, dass ich seit längerer Zeit wieder einen Kuchen backen kann und somit eindeutig ein Highlight des heutigen Tages.
Zum Abschluss erstellen wir noch ein Joghurtrezept und sortieren den durch den Seegang etwas sehr unordentlich geratenen Rezepte-Ordner wieder neu ein.
Als wir um 17 Uhr unsere Nachbesprechung halten, sind Elias und ich uns einig:
Erstens: das Proviant-Praktikum ist deutlich stressiger als erwartet und Unterricht im Vergleich dazu vielleicht doch ganz entspannt.
Zweitens: Backen auf der Thor macht jedes Mal wieder viel Spaß!
Und Drittens: Wir sprechen nun aus Erfahrung, dass die Begeisterung der Backschaft sich sehr in Grenzen hält, wenn man ihnen statt Stangensellerie eine Stange Lauch für die Gemüseteller rausstellt.
Im Nachhinein gesehen muss zudem ergänzt werden, dass unser 1. Praktikumstag deutlich anstrengender war als die folgenden Praktikumstage. So haben wir die kommenden Tage beispielsweise begeistert Bananenkekse, Dattel-Curry-Aufstriche und vor allem ganz viele Plätzchen gebacken, begleitet von indischer Weihnachtsmusik und vielen Lachkrämpfen.
KUS-Ticker
Dienstag, 25.11.2025
- 15:15 Uhr: Geburtstagskaffee für Leo
