Kleingruppenexpedition

Datum: 17.12.2025
Mittagsposition: 15°39,9‘N; 061°29,0’E
Etmal: –
Wetter: Lufttemperatur: 28,5 °C, Wassertemperatur: 28 °C, Windrichtung und Stärke: E1

Ich schaue auf den grauen Asphalt der ewig langen Straße, die einmal ganz um Dominica herum verläuft. Jetzt gerade nehme ich den ersten Bissen von meinem letzten Schokokeks. Ich bin unfassbar erschöpft, aber auch unfassbar glücklich. Nach diesem langen, abenteuerlichen Tag komme ich das erste Mal langsam zur Ruhe, lasse die Zeit Revue passieren…

Am vorherigen Morgen gab es die Einführung in die Kleingruppenexkursion: Die Aufgabe war, 34 KUSis in sieben Kleingruppen aufzuteilen und unterschiedliche Regionen der Insel eigenständig zu erkunden. Bevor die Expeditionen um 09:30 Uhr starten konnten, mussten wir leider noch Ruth verabschieden, die uns dieses ganze, große, verrückte Abenteuer überhaupt erst ermöglicht.

Zusammen mit Lili Sol, Theresa, Inga, Moritz und unserem Bootsmann Henry machte ich mich also auf den Weg. Jede Gruppe hatte 90 USD und eine Packung Kekse für den Tag bekommen. In unserer Gruppe 4 hatten wir ein Ziel: Den beliebten „Emerald Pool“ zu besichtigen. Bei der nächstbesten Bushaltestation fragten wir den Busfahrer, wie wir dorthin kommen könnten. Er bot an, uns zu fahren. Die 300 USD, die er dafür verlangte, waren jedoch weit über unserem Budget. Den Emerald Pool warfen wir also über Bord. Für einen deutlich niedrigeren Preis fuhr er uns ein Stückchen die Küstenstraße herunter, bis wir ein orangenes Schild sahen, auf dem „Syndicate Falls 1 h 30 min“ stand. Mit diesem neuen Plan starteten wir unseren Fußmarsch. Auf unserem Wanderpfad ging es direkt steil bergauf und die Mittagssonne prallte auf uns nieder. Schon nach kurzer Zeit waren wir alle schweißgebadet und jeder bekam einen Keks.

Wir liefen immer und immer weiter und befanden uns schon bald mitten im Urwald. Nach diesen anstrengenden, jedoch sehr schönen eineinhalb Stunden kamen wir tatsächlich an einer Bar mit Sicht auf die Hügel des dichten Dschungels an. Eigentlich ist der Eintritt zu den Wasserfällen für Schüler/-innen frei. Da wir jedoch so viele waren, bat uns der Verkäufer, wenigstens einige handgemachte Säfte bei ihm zu kaufen. Nachdem wir leckere Hibiskus- und Maracujasäfte getrunken und unsere selbstgemachten Lunchpakete gegessen hatten, gingen wir weiter. Wir kamen an einem Fluss an und wussten so, dass der Wasserfall nicht mehr weit sein konnte. Mehrmals mussten wir mithilfe von Steinen über den Fluss balancieren und uns stets darauf konzentrieren, bloß keinen falschen Schritt zu machen. Das war ganz schön sportlich, doch schon nach kurzer Zeit wurden wir belohnt: Ein Anblick bot sich uns, wie man ihn sonst nur aus dem Bilderbuch kennt. Der Fluss war zu einer Art Pool geworden und der Wasserfall sprudelte nur so in diesen hinunter. Um uns herum sahen wir das grüne Dickicht, verschiedenste Vögel und den zuvor entlanggelaufenen „Dublanc River“. In Windeseile zog ich mich um und sprang ins Wasser. Wir machten Erinnerungsfotos und schwammen unter dem Wasserfall entlang, was eine Menge Spaß machte. Als wir wieder trocken und angezogen waren, gab es den zweiten Prinzkeks für jeden und wir gingen den vorherigen Weg, erneut an der Bar vorbei, zurück. Wieder an der Straße angelangt, an der uns der Busfahrer zum Beginn der Kleingruppenexpedition rausgelassen hatte, setzten wir uns alle fix und fertig auf die nächstbeste Bank. Lili Sol verteilte die letzten Kekse als Belohnung für die geschaffte Wanderung.

Wow, was für Tag! Ich denke ein wenig nach, doch schon nach kurzer Zeit schweife ich ab. Wie schön Dominica im Glanz der abendlichen Sonne doch ist. So viel ist geschehen, so viel habe ich gemacht, so viele tolle Menschen durfte ich in letzter Zeit kennenlernen. Hin und wieder fährt ein Auto vorbei, doch ansonsten ist es still. Auf dem Schiff fehlt mir manchmal die Zeit, all meine Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten, doch nun gibt es nichts, was mich ablenkt. Es ist ganz friedlich und ich komme ein wenig zur Ruhe.

Meine kurze Nachdenkpause wird leider nach kurzer Zeit unterbrochen, da wir irgendwie zurück nach Hause kommen müssen. Wir überlegen, den Busfahrer von der Hinfahrt anzurufen, doch entscheiden uns beinahe nur zum Spaß, den Finger hinauszustrecken, um per Anhalter zu fahren. Zu aller Verwunderung hält nach einiger Zeit ein schwarzer Pickup-Truck. Ich frage den Fahrer, ob wir aufspringen dürfen, und er bejaht. Begeistert steigen wir hinten ein und der Mann fährt los. Der Wind pfeift uns um die Ohren, die Sonne scheint angenehm auf unsere Haut und wir freuen uns über diesen schönen Tag. Ab in weitere Abenteuer!

KUS-Ticker

Mittwoch, 17.12.2025

  • 08:00 Uhr: Ruth geht von Bord
  • 09:30-18:00 Uhr: Kleingruppenexpedition