Heute
Datum: Dienstag, 10.11.2020
Mittagsposition: 44° 22,4‘ N; 007° 44,4‘ W
Etmal: 140,6 sm
Wetter: Lufttemperatur: 16°, Wassertemperatur: 15° Wind: S1
Wir leben heute. Heute ist anders als gestern und anders als morgen. Jeder Tag hier auf unserem schwimmenden Zuhause bietet neue Überraschungen: Delfine, Wale, Biolumineszenz, Wellen, Stürme und Seekrankheit. Aber trotzdem ist jeder Tag dem anderen auch irgendwie ähnlich.
Mein Tag auf dieser Etappe beginnt um 7:00 Uhr. Hier werde ich von der vorherigen Wache, der Wache 3 geweckt. Denn man muss wissen, auf der Thor Heyerdahl gibt es keine Wecker. Im Navigationsraum, auch Navi genannt, gibt es ein sogenanntes Weckbuch. In dieses Buch kann man die Zeit eintragen, zu der man geweckt werden möchte, das Wecken übernimmt dann die Fahrwache, dazu nachher mehr. Wenn ich mich dann aus dem Bett geschält habe, bleiben noch knapp zwanzig Minuten zum Fertigmachen, denn dann heißt es frühstücken mit dem Rest der Wache 4. Meine Wachzeit beginnt um 8:00 Uhr und dauert bis 11:00 Uhr. Das bedeutet, um 7:55 Uhr treffe ich mich wieder mit dem Rest meiner Wache auf dem Achterdeck, das ist der hintere, etwas höhere Teil unseres Schiffes, um die vorherige Wache abzulösen. Sie berichtet uns, was Besonderes vorgefallen ist, welche Segel gesetzt sind, welchen Kurs wir gerade fahren, welche Positionen besetzt sind und alles, was ihnen sonst noch wichtig erscheint. Dann gibt es ein Ablöse-Ritual: Die vorherige Wache sagt: „Die abziehende Wache wünscht der aufziehenden Wache eine Gute Wacht!“, die ablösende Wache antwortet mit: „Und die aufziehende Wache wünscht der abziehenden Wache ein gute Ruh!“ Der Wachführer der vorherigen Wache entlässt mit dem Ausruf: „Weg die Wacht“ seine Wache.
Und dann sind meine Wache und ich dran. Wir besetzen die zu übernehmenden Positionen uns starten in unsere Fahrwache. Während der Wache gibt es verschiedene Aufgaben und Positionen, die übernommen werden müssen. Eine davon ist die sogenannte Sicherheitsronde, die immer zur halben Stunde stattfindet. Zwei Leute gehen einmal über und durch das Schiff und checken wichtige Punkte, ob es z.B. brennt oder sich Wasser im Schiff befindet. Außerdem gibt es noch die Maschinenrunde. Diese findet aber nur statt, wenn wir auch mit Maschine fahren. Die Maschinenrunde besteht darin, unten im Maschinenraum verschiedene Punkte zu ölen und zu schmieren, diverse Wasser- und Ölstände zu prüfen und vieles mehr. Sie sollte am Anfang möglichst von etwas seefesteren Leuten übernommen werden, da es unten im Maschinenraum sehr heiß und stickig ist und so manchen somit schneller schlecht wird. Natürlich müssen auch wie vorher schon erwähnt teilweise andere Schüler und Schülerinnen geweckt werden. Hierfür gibt es Personen, die die anderen wecken. Aber lasst euch eines gesagt sein: Richtig wecken ist schwerer als gedacht! Doch dazu mehr in einem späteren Blogbeitrag…
Kommen wir nun zu den Positionen: Als Erstes braucht man einen Rudergänger, also eine Person, die das Schiff steuert. Jeweils an Backbord und an Steuerbord müssen noch zwei Leute den Ausguck besetzen. Diese halten Ausschau nach anderen Schiffen, Tonnen, Bojen, etc. und berichten sie dann dem Kapitän. Dreimal pro Wache sammeln wir Wetterdaten. Wie Bewölkung, Temperatur, Windrichtung und Stärke und natürlich bergen und setzen wir auch immer verschiedene Segel. Das klingt jetzt alles erstmal ein bisschen viel und vielleicht auch eintönig, doch das ist es nicht, denn alle 30 Minuten wechseln wir die Positionen durch und wie vorher auch schon gesagt, sieht jeder Tag ganz anders aus. Sind es Sporteinheiten, Delfine, Stürme oder die geliebte Seekrankheit, dem Leben hier fällt immer etwas Neues ein.
Nach der Fahrwache habe ich dann eine kurze Pause und dann gibt es gegen 12:00 Uhr Mittagessen! Lecker! Nach dem Mittagessen mache ich dann gemeinsam mit meiner Wache Reinschiff, wir putzen also immer einen Teil unseres Zuhauses. Für uns ist das diese Woche die Messe und die Niedergänge, also die Treppen. Den Nachmittag habe ich dann erstmal frei. Zwischen 15:00 Uhr und 16:00 Uhr gibt es ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee oder Tee. Danach starten meine Wache und ich dann mit der nautischen Theorie. Wir lernen etwas über die Segel, die Vorfahrtsregeln, das Navigieren und die Lichterführung von Schiffen.
Nach dem Abendessen um 18:00 Uhr gibt es dann nochmals eine kurze Pause und dann mache ich mich wieder auf den Weg zur Fahrwache von 20:00 Uhr bis 2:00 Uhr. Jetzt bin ich aber auch hundemüde! Ab ins Bett und schwups bin ich eingeschlafen. War aber auch anstrengend heute. Und an einem neuen Heute wache ich auf und obwohl der Tagesablauf gleich bleibt, sieht das neue Heute ganz anders aus als gestern und morgen und übermorgen.
KUS-Ticker
Montag, 9.11.20
- Montag Nacht fahren wir eine Wende
- Kursänderung: Auf in den Süden
- Wir befinden uns mittlerweile in der Biscaya, doch bis jetzt ist das Wetter gut
- Ein Wettbewerb am Ruder beginnt: Welche Wache steuert am besten?
Dienstag, 10.11.20
- Dienstag morgen, wir spannen das Klimmzugseil: Wer schafft wohl am meisten?
- Milchreis zum Mittagessen und nachmittags Pudding: Das schmeckt!
- Dienstag um 14.00 Uhr: Land in Sicht! Wir sehen die spanische Küste
- Jetzt wird gebacken, denn morgen haben gleich zwei KUSis Geburtstag!!!
- Am Abend besucht uns ein spanischer Search and Rescue Hubschrauber, um eine seiner Übungen durchzuführen, und seilt zwei Einsatzkräfte auf die Thor ab