Ein paar gemütliche Tage auf dem Bauernhof
Etappe: Landaufenthalt Kanaren
Das dachten wir zumindest, als wir davon hörten, dass wir die nächsten Tage bei einem ökologischen Landwirt auf dem Kanaren verbringen. Es ist aber ganz anders gekommen. Das fing schon bei der Anfahrt an:
Aufstehen um 03:30 Uhr, schnell Zähne putzen und Betten abziehen. Um 04:15 Rucksäcke schultern, Verabschiedungen von der Nachtwache, dann sind wir (Gruppe 1/ Jo-Jo und die Packesel) zusammen mit Gruppe 4 schwerbeladen zur Fähre losgegangen. Jeder von uns hatte einen vollen Wanderrucksack hinten und einen Tagesrucksack vorne umgehängt. Auf der Fähre von La Palma, wo wir mit der Thor lagen, nach la Gomera haben wir den Verkaufsstand geplündert, um unsere zum Frühstück vorbereiteten Lunchpakete etwas aufzupeppen. In La Gomera kamen wir dann um 07:00 Uhr an. Dort verabschiedeten wir uns noch von Markus und Jakob, zwei Stammmitgliedern, die nur bis zu den Kanaren mitgefahren und mit der Fähre zum Flughafen nach Teneriffa weitergefahren sind.
Im Hafen von San Sebastian mussten wir auf den Bus warten. Die Pause nutzen wir, um die Proviantplanung für die nächsten Tage zu machen. Jeder Gruppe musste mit 5 € pro Person pro Tag auskommen und konnte frei entscheiden, was es zu essen geben sollte. Unser Bus, der um 10:30 Uhr abfahren sollte, war bereits um 09:30 Uhr da, musste aber noch bis zur Abfahrtszeit warten. Deshalb haben wir schonmal unser Gepäck eingeladen und die Proviantmeister sind losgezogen, um Mittagessen einzukaufen. Jedoch wollte der Busfahrer dann schon um 10:20 Uhr losfahren, da waren unsere Proviantmeister aber noch nicht zurück. Während wir verzweifelt versuchten, sie zu erreichen, mussten wir schnell die Rucksäcke ausladen, damit sie nicht ohne uns wegfuhren. In dem Moment, in dem der Bus rückwärts ausgeparkte, rannten die Proviantmeister um die Ecke. Glücklicherweise hielt der Busfahrer nochmal an und wir konnten schnell unser Gepäck in den Kofferraum werfen und einsteigen.
Nach diesem Stress konnten wir uns anschließend bei wunderschöner Aussicht ausruhen. Die eine Seite der Insel ist karg felsig, von Kakteen und Agaven bewachsen und bietet einen grandiosen Ausblick aufs Meer. Die andere Seite der Insel ist mit einem regelrechten Dschungel überwuchert, in dem moosbewachsene Bäume einen Tunnel über der Straße bilden. In Chipude stiegen wir aus dem Bus aus und wurden von Alex und Samu, den beiden Schweizer Landwirten, begrüßt. Von dort liefen wir noch 20 min bergab zu Finka Alexandria. Als wir ankamen, aßen wir das eingekaufte Mittagessen und teilten die Schlafplätze zu. Es gab 3 Hütten, 3 Zelte und das Falkennest, ein mit einer Plane überspannter und mit Stroh ausgelegter Schlafplatz. Unglücklicherweise riss sich Veronika, die Betreuerin von Gruppe 4, beim Runtergehen der sehr steilen Treppen auf der Finka die Außenbänder ihres Fußes. Zum Glück war sofort Hilfe zur Stelle und Alex fuhr sie mit seinem Auto zum Arzt. Dieser Unfall war nicht nur sehr schmerzhaft für Veronika, sondern wirbelte auch unsere ganze Planung durcheinander.
Zu guter Letzt fing es am Abend auch noch wie aus Eimern zu schütten an. Dabei stellten wir fest, dass es ins Falkennest reinregnete. Deshalb stellten wir noch zwei von unseren Zelten auf. Der Regen, der laut Samu der erste seit acht Wochen und der stärkste, den er in dieser ansonsten so trockenen Region bisher erlebt hat, hat die Stimmung ganz schön gedrückt. Nach dem Abendessen sind wir in unsere, jetzt trockenen Betten gefallen. Das Wetter war zwar nicht so toll, dafür konnten wir in den doch überwiegenden Sonnenphasen die Aussicht umso besser genießen.
Vom nächsten Tag aus betrachtet, konnten wir sehr über die ganze Situation lachen. Vor allem über das Abendessen bei dem wir, weil es regnete, zu zwanzigst (mit der anderen Gruppe) in der kleinen Küche saßen, die eigentlich nur für max. 5 Leute gedacht ist.
Am Donnerstag besserte sich die Situation, es hörte zu regnen auf, die Proviantmeister konnten einkaufen gehen (was am Vortag wegen Veronikas Unfall nicht ging) und Veronika ist mit der guten Nachricht zurückgekommen, dass sie den neu angelegten Gips bereits in fünf Tagen wieder wird abnehmen dürfe. Diesen Tag verbrachten wir auf der Finka und halfen Alex beim Kompostieren. Es gab mehrere Aufgabenbereiche: die Läufer, die Kakteen, Agavenstämme und Palmblätter zum Kompost trugen, die Schichter, die die Materialien, die von Alex geschreddert wurden, auf den Haufen schichteten, und noch Leute, die den Pyrolyseofen anheizten. Alex und Samu haben eine spezielle Mischung von Kompost hergestellt, es werden abwechselnd nasse Kakteen und trockene Palmblätter geschichtet und dazwischen Kohle aus der Pyrolyse gestreut. Dabei sollen die Kohlen mit ihrer großen Oberfläche die Nährstoffe aufnehmen und über längere Zeit wieder abgeben. Am Abend saßen wir gemütlich zusammen am Lagerfeuer und grillten Stockbrot und Marshmallows.
Am Freitag setzten wir am Vormittag die Arbeit fort und am Nachmittag besuchten wir die Nachbarn der Finka. Lupe und Chinea sind ein echtes Urgestein in Chipude, leben schon ihr ganzes Leben dort und haben die Kanaren nie verlassen (vermutlich nicht einmal Gomera). Wobei der Begriff Nachbarn ist relativ – wir mussten erstmal noch 10 min zu ihnen hinlaufen. Wir halfen ihnen, die Ziegen mit Wachholderzweigen, der Nahrung, die Ziegen auf den Kanaren in der freien Wildbahn essen würden, zu füttern. Dabei hat sich die Gelegenheit geboten, die 20 Tage alten Zicklein zu streicheln. Auf dem Rückweg nahmen wir noch etwas von Lupes leckerem selbstgemachten Ziegenkäse mit und aßen diesen zum Abendessen.
Am Samstag sind wir in den zweiten Garten von Alex gefahren, ernteten dort Obst und schnitten Schilf für Gerüste. Nach dem Mittagessen aus frischem, selbstgeerntetem Obst und selbstgebackenem Brot liefen wir noch zum 10 min entfernten Strand. Das war mein persönliches High-Light der Tage. Es war nicht der typische Urlaubsstrand, sondern ein Strand mit schwarzen Steinen und starker Brandung. Zum Schwimmen war es zu gefährlich, aber wir setzten uns in die Brandung und ließen uns von den Wellen überspülen. Das war nach den Tagen im Regen und Matsch sehr angenehm.
Damit war unsere Zeit auf der Finka schon vorbei. Weiter ging es mit den Wanderungen zum Lampenputzergras und mit dem Meeresbiologen, dazu aber mehr in einem anderen Blog. Die Tage auf der Finka waren zwar nicht so, wie wir sie uns vorgestellt hatten, aber sie übertrafen trotzdem unsere Erwartungen. Die Aussicht auf das Meer war unglaublich und wir lernten von Samu und Alex viel über die heimische Pflanzenwelt.