Die Ruhe vor dem Sturm
Stille. Das Meer ist spiegelglatt. Fast keine Wellen sind zu sehen. Nur eine lange kleine Dünung. Der Bug hebt und senkt sich. Langsam in einem gleichmäßigen Rhythmus. Wir schaukeln leicht hin und her.
Die Sonne geht langsam auf. Der Himmel färbt sich in ein helles Orange. Die Wolken verdecken die Sonne. Hinter ihnen sind schon die Sonnenstrahlen zu sehen. Nach und nach zieht der Himmel auf und die Sonne nimmt langsam ihren Lauf.
Es ist still. Weit und breit ist nur Wasser zu sehen. Wie weit mögen wir wohl vom Land weg sein? Zwei weiße Vögel fliegen vorbei. Wo sie wohl hinfliegen? Die Segel flattern leise im Wind. Im Hintergrund ist leise die Maschine zu hören. Jedoch blende ich dieses Geräusch aus. Wir sind hier. Mitten auf dem Atlantik. Mitten im nirgendwo.
Stille. In ein paar Tagen soll der Wind zunehmen und drehen.
Wie wird unser erster Sturm werden? Wird es überhaupt ein Sturm oder nimmt der Wind nur wieder zu? Wie wird es wohl? Wird es wirklich schlimmer als nach Helgoland? All diese Fragen befinden sich in meinem Kopf.
Wie wird wohl unsere zweite Schiffsübergabe sein? Wird es zu stürmisch sein? Keiner weiß es ganz genau. Wir bekommen Wettervorhersagen von Land aus, aber wie wahr sind die?
All das kann ich mir im Moment noch gar nicht richtig vorstellen. Das Meer ist so still und die Sonne scheint auf uns herab. Überall ist eine friedliche Stimmung. Heute ist wieder normaler Wachbetrieb und die Wache ist bis auf jene von uns, die heute für uns kochen, komplett.
Das Wasser ist blau. Dunkelblau und klar. Sonnenstrahlen spiegeln sich im Wasser. Auf einmal schwimmen ein paar Thunfische vorbei. So klar und ruhig ist das Wasser.
Zum Abendessen hin wird die Maschine ausgestellt, da eine Einspritzdüse repariert werden muss. Langsam geht die Sonne unter. Ein feuerroter Kreis am Horizont ist zu sehen. Alle schauen zu und genießen diesen Moment. Einen Moment lang ist einfach nur Stille. Wie aus dem Nichts tauchen ein paar Grindwale auf und schwimmen an uns vorbei.
Gestern war Samstag und somit Filmeabend. Aufgrund des ruhigen Wetters konnten wir ein Open-Air-Kino aufbauen. Dazu haben wir das Großsegel ein wenig ausgebaumt und den Beamer auf die Nagelbank auf dem Achterdeck positioniert. Fast alle sitzen eingemummelt in ihren Schlafsäcken oder ihren dicken Pullis an Deck. Popcorn wandert langsam herum. Ich habe Wache. Alle gemeinsam schauen wir eine Neuverfilmung von Moby Dick. Mitten während eines Sturms im Film, kommt das Kommando von Ruth, dass wir die Stellung von ein paar Segeln verändern müssen. Also zieht unsere Wache los. Am Ruder zu stehen, während ein Schiff im Film untergeht, ist ein seltsames Gefühl.
Mittlerweile ist wieder Stille. Es wird immer dunkler und ich beobachte den Mond. Er ist zwar nur eine schmale Sichel, leuchtet aber sehr hell. Er spiegelt sich auf der glatten Wasseroberfläche.
Langsam geht nun der zunehmende Mond unter. Er färbt sich rot-orange. Eine Wolke schiebt sich vor den Mond, bevor er ganz hinter dem Horizont verschwindet. Nach und nach werden die Sterne klarer. Orion, der große Wagen und der Stier sind klar zu erkennen. Ab und zu fliegen Satelliten vorbei und mit ein bisschen Glück sieht man eine der Sternenschnuppen.
Die meisten sind schon schlafen. Nur die aktuelle Wache ist noch an Deck und genießt die sternenklare Nacht. Es ist wieder still.
KUS Ticker
Freitag, 12.02.2021
Mittagsposition: 24°34.1’N 033°07.0‘W
Etmal: 89 sm
Wetter: Lufttemperatur: 23°C Wassertemperatur: 23,5°C
- 08:30-11:45: Unterricht Gruppe A
- 15:10-16:45: Workshops
- 19:15: Vortrag von Carla über den Goldenen Schnitt
Samstag, 13.02.2021
Mittagsposition: 25°34,7’N 034°02,0‘W
Etmal: 78,7 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22,5°C Wassertemperatur: 22,5°C
- 08:30: Unterricht Gruppe B
- 14:00: Schiffsversammlung
- 14:30-16:15: Großreinschiff
- 16:30: Vortrag von Sebastian über Batterien
- 16:45: Besanschotan: Wochenabschluss mit kulturellen Beiträgen von Peer, Clara, Kristian, Alexandra und Detlef
- 20:00: Open Air Kino