Logbuch vom 26.01.2023

Am heutigen Donnerstag, den 26.01.2023, befinden wir uns um 19 Uhr BZ auf der Position 19°18’N und 081°56’W und laufen bei östlichen Winden der Stärke 3 mit 3,5 Kn Kurs 350° weiter in Richtung Kuba.

Die Etappe von Panama nach Kuba ist seglerisch anspruchsvoll. Die Generalrichtung NNW führt dazu, dass bei den typischen kräftigen Passatwinden aus E bis NE entweder am Wind und quer zur Welle gesegelt werden muss oder sogar mit Maschinenunterstützung gegenan gelaufen wird. Dazu kommt, dass vor Honduras ein Kanal zwischen den Rosalind-Bänken, ausgedehnten Flachwassergebieten, zu durchfahren ist. Aufgrund des sehr zerklüfteten Meeresbodens der Karibischen See mit großen Tiefenunterschieden von bis zu 5000 m tiefen Stellen mit direkt angrenzenden Flachstellen sowie aufgrund der starken Durchströmung der See von Ost nach Nordwest treten an verschiedenen Stellen immer wieder starke Oberflächenströmungen auf.

Gemessen an dieser Ausgangslage ist unser bisheriger Törn recht günstig verlaufen. In den ersten beiden Tagen nach Auslaufen herrschten unter Maschineneinsatz, einem Kurs hart am Wind von 5-6 Beaufort und deutlichem Seegang bis 3,5 m noch recht unruhige Bedingungen vor, wodurch Neptun von vielerlei Seite angemessener Tribut zu zollen war.

Seit mehr als zwei Tagen segeln wir nun jedoch im Ostwind ohne Maschine und bei deutlich ruhigerer See und genießen die teilweise idealen Segelbedingungen. Zeitweise wurden bei Halbwind und mit – zugegebenermaßen – etwas Stromunterstützung bis 9 Knoten Geschwindigkeit erreicht. Für die verbleibenden ca. 200 sm bis Maria la Gorda erwarten wir im Einflussbereich einer sich auflösenden Front ebenfalls gut segelbare NE-Winde um 5 Bft.

Dazu passend ist das Leben an Bord nach überstandener Seekrankheit wiedererwacht. Die hohe Lufttemperatur von 29° C und die teilweise geringe Windstärke führen dazu, dass tagsüber an Deck die Schattenplätze sehr beliebt sind. Kehrseite: Unter Deck ist es leider sehr schwül und stickig. Die Stimmung an Bord ist sehr gut, teilweise ausgelassen. Das Leben findet, soweit möglich, an Deck statt; abends wird gesungen und musiziert. Die Nachtwachen finden bei lauen Temperaturen unter einem großartigen Sternenhimmel statt. In den Wachen lernen wir – neben einer Vertiefung der nautischen Kenntnisse – neue Sternbilder kennen. Unser Vorankommen in Richtung Norden bemerken wir so z.B. am Polarstern, der bisher nur knapp über dem Horizont stand, jetzt dagegen schon wieder etwa 20° über dem Horizont zu finden ist. Passend zu unserer Stimmung an Bord wurden wir heute von einer Schule Zügeldelfine fast zwei Stunden lang mit akrobatischen Sprüngen um unseren Bug unterhalten.

 Außerdem ist diese Woche geprägt von Unterricht und gleichzeitig den Vorbereitungen für den bevorstehenden Landaufenthalt auf Kuba. Gestern stellte Ruth der Besatzung das geplante Programm vor, und wir alle sind gespannt auf die Eindrücke und Erlebnisse, die uns dort erwarten werden. Zudem hielt Paulina heute einen interessanten Vortrag zum „Spanisch weltweit“.

Wir freuen uns auf zwei weitere Segeltage, bevor wir am Sonntag in Maria La Gorda vor Anker gehen werden. Am Montag, den 30.01.2023, wird die Jugendgruppe zusammen mit Ruth, Anne und Judith die Thor Heyerdahl für den Landaufenthalt in Kuba verlassen. Die Thor wird dann mit der restlichen Besatzung nach Isla Mujeres/Mexiko laufen, um dort das Schiff für die Weiterreise zu den Azoren zu überholen und zu verproviantieren.

Johannes Schiller, Kapitän, Judith Erhardt, Projektleiterin an Bord und Dr. Ruth Merk, pädagogische Leiterin