Klettern im Rigg
Datum: 15.10.2024
Mittagsposition: 53°58´N; 007°08´E
Etmal: 41 sm
Lufttemperatur: 13,5° C, Wassertemperatur: 14° C
Am Montag lagen wir den ganzen Tag vor der Schleuse in Brunsbüttel, da wir zunächst auf ein Ersatzteil und dann auf das nächste Hochwasser warteten, um unsere Reise Elbe abwärts fortzusetzen.
Das hatte jedoch den Vorteil, dass wir alle einmal, ohne großen Wellengang, ins Rigg klettern konnten. Die Rigg-Einweisung begann damit, dass wir unsere Klettergurte erhielten und uns gezeigt wurde, wie wir sie benutzen sollen. Damit wir immer mit mindestens einem Karabiner eingehakt sein können, gibt es zwei zum Klettern, und einen zum Festmachen am Arbeitsort, den Arbeitskarabiner. Trotzdem müssen wir uns natürlich immer noch gut festhalten. Zusätzlich gibt es die Drei-Punkt-Regel. Diese besagt, dass immer mindestens drei Punkte am Schiff fest sein müssen, also zwei Füße und eine Hand oder zwei Hände und ein Fuß. So ist man beim Klettern immer abgesichert, kann aber trotzdem noch arbeiten.
Nachdem wir dann unsere Gurte angezogen hatten und alle von den Segelstammmitgliedern durchgecheckt waren, ging es zum Schoner-Mast, dem vordersten der drei Masten.
Beim Klettern war ich der vierte. So durfte ich noch ein bisschen unten warten und den Ersten zuschauen. Dabei stieg die Vorfreude natürlich richtig an. Das erste Mal ins Rigg klettern und die Welt vom Mast eines Schiffes betrachten zu können – genial! Zwar war ich schon das eine oder andere Mal klettern und auch in solch einer Höhe, jedoch noch nie über´m Wasser oder auf einem dann doch etwas schwankendem Mast.
Als ich dann an der Reihe war, hakte ich meine Karabiner in die Sicherungsleine ein und los ging‘s. Sprosse um Sprosse ging es hinauf, immer darauf bedacht, nicht herunterzufallen. Die Hände sollten wir dabei immer an den frisch geteerten Wanten, die parallel zu den Masten an den Seiten verlaufen, lassen. Dadurch hatte ich schon nach wenigen Metern schwarze und klebrige Finger.
Ungefähr auf der Hälfte des Anstiegs begann einer der anderen eines der Lieder aus dem Film „Pirates of the Caribbean“ zu singen und ich sang natürlich mit. Da fühlte man sich schon direkt wie auf einem Piratenschiff. Auch einige andere Lieder stimmten wir noch an, welche für lustige Stimmung sorgten.
Trotz ein paar Wolken am Himmel war die Sicht super. Je weiter ich hinaufstieg, desto weiter sah ich auch – am Anfang nur die Schleuse, eine nahe liegende Kirche, die beeindruckende Brunsbütteler Brücke und den Ort selbst, später jedoch auch die Elbe und irgendwo am Horizont bereits fast die Nordsee.
Als ich oben angekommen war, zeigte uns ein Stammbesatzungsmitglied aus der Segelcrew ein paar Besonderheiten im Rigg. Doch es fiel mir schwer, zuzuhören. Während ich da oben stand und mir der Wind durch die Haare fuhr, wurde mir das erste Mal richtig bewusst, dass ich das jetzt für ein halbes Jahr erleben darf. Das war für mich ein besonderer Moment, weil er mir das Gefühl gab: Jetzt bin ich angekommen, hier kann ich immer, wenn ich möchte, herkommen, hier ist für die kommende Zeit mein Zuhause.
Jedoch wurde ich recht schnell wieder aus meinen Gedanken gerissen, und zwar durch ein Segelcrewmitglied, das mir sagte, ich könne später nochmal wiederkommen, doch jetzt müsse ich leider runter, da die anderen auch noch hochwollten. Also kletterte ich wieder herunter. Ich ließ mir Zeit, um noch möglichst lange die schöne Stimmung und den Ausblick zu genießen.
Während einige anderen und ich zuerst auf dem Schoner-Mast geklettert waren, kletterten andere zuerst ins Klüver-Netz, also nach ganz vorne. Dort durften wir, nachdem wir vom Schoner wieder unten waren, auch noch hin. Darauf, ganz nach vorne zu klettern, hatte ich mich auch schon gefreut und so war ich dann als einer der ersten vorne im Klüver. Ich habe ihn zu meinem neuen Lieblingsort an Bord erkoren. Von vorne das Schiff zu betrachten, während alle geschäftig umher wuseln und ihren Aufgaben nachgehen – einfach super! Dazu kommt, dass man fast schon über dem Wasser schwebt, vom Meer getrennt nur durch ein paar dünne Seile – und doch gehalten von den dicken Stahlseilen. Dort durften wir auch länger bleiben, sodass ich mich noch einmal in Gedanken verlieren konnte. Auf dem Klüverbaum liegend habe ich zwar auch an meine Familie und Freunde gedacht, aber mehr noch habe ich mich auf die vor mir liegende Zeit gefreut und freue mich auch immer noch.
Seitdem habe ich jede freie Minute genutzt, nach dort vorne zu kommen. Während das Schiff durch die Wellen fährt, ist es durch den Seegang sogar noch ein wenig aufregender – und trotzdem immer noch der perfekte Platz zum Entspannen und um den Tag Revue passieren zu lassen.
KUS-Ticker
Montag, 14.10.2024
- 09:00 Uhr: Liegen an den Seglerdalben in Brunsbüttel
- 10:30-11:30 Uhr: Rescue-Boot-Einweisung
- 11:30 Uhr: Reinschiff
- 12:30 Uhr: Mittagessen
- 14:30-16:30 Uhr: Rigg-Einweisung
- 17:00 Uhr: Wachbesprechungen
- 18:00 Uhr: IT-Einweisung
Dienstag, 15.10.2024
- 01:05 Uhr: Ablegen von den Seglerdalben (Wache 1)
- Normaler Wachbetrieb