Auf zu neuen Ufern!

Datum: Sonntag, 01.11.2020
Mittagsposition: Helgoland
Wetter: Lufttemperatur: 13˚C Wassertemperatur: 13,5˚C Wind: SW 5

Endlich wieder auf dem Wasser! Ich hatte mich schon seit Tagen auf diesen Ausflug zur Düne gefreut. All den Stress, den der Bordalltag manchmal so mit sich bringt, am anderen Ufer zurücklassen und mit meiner Wache einfach eine gute Zeit haben, neue Dinge sehen und lernen, ein paar Stunden die einzigartige Natur genießen. Wir bekamen sogar im Gegensatz zu den anderen Ausflugsgruppen, die in den Tagen vor uns die Führung gemacht hatten, etwas Sonnenschein ab, und so war die Überfahrt mit der kleinen Fähre wunderschön. Der Hafen wurde immer kleiner und das salzige Wasser in meiner Nase, die Wellen und der Wind machten meine Vorfreude nur noch größer.


Die Düne – eine vorgelagerte Insel, knapp eineinhalb Kilometer vor Helgoland – war bis 1720 mit der Hochseeinsel durch eine Landbrücke, die bei einem großen Sturm zerbrochen war, verbunden. Man konnte schon vom Hafen aus den Strand erspähen, an dem sich die seltsamen Tetrapoden, die wir schon oft auf Helgoland gesehen hatten und die dem Küstenschutz dienen, stapelten. Sie waren mit ihrer geometrischen Form und ihren scharfen Kanten aus Beton, die einen Menschen um einiges überragten, wie von einem anderen Stern. Der wie immer kräftige Wind, der auch hier wehte, verwirbelte das lange Gras auf den Dünen und brachte die paar kargen Sträucher zum Zittern. Unser Guide Paul, ein Mitarbeiter des Vereins Jordsand, führte uns über die Insel und zeigte und erklärte uns die vielen Besonderheiten. Den meisten Spaß hatten wir alle, als wir am Strand einfach herumlaufen durften, um kleine Schätze und so manche seltsam anmutende Pflanze zu sammeln und unsere Funde im Anschluss mit Paul zu besprechen. Wir entdeckten Federn, Muscheln und ein paar Helgoländer Feuersteine, sogar ein paar versteinerte Muscheln waren dabei, die in dem tropischen Meer der Kreidezeit, aus dem die Funde stammen, abgelagert und sedimentiert wurden.

Das Highlight dieses Ausflugs waren aber sicher die Kegelrobben, die auf der Düne ihre Jungen zur Welt bringen, und oft am Strand dösen. Die schwangeren Weibchen ziehen sich für die Geburt ins Landesinnere zurück, um das Neugeborene vor Hochwasser und Unwettern zu schützen. Denn das Junge ist nicht sofort in der Lage zu schwimmen, sondern muss erst einmal das Fell wechseln, da sich ihre fluffige Behaarung sofort vollsaugen würde und das Junge nicht genug Kraft hätte, um sich damit über Wasser zu halten. Die vorangegangenen Führungen hatten sogar ein Robbenbaby sehen. Nach zwei Wochen allerdings, noch bevor der Fellwechsel stattgefunden hat, verlassen die Mütter ihre Babys und kehren ins Meer zurück, um zu jagen und wieder zu Kräften zu kommen. Die Jungen sind auf sich allein gestellt und ernähren sich von den Fettreserven, die sie während der Stillzeit angelegt haben.

Was mich überrascht hat, war, dass die Paarungszeit und die Geburten zeitlich nah beieinander liegen. Da Robben eine Tragezeit von etwa elf Monaten haben, heißt das, dass Robbenweibchen nach der Geschlechtsreife fast ihr Leben lang schwanger sind. Paul hat uns außerdem erzählt, dass die Weibchen etwa 35 Jahre alt werden, die Männchen aber nur 25. Das liegt daran, dass die Bullen während der Paarungszeit, um möglichst viele Weibchen für sich zu gewinnen, zum Teil blutige Kämpfe austragen und sich von den Verletzungen nicht so leicht erholen. Außerdem haben sie ein anderes Fressverhalten, was zur stärkeren Abnutzung der Zähne führt und damit ihre Lebenserwartung sinkt, da sie früher nicht mehr in der Lage sind zu jagen. Kranke und verletzte oder geschwächte Tiere sondern sich von der Gruppe ab. Die Parkranger, die die Naturschutzgebiete auf der Düne und auf Helgoland betreuen, begraben die verstorbenen Tiere an einem Kiesstrand in der Nähe.

Es war schon etwas sehr Besonderes nicht nur etwas zu lernen, sondern direkt neben den Tieren zu stehen, über die etwas erklärt wurde, und die Szenerie auf sich wirken zulassen. Eine weitere Rarität, die die Düne besitzt und die wir besichtigten, waren die Süßwasserteiche, die viele Zugvögel nutzen, um sich zu reinigen und zu waschen. Sogar ein paar Schildkröten haben sich in einem dieser Tümpel angesiedelt. Zum Schluss unternahmen wir noch eine kleine Wanderung zu einem anderen Strand, an dem sich ein paar Seehunde niedergelassen hatten. Ähnlich wie die Robben kommen sie zur Düne, um ihre Jungen zur Welt zu bringen, sind aber wesentlich kleiner und haben ein ganz anderes Gesicht. Nach einem kurzen Schlusswort endete die Führung auch wieder an dem kleinen Anlegesteg, gegen den die Wellen rhythmisch schlugen. Immer wieder hin und her.

An dem Tag, an unser Biologielehrer Andi uns eröffnete, wir würden die Düne besuchen, betonte er, es handele sich um eine wunderbare Chance viel zu sehen und viel zu lernen. Ich glaube, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass wir mehr gesehen und gelernt haben, als wir in diesem Moment geahnt haben. Was wir wohl sonst noch alles erleben werde

KUS-Ticker

02.11.2020

  • 07:30 Frühstück
  • 08:30-09:30 Backschaft und Reinschiff
  • 09:30 Vortrag von Johannes: Big Five von Helgoland
  • 10:00-13:15 Unterricht: Mathematik, Physik, Chemie
  • 14:15 Vortrag von Anouk: US-Wahlsystem
  • 18:00 Abendessen

03.11.2020

  • Vorbereitung Auslaufen: Schiff seeklar machen
  • Geburtstag Melanie