Zurückblicken auf die erste Etappe

Datum: Dienstag, 24.11.2020
Mittagsposition: 28° 40,5‘ N, 017° 45,9‘ W – Santa Cruz de la Palma
Wetter: Lufttemperatur: 30°C, Wassertemperatur: 24,5°C, Wind: 0

Ein Schritt, ein Schritt der dein Leben verändert, ein neues Kapitel eröffnet und das Abendteuer KUS 2020/21 endlich beginnt. Der Schritt, mit dem du in den Bus nach Kiel einsteigst. Voller Vorfreude, Aufregung und tausend Fragen, was wohl auf dich zukommen wird. Die meisten KUSis siehst du das erste Mal in Wirklichkeit, hättest dir manche vielleicht anders, größer oder kleiner vorgestellt, aber du merkst, dass alle eine wunderbare Persönlichkeit haben und die nächsten 6,5 Monate nur eine unglaubliche Zeit werden können. Die Schüchternheit begleitete uns die Werftzeit sowie die ersten Tage auf See. Als Erstes lernst du die Leute aus deiner Wache kennen, mit der du die Zeit bei der Wache verbringst, Nautische Freiarbeit hast oder täglich bei Reinschiff, das Schiff auf Vordermann bringst. Aber auch deine Kammermitbewohnerinnen und Kammerbewohner und die restlichen Schülerinnen und Schüler sind dir durch das gemeinsame Essen, Spielen oder auch Projekte, wie zum Beispiel das Erkunden von Helgoland, schnell bekannt und vertraut.

Auf der Fahrt nach Helgoland wurden wir das erste Mal mit der Seekrankheit konfrontiert. Gemeinsam über der Reling hängen und die Fische füttern, schweißt uns zusammen. Kaum hast du dich umgedreht, wird dir von Seefesten ein Tuch gereicht und ein Glas Wasser, Zwieback oder Salzstangen angeboten. Nur gemeinsam konnten wir uns dieser Herausforderung stellen und sie so gut meistern, wie wir es getan haben. Den Landaufenthalt auf Helgoland haben wir alle als eine schöne Zeit mit zahlreichen Landgängen, süßen Kegelrobben sowie Seehunden und vielem neu Gelernten über die Insel und ihre Bewohner in Erinnerung. Nachdem wir 12 Tage auf Helgoland lagen, hieß uns die stürmische Nordsee mit viel Wind und Seegang herzlich willkommen. Nun gehörte auch die 3-stündige Fahrwache, einmal nachts und einmal tagsüber, zu unserem Bordalltag dazu. Neben Sicherheits- und Maschinenronden, Ausguck, Wetter und Position eintragen, zählt das Rudergehen, bei dem wir uns täglich verbessern, zu unseren Aufgaben. In einem Ruderwettbewerb konnten wir unser Erlerntes beweisen.

Besonders gut kann ich mich an den Morgen erinnern, als ich mir mit dem Ausblick auf die Felsküsten von England meine Zähne putzte. Ich versuche immer wieder zu realisieren, wo wir gerade sind und was um mich herum passiert. Unglaublich. Das Schönste an all diesen Momenten ist, dass du diese Erlebnisse immer mit deinen Freunden teilst und sie dadurch unvergesslich sind. Ein feierlicher Moment am Ende des Englischen Kanals war, als unser Maschinist Willi die Hauptmaschine ausschaltete und wir endlich segelten. Links und rechts waren grinsende Gesichter zu sehen und die Freude zeigte sich durch kräftigen Applaus. Nachdem tagelang der Wind aus der falschen Richtung kam, stand er nun richtig.  Die Biskaya war für viele von uns eine schwere Zeit, gepackt von der Seekrankheit rafften wir uns auf, um die Bordtätigkeiten so gut es geht zu vollziehen. Delfine, Wale und spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge belohnten uns und die Vorfreude auf Spanien und die Kanaren stieg von Tag zu Tag. Noch ein kleiner Zwischenstopp in La Coruña, bei dem wir neben Unterricht, Sport und unseren Workshops die warmen Temperaturen von Spanien genossen. Die Workshops Theater, Fotographie und Film, Philosophie, Latex und Musik werden von den Betreuern angeboten.

Jeden Sonntag treffen sich die Workshopgruppen für eineinhalb Stunden. Diese Etappe besuchte ich den Theater Workshop bei Jo. Jedes Treffen hatte ein Thema (z.B. Zeit, Improvisationstheater oder die Neutrale Haltung), zu dem wir mehrere Übungen machten und am Ende in kleinen Gruppen ein kurzes Stück vorführten. Unsere letzte kleine Seeetappe bis zu den Kanaren verbrachten wir in kurzer Kleidung. Endlich konnten wir uns von der Skiunterwäsche und dem lästigen Ölzeug verabschieden. Der Sprung in den Atlantik war ein Highlight, keiner rechnete damit, dass uns Ruth vorschlug, die Thor in eine kleine Badeanstalt zu verwandeln. Die letzten Fahrwachen mit der aktuellen Wache waren besonders schön. Alles verlief einwandfrei und wir genossen gemeinsam die letzten sternenklaren Nächte auf See vor unserem großen Landaufenthalt auf den Kanaren. Die vier Wachen sind zu eingespielten Teams geworden, das Setzen, Bergen sowie Packen von den Segeln verläuft mittlerweile ohne Probleme.

Am 23.11.20 um 9 Uhr ertönte der Ton von Signal K, ein Dringlichkeitssignal. Jede Wache ging auf ihre Station, um die Thor bereit für das Einlaufen in Santa Cruz de la Palma zu machen. Wir erblickten die Berge, Städte und konnten es kaum erwarten, endlich an Land zu gehen. Das Anlegen in la Palma bedeutet aber auch, dass sich die erste Etappe dem Ende neigt und wir uns von vier Stammmitgliedern verabschieden müssen. Was in den letzten fünfeinhalb Wochen passiert ist, was wir gelernt und erlebt haben, ist unglaublich. Die Thor ist unser Zuhause geworden und der neue Alltag zur Gewohnheit. Wir sind gespannt, was uns auf den Kanaren erwarten wird, aber freuen uns schon wieder, zu unserem neuen Zuhause zurückzukehren. Aber jetzt heißt es erstmal packen…

KUS Ticker

23.11.2020

  • 09:00 Uhr Signal K
  • 10:30 Uhr Einlaufen in Santa Cruz de la Palma
  • 11:30 Uhr Segel packen, Sonnensegel spannen
  • 12:30 Uhr Mittagessen (Gnocchiauflauf mit Roter Bete)
  • 13:30 Uhr Kombüse für Hygienekontrolle putzen und restliche Segel packen
  • 16:00 Uhr Kaffeepause (Melone, Äpfel, Bananen, Birnen, Orangen)
  • 16:15 Uhr Fertig putzen, Abendessen vorbereiten, PCR-Test
  • 18:30 Uhr Abendessen (Nudelsalat, Reissalat, Brotzeit)
  • 22:30 Uhr Empfang der zwei neuen Crewmitglieder

24.11.2020

  • 07:00 Uhr Allgemeines Wecken
  • 07:30 Uhr Frühstück (Obstsalat mit Birchermüsli)
  • 08:30 Uhr Packen / für die Hygienekontrolle putzen
  • 12:30 Uhr Mittagessen (Tomatensuppe/Erbseneintopf)
  • 13:30 Uhr Wachabschlusstreffen
  • 16:00 Uhr Kaffeepause
  • 16:30 Uhr Großreinschiff
  • 18:00 Uhr Abendessen (Brotzeit)
  • 20:00 Uhr Fragebogen ausfüllen