Reiseblog

Zuhause

von Mika

Was ist zuhause? Ist zuhause der Ort, an dem mein Bett steht, in dem ich schlafe?
Ist zuhause der Ort, an dem ich mich wohlfühle? Ist zuhause der Ort, den ich Menschen aufschreibe, wenn sie mich nach meiner Adresse fragen? Was ist zuhause?
Eine Frage die banal klingt, aber doch so tiefgründig ist, dass ich sie mir gerade stelle, während ich, mitten auf dem Atlantik, auf einem Segelschiff sitze und in die unendliche Weite des blauen Gebirges, das wir Ozean nennen, schaue.

Hin und her, her und hin rollt unsere stählerne Dame und schmiegt sich in die Täler der vorbeirauschenden Wellen. Ich sitze gerade neben dem Messe-Niedergang (Treppe zur Messe) und gucke in die Ferne. Bis vor ein paar Minuten hatte ich noch Freiarbeit, eine eingeteilte Arbeitsphase, außerhalb des Unterrichts, in der wir schulische Inhalte selbstorganisiert wiederholen und vertiefen können. Nun habe ich es mir neben Leon bequem gemacht und habe angefangen, diesen Blog zu schreiben. Ich wollte gerade mein Brainstorming zu Blog-Themen starten, da vernehme ich Leons Stimme an meiner rechten Seite: „Ist es nicht witzig? Unser Zuhause bewegt sich!“

Und damit konnte ich mein Brainstorming auch gleich wieder einstellen. „Unser Zuhause bewegt sich“, wiederhole ich. „Schon verrückt.“ „Ja, und vor allem, sehen wir es mittlerweile fast als normal an, obwohl das alles andere als normal ist“, fügt Leon hinzu. „Obwohl ich 15 Jahre lang in einer Wohnung ohne Krängung bis 20 Grad gelebt habe“, bemerke ich scherzhaft. „Heute bin ich den Messe Niedergang nach oben gegangen und wurde förmlich geblendet vom Blau des Ozeans, irgendwie hatte ich durch die stickige Luft der Messe vergessen, wo ich überhaupt bin. Es ist zwar auch nicht unbedingt gängig, aus seinem Wohnzimmer nur eine Treppe (Niedergang) hochgehen zu müssen, um mitten am bzw. auf dem Atlantik zu sein, aber es war trotzdem sehr überraschend“, sage ich. Wenn wir schon bei Zuhause sind“, schneide ich eine neue Diskussion an. „Heute hatte ich ja Unterricht und ich fand es recht amüsant, dass mein Schulweg in etwa 15 Sekunden einnimmt. Das können wohl die wenigsten behaupten, abgesehen davon, dass die meisten Menschen gerade auf dieser Welt wohl keinen anderen Schulweg haben, als aus ihrem Bett zu ihrem Computer“. „Das ist zwar bei 15 Sekunden relativ offensichtlich, aber es ist ebenfalls ein bisschen komisch, dass mein Klassenzimmer räumlich mit meinem Wohnzimmer übereinstimmt“, geht Leon auf meine Bemerkung ein. „Ja, da hast du recht“, bestätige ich ihn. „Irgendwie findet gefühlt alles in meinem Wohnzimmer statt. Ich esse drin, ich habe Unterricht drin und spiele Spiele drin. An Vorträgen arbeite ich meistens auch in der Messe.“

Auf und ab, hoch und runter gleiten wir durch das Wasser. Die Gischt spritzt übers Schanzkleid, und bestätigt, bläst der Passat eine Brise Wind in unsere Segel.

„Aber was ist überhaupt dieses Zuhause?“, frage ich. „Weiß nicht“, antwortet Frederick, der sich mittlerweile auch zu uns gesellt hat. „Die Thor würde ich aus meinem Bauch raus schon als mein, vielleicht zweites Zuhause bezeichnen“, gebe ich meine Gedanken preis. „Ich glaube, das liegt daran, dass die Thor jetzt für ein halbes Jahr mein „Wohnsitz“ ist. Wir sind zwar gut die Hälfte der Reise an Land, aber die Thor ist der Ort, zu dem wir immer wieder zurückkehren, der Ort, den wir vermissen, während der Landaufenthalte, der Ort, an dem wir eben wohnen und leben, unser zuhause.“ „Du meinst also, dass der Begriff >Zuhause< etwas mit der Räumlichkeit, dem Ort, an dem du schläfst und isst und irgendwie lebst zu tun hat? Also praktisch eine Frage des Räumlichen ist?“, fragt Leon nach. „Schon irgendwie“, antworte ich. „Ich denke, dass es eine Mischung aus Räumlichem und Gefühlen ist. Denn zu einem Zuhause gehört für mich auch eine gewisse Verbundenheit dazu.“ „Ist denn der Begriff >Zuhause< überhaupt gedrungen definiert zu werden?“, wirft Frederick ein…

Diese Frage soll der Schluss dieses Blogs sein, denn kann der Begriff Zuhause nicht subjektiv sein?
Oft frage ich mich: Wie kann ich ihn deuten? Doch ich denke, er kann für alle Menschen etwas anderes bedeuten…

KUS -Ticker

Montag, 08.02.2021

Mittagsposition: 18°32.5‘ N 027°49.1‘ W
Etmal: 137.5 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22°C Wassertemperatur: 22.5°C

  • Wachbetrieb und Reinschiff für Unterrichtsgruppe A
  • 8:30: Unterrichtsbeginn für die Unterrichtsgruppe B
  • Maschinisten Praktikanten: Peer, Fred
  • Proviantpraktikantin: Melanie
  • Bootsmanns Praktikant/innen: Eva, Joshua
  • 13:15-16:45: Uhr Wahlpflichtfächer und Additum (Eigenständige Aufarbeitung von Schulinhalten, die nicht auf KUS unterrichtet werden)

Dienstag, 09.02.2021

Mittagsposition: 20°08.6‘N 029°23.8‘ W
Etmal: 144 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22.3°C, Wassertemperatur: 22.5°C

  • Wachbetrieb und Reinschiff für Unterrichtsgruppe A
  • 08:30: Unterrichtsbeginn für die Unterrichtsgruppe B
  • Maschinisten Praktikanten: Leon und Jonas
  • Proviant Praktikantin: Caroline
  • Bootsmanns Praktikanten: Hanno und Kailun
  • 17:45: Vortrag von Ansgar über „Sir Francis Drake“